Der Bund der Illusionisten 1
Ich glaube, sie haben schlieÃlich begriffen, dass sie damit nicht das Geringste erreichen, denn wir erzählen Menschen, die keine Magori sind, nie etwas über unsere Pläne oder wo wir uns verstecken. Und die befreiten Sklaven bringen wir zur Illusion, von wo sie niemals zurückkehren, wie du wissen musst. Das ist unser Preis für ihre Freiheit. Wie auch immer, nachdem die Bruderschaft es leid geworden war, normale Karden ohne Aussicht auf Erfolg zu befragen, haben wir nicht mehr viel von ihnen gesehen, seit Jahren schon nicht. Bis vor ein paar Wochen, als wir erfahren haben, dass die Tyraner in Sandmurram einen hochrangigen Kameraden aus Tyr erwarteten. Wir haben uns Sorgen deswegen gemacht und jemanden hingeschickt, der der Sache nachgehen sollte, aber es ist uns nicht gelungen, viel herauszufinden.«
Ich spürte, wie das vertraute Gefühl des Rausches in mir aufstieg. Dieser pikante Nervenkitzel, den das Spiel der Täuschung hervorrief, die Herausforderung, meinen Verstand mit einem würdigen Gegner zu messen. Diesmal war es umso köstlicher, weil mein Gegner ziemlich sicher nicht die geringste Ahnung davon hatte, dass überhaupt ein Spiel gespielt wurde. » Es muss sich um Legata Ligea handeln«, sagte ich. » Soweit ich weiÃ, hält sich zurzeit sonst niemand von der Bruderschaft in Kardiastan auf. Worüber sie sich auch beklagt hatâ sie ist hier ganz auf sich gestellt. In den Sklavenunterkünften in Tyr heiÃt es, dass ihr gröÃter Wert für die Bruderschaft in ihren auÃerordentlichen Fähigkeiten bei den Befragungen liegt.«
Er mochte zwar nicht viel Ahnung haben, was die Arbeitsweise des Exaltarchats in Tyr betraf, aber dieser Mann hatte Verstand. Genug, um die Schwächen einer Geschichte zu erkennen. » Es heiÃt, sie wäre die Tochter eines Generals«, sprach er weiter. » Von General Gayed, dem Kindermörder. Wie kommt es, dass die Tochter eines Generals eine Agentin der Bruderschaft wird? Sie ist eine Hochgeborene! Ihr Vater war ein angesehener Befehlshaber und Freund des Exaltarchen.«
Kindermörder? Ich wurde zornig, aber ich hielt meine Gefühle unter Kontrolle. » Na ja, so was besprechen die Leute nicht gerade mit ihren Sklaven, weiÃt du. Aber im Haus des Generals geht das Gerücht, dass Gayed sie zur Bruderschaft geschickt hat, weil er keinen Sohn hatte, den er den Legionären hätte geben können. Es mag zwar seltsam scheinen, aber der General war ein stolzer Mann, für den sein Patriotismus stets an allererster Stelle stand. Er warâ na ja, ehrenhaft würde es am besten beschreiben, vermute ich. Er glaubte, dass er als Bürger von Tyr eine Pflicht zu erfüllen hatte.«
Er starrte mich an, und ich spürte, wie gereizt er war. Ich vermutete, dass ihm das Wort » ehrenhaft« nicht sehr gefiel, aber ich konnte die Verleumdung Gayeds als » Kindermörder« nicht einfach so stehen lassen. Er holte tief Luft und kehrte zu seiner ursprünglichen Frage zurück. » Erzähl mir mehr über Ligea. Wie ist sie?«
Mein Slecz streckte die Fressarme aus und begann, die Wolle von Temellins Reittier zu kämmen und nach blutsaugenden Läusen abzusuchen, wie ich vermutete. » Sie ist noch keine dreiÃig. Sie ist zäh. Hart, aber gerecht. Sie ist Dummköpfen gegenüber nicht sehr tolerant. Zwar würde sie einen Sklaven nie schlecht behandeln, aber die Leute haben Angst vor ihr. Sie ist berühmt-berüchtigt. Es heiÃt, wenn man ihr in die Quere kommt, ist man verdammt.« All das war nur zu wahr.
» Hast du Angst vor ihr?«
» Sie hat mir nie Grund dafür gegeben.« Mein Slecz drängte näher an seines heran, und ich musste es wieder weglenken. Die beiden Tiere gaben interessierte Geräusche von sich, und ich wurde ungeduldig. Ich wollte mich auf unsere Unterhaltung konzentrieren und nicht von der Notwendigkeit abgelenkt werden, zwei überaus liebesbereite Reittiere auseinanderzuhalten.
» Jetzt hast du ihr einen Grund gegeben, wütend zu sein«, sagte er.
Ich lächelte. » Aber ich bin in Sicherheit, oder nicht? Du rechnest doch sicher nicht damit, dass sie den Weg zur Illusion finden könnte, oder?«
» Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Wieso ist sie eigentlich hier, in Kardiastan?«
» Soweit ich verstanden habe, soll sie dich finden. Sie haben von den Gerüchten gehört, dass du den Scheiterhaufen überlebt
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