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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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erklärte, dass das Wasser der tiefer liegenden Gebiete von unter der Erde kam, um Horte des Lebens zu erschaffen; lediglich die höher gelegenen Gebiete waren so trocken.
    Die meisten Täler waren von Karden besiedelt. Domestizierte Tiere weideten unter dem wachsamen Blick kardischer Hirten. Wildes Gestrüpp trennte Äcker voneinander, die mit unterschiedlichen Getreidesorten bepflanzt waren, und Obstbäume säumten die Wiesen. Hier und da beförderten Windmühlen mit Flügeln aus Tierhäuten Wasser in Bewässerungssysteme. Entgegen aller Erwartungen befanden sich die Dörfer und Städte nie im Zentrum der Täler, sondern an den Rändern, wo die Erde zu trocken und zu steinig war, als dass man sie hätte pflügen können. Die Häuser bestanden aus Lehmziegeln und verschmolzen unauffällig mit der umgebenden Wüstenlandschaft.
    Es interessierte mich, wie die Häuser von innen aussahen, und mehrmals ließ ich anhalten und bat einen Besitzer, eintreten zu dürfen. Niemals wurde mir die Bitte abgeschlagen, aber man brachte uns auch keine Gastfreundschaft entgegen, indem man uns anbot, Platz zu nehmen, oder uns etwas zu trinken reichte.
    Im Innern der Häuser war es kühl und dämmrig; die Fußböden waren mit Steinen gefliest, die Möbel schlicht und aus Korbgeflecht. Sie wirkten spartanisch auf mich, und ich betrachtete sie herablassend– bis ich sah, was die Tyraner angerichtet hatten.
    Wo die zivile oder militärische Verwaltung der Tyraner Raststationen vorgesehen hatte, waren riesige Gebäude aus Stein und Marmor entstanden, gewöhnlich am Ufer eines Sees. Sie verunzierten die Landschaft wie die Scheißhaufen von Gorklaks ein Blumenbeet– so drückte Brand es aus–, und zum ersten Mal stellte ich fest, dass meine Bewunderung für den Fortschritt der Tyraner mit Beschämung verbunden war. Derartige Monumente hatte ich einmal für prachtvoll gehalten, als das Symbol der Macht und der Herrlichkeit der Tyraner. Jetzt jedoch sah ich in ihnen einen beklemmenden Mangel an Vorstellungskraft und den Wunsch, lieber zu herrschen, als irgendwo dazuzugehören. Allem, was tyranisch war, schien es plötzlich an Anmut und Feinsinnigkeit zu mangeln.
    Tyranische Architektur außerhalb einer tyranischen Umgebung zu sehen, hätte mich ärgern können, aber meine jetzige Reaktion entsetzte mich. Mir war unbegreiflich, wieso ich, die ich immer alles Tyranische geliebt hatte, auf einmal auf diese Weise empfand. Dieses seltsame Land mit seiner mysteriösen Schönheit raubte dem Fundament, auf dem ich mein Leben aufgebaut hatte, die Stabilität, und ich wollte nicht in mein Inneres sehen, um herauszufinden, wieso.
    Aber auch, wenn die Gebäude hässlich waren, stimmte es mich ziemlich froh, nach einem Tag im Sattel die Wohltaten erfahren zu dürfen, die eine Raststation zu bieten hatte. Es war einfach das Paradies, mich in ein parfümiertes Marmorbad sinken zu lassen, saubere Kleidung anzuziehen und ein aus sieben oder acht Gängen bestehendes Abendessen genießen zu können, um danach in den Kissen eines Divans zu entspannen und den Liedern von Tyr zu lauschen, die ein Sklave spielte– auch wenn es bedeutete, mürrische kardische Sklaven in Kauf nehmen zu müssen, die sogar noch weniger entgegenkommend waren, nachdem sie mit Aemid gesprochen hatten.
    Der schlimmste Teil der Reise bestand in der Durchquerung des Tals, das Kardiastan wie eine tiefe Rinne durchzog und dabei an einen Gorklakpfad im Schnee erinnerte. Die Karden bezeichneten diese Rinne als Graben, und wenn man den Graben von seinem südlichen Rand aus sah, wirkte er tatsächlich herrlich: rote Mauern, die in Säulen und Furchen steil hinunter zu einem Talboden abfielen, wo sich ein See an den anderen reihte. In der Ferne, etwa zwei Tagesritte weit weg, befand sich die Nordwand, die genauso steil und beeindruckend war. Wir brauchten einen ganzen Tag, um auf einem Zickzackpfad ins Tal abzusteigen, und als wir unten waren, mussten wir gegen heftige Windböen ankämpfen, die den Spalt entlangwirbelten. Es mochte in Kardiastan vielleicht nicht regnen, aber an dieser Stelle fand eine Art Ausgleich statt. Der Wind peitschte Wasser von den Seen hoch, vermischte es mit dem roten Staub und schlug damit auf uns ein. Als wir schließlich die Nordwand erreichten, war alles feucht und pinkfarben, einschließlich unserer Sleczs.
    Immerhin

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