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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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schien dann meine eigenen Gedanken zu wiederholen: » Ich bin Euer Sklave .« Er hob zögernd eine Hand und berührte meine Haare. » Ich bin nie Euer Bruder gewesen. Und einen Sklaven könntet Ihr zu Euch ins Bett nehmen, selbst wenn es nicht den Sitten entspricht.«
    Â» Aber wir sind zusammen aufgewachsen.« Sag es nicht, Brand. Sag es nicht.
    Â» Das macht uns immer noch nicht zu Geschwistern. Und es ist auch nicht die Liebe zu Favonius, die Euch zurückhält. Ihr liebt ihn nicht.« Er sagte das mit vollständiger Gewissheit.
    Â» Nein– nein, ich vermute, das tue ich nicht. Er ist ein Freund und stillt ein Verlangen.«
    Â» Das könnte ich auch. Und ich würde nicht um mehr bitten, als ich haben könnte.« Seine Finger wanderten von meinen Haaren zu meinem Gesicht. » Ich habe Euch geliebt, seit ich ein Junge war; in all diesen Jahren habe ich gelernt, mich mit sehr wenig zufriedenzugeben.« Er beugte sich vor und küsste mich, berührte meinen Mund sanft mit den Lippen und legte mir eine Hand auf die Brust. Bevor er den Kuss jedoch vertiefen konnte, zog ich mich zurück. Seine Hand blieb, wo sie war; die leuchtenden Stellen in seinen Augen flackerten.
    Â» Ich kann nicht, Brand.« Ausnahmsweise konnte ich seine Gefühle lesen, aber ich war nicht froh darüber. Denn ich war mir der tiefen, bitteren Trauer bewusst, die das Zimmer erfüllte, und ich begriff, welch großen Schmerz ich ihm zufügte. Er musste vermuten, dass mich mehr die Vorstellung davon abhielt, einen Sklaven zum Geliebten zu haben, als irgendeine schwesterliche Zuneigung. Ich fühlte mich beschämt, und ich wusste nicht, warum.
    Seine Hände lösten sich von mir, und er senkte den Blick. » Ich kümmere mich um das Schwert, Legata«, sagte er mit völlig neutraler Stimme. Er ging zum Tisch, auf dem das eingewickelte Schwert lag– und stellte fest, dass er es nicht bewegen konnte. Verblüfft zog er seine Hand zurück. » Bei Ocrastes’ Eiern, ist das schwer ! Wie könnt Ihr das nur hochheben?«
    Ich war froh, das Thema wechseln zu können, und sagte: » Für mich ist es nicht schwer. Wohin soll ich es legen?«
    Er zögerte.
    Ich zog eine Augenbraue hoch. » Oh, du auch, Brand? Wovor hast du Angst? Numina?«
    Er sah mich erheitert an. » Wenn es wirklich das Spielzeug eines Numens ist, zu was macht Euch das dann?«
    Ich verzog das Gesicht. » Ja, zu was?« Innerlich fühlte ich mich einfach nur elend. Immer wieder hörte ich, wie ich stumm die Worte wiederholte: Ich bin keine Unsterbliche. Und auch kein Numen. Solche Geistwesen gibt es nicht. Hat es wahrscheinlich auch nie gegeben.
    Er versuchte, sein Unbehagen mit einem Lachen zu überspielen. » Legt es unter die Pritsche, ganz hinten an die Wand. Dort wird es sicher sein. Niemand wird es dort suchen.«
    Ich tat, was er vorgeschlagen hatte, und wandte mich wieder um. » Danke. Gute Nacht, Brand.«
    Â» Gute Nacht, Legata.« Da war wieder der vertraute, leichte Spott in seiner Stimme, und seine Gefühle waren erneut vor mir verborgen.
    Lautlos kehrte ich in jenen Teil des Gebäudes zurück, in dem sich die Schlafräume befanden. Öllampen flackerten in den Wandnischen, und der Geruch ihrer brennenden Dochte wurde von den Düften gedämpft, die dem Öl beigegeben worden waren. Die Gänge waren schwach beleuchtet und lagen still da. Meine Gedanken waren ein Chaos aus Flüchen. Bei allen verfluchten Nebeln von Acheron – was hat sich der verdammte Kerl eigentlich dabei gedacht? Wie ist er nur auf die Idee gekommen, dass ich auf sein Angebot, mit ihm zu schlafen, eingehen würde?
    Ich fing mit einem weiteren dieser dummen, nutzlosen Selbstgespräche an, die ich manchmal führte: Dein Fehler, Legata. Du warst es, die darauf bestanden hat, ihn wie einen Freund zu behandeln.
    Die Antwort kam sofort: Er ist ein Freund, verdammt. So hatte ich es gewollt. So will ich es immer noch. Ich brauche einen Freund.
    Du wolltest ihn in deinem Bett haben. Du wolltest ja sagen.
    Ich werde meinen Sklaven nicht in mein Bett holen.
    Du könntest zurückgehen.
    Halt den Mund!
    Ich betrat den Korridor, der zu meinen Gemächern führte. Eine einzelne Flamme brannte noch bei meiner Tür, völlig reglos, als wäre sie auf die Lampe geklebt worden. Die anderen waren erloschen, so dass der Gang düster dalag. Ich ging in Gedanken verloren weiter

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