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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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schickten andere Leute, die sie für sie holten. Und sie riskierten ihr Leben auch nicht dadurch, dass sie Sklavenmädchen suchten, die nur zu leicht der Köder in einer Rattenfalle sein konnten. Ein Herrscher war einfach zu wertvoll, als dass man ihn so leicht einem derartigen Risiko aussetzen würde.
    Und doch war er der Illusionist; er hatte nicht gelogen, was das betraf. Was also ging da vor sich? Was war mir entgangen? Wieso hatte er riskiert, mich selbst zu suchen?
    Meine wild wirbelnden Gedanken nahmen mich so in Anspruch, dass ich die mit einem Umhang bekleidete Gestalt gar nicht sah, die zwischen mir und den Feuerstellen stand, bis ein Arm vorschoss und nach mir griff, als ich vorbeiging. Ich sah auf, schlagartig aus meinem Sinnieren gerissen. Es war Pinar. » Wo ist Temellin?«, fragte sie schroff.
    Ich wedelte vage mit der Hand; sie konnte durchaus selbst herausfinden, wo er war, wenn sie es wirklich wissen wollte. » Er hat den anderen Weg genommen.« Ich wollte weitergehen, aber Pinar legte ihre Hand auf mein Brustbein und hielt mich auf.
    Â» Ich durchschaue dich«, sagte sie. » Ich sehe, wozu alle anderen zu blind sind. Du hast vor, uns zu verraten.«
    Ich ließ mich nicht dazu herab, ihr zu antworten. Ich wollte an ihr vorbeigehen, aber ihre Hand hielt mich zurück. Plötzlich war ich außer Atem, als wäre ich gelaufen. » Lass mich in Ruhe, Pinar. Es gibt heute Nacht keinen Grund zur Eifersucht.« Aber ich konnte nicht weitergehen. Ich spürte, wie ihr Cabochon gegen mein Herz drückte, spürte die darauf folgende Herzrhythmusstörung. Ich taumelte und versuchte, sie wegzustoßen, aber meine Arme fühlten sich schwach an. Ich wollte schreien, aber es kam kein Laut aus meiner Kehle.
    Â» Ich kann nicht zulassen, dass du uns alle tötest«, sagte sie. Ihre Stimme war rau vor Widerwillen. » Du bist nur ein tyranischer Unmensch in kardischer Verkleidung. Du hast dein Geburtsrecht verkauft. Es ist besser, du stirbst hier und jetzt durch meine Hand. Es kümmert mich nicht, was die anderen sagen. Ich weiß, dass ich Recht habe.«
    Ich konnte nicht glauben, was da geschah. Ich starb. Ich kannte ein halbes Dutzend Arten, mit bloßen Händen zu töten– und ich war hilflos. Ich hatte nur noch Sekunden, bis mein Herz aufhörte zu schlagen. Göttin, so konnte ich unmöglich enden, gestorben in dieser Wüstenwelt im Alter von nicht einmal dreißig Jahren. Ich doch nicht. Meine linke Hand kroch langsam zu Pinars Brust hoch, jeder einzelne Zoll ein verzweifelter Willensakt und voller Schmerz, ohne jede Aussicht auf echten Erfolg. Dies war eine Macht, von der ich nichts wusste. Magormagie. Ich war nicht ausgebildet, von geringerem Rang…
    Ich versuchte, mein Entsetzen auszusenden, um die Magori auf mich aufmerksam zu machen, aber es war, als wäre ich innerhalb eines Kokons gefangen, den sie erschaffen hatte. Und nichts gelangte hindurch. Ich versuchte zu kämpfen, aber ich kannte die Waffen nicht– weder ihre noch meine.
    Ich sank auf die Knie, unfähig, irgendwie Widerstand zu leisten, und so schwach, dass ich noch nicht einmal flüsternd bei der Frau protestieren konnte, die mich gerade ermordete. Meine linke Hand war kein Teil mehr von mir. Sie bewegte sich ohne mein Wissen; sie hatte ein mattes Eigenleben, und ich war mir dessen zwar neugierig, aber auch distanziert bewusst. Ich sah sie am Rand meines Blickfeldes entlangwandern und sich nach Pinar ausstrecken, um sie auf die gleiche Weise zu berühren, wie sie mich berührte. Die Finger öffneten sich, und der Cabochon in der Handfläche ruhte auf Pinars Brustbein.
    Die Magoria lächelte; sie machte sich nicht einmal die Mühe, meine Hand wegzuschieben. » Was könntest du mir schon tun?«, flüsterte sie. Ihr Triumph stank in meinen Sinnen. » Ich bin eine ausgebildete Magoria.«
    In den Sekunden vor dem Tod erinnerte ich mich an meine Mutter, an meine echte Mutter, die in Gold und Blut gehüllt gewesen war und den Schlachtruf der Magori ausgestoßen hatte. Worte, die ich damals verstanden haben musste und an die ich mich jetzt erinnerte. Meine Lippen formten den tief empfundenen Schrei: Fah-Ke-Cabochon-rez! Gesegnet sei die Macht des Cabochons!
    Ich fiel mit dem Gesicht voran in den Sand. Blut rauschte durch meinen Körper, als Antwort auf die zurückgewonnene Kraft meines Herzens. Hier lag ich, sammelte Kraft, als wäre sie

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