Der Bund der Illusionisten 1
darüber nach, eine lebenslange Verbindung mit ihm einzugehen, sondern zog sogar im Gegenteil in Erwägung, all das zu verraten, was ihm lieb und teuer warâ also warum spielte das, was er sagte, eine Rolle für mich? » Das macht nichts. Ich kann in der Gegenwart leben und mich mit der Zukunft beschäftigen, wenn sie da ist.« Ich sah auf meine Handfläche. » Wir werden nicht mit diesen Dingern darin geboren, oder? Du hast etwas davon gesagt, dass meines kurz nach meiner Geburt in meine Handfläche gesetzt wurde.« Sag mir, dass ich kein Gott bin, und keine Unsterbliche. Sag mir, dass das hier etwas ist, das mir gewöhnliche Menschen angetan haben.
» Ja. Unsere Macht ist gewöhnlich nur latent vorhanden, oder es ist schwer, Zugang zu ihr zu finden. Die Cabochone sind es, die es der Macht gestatten, ihr Potenzial zu entfalten, wenn sieâ möglichst frühâ eingepflanzt werden. Später werden die Kinder darin ausgebildet, ihre Macht zu benutzen. Ich werde dir jetzt nicht erklären, wie die Cabochone eingepflanzt werden oder wie über die Farbe des Cabochons entschieden wird. Die Cabochone machen uns Magori zu dem, was wir sind; ohne sie hätten wir nicht mehr als den Schatten unserer Macht.«
» Und was passiert mit dem Cabochon, wenn man stirbt?«
» Er zerfällt zu Staub. Er kann nie wieder benutzt werden. Und wenn der Edelstein entfernt wird, solange du noch lebst, wirst du sterben. Wenn er versehentlich aufgebrochen wird, zerrinnt deine Macht.«
Ich wechselte das Thema. » Korden mag mich nicht. Aber du hast gesagt, dass er sich über mich freuen würde.«
Er war verwirrt. » Nein, ich erinnere mich nicht, so etwas gesagt zu haben. Wie kommst du darauf?«
» Du hast gesagt, der Illusionist würdeâ¦Â«
» Derâ oh!« Er lachte. » Korden ist nicht der Illusionist, Derya.«
» Er ist es nicht? Wer ist es dann?« Aber ich wusste es bereits. » Oh, süÃe Meleteâ du ? Du bist derâ¦?« Derjenige, den sie nicht foltern konnten. Derjenige, den sie nicht verbrennen konnten. Er war der Mann, den ich ergreifen sollte. Ich war so schockiert über meinen Fehler, dass meine Knie nachgaben und er mich mit einer Hand stützen musste. Wie hatte ich nur einen derart fatalen Fehler machen können? Eine Dummheit wie diese könnte mich das Leben kosten. Ich spürte eine betäubende Scham. Wo in allen Nebeln hatte ich meinen gesunden Menschenverstand gelassen? Zwischen den Beinen, da ich mich derart leicht von meiner körperlichen Reaktion auf einen gutaussehenden Mann überwältigen lieÃ?
» Derya, was ist los? Ist das so wichtig?«
» Ichâ nein, ich schätze nicht.« Es fiel mir schwer zu sprechen und eine stimmige Täuschung zusammenzubringen, ohne eine Lüge auszusprechen. » Es ist einfach nur, dass⦠gestern war ich nur ich. Und jetzt stelle ich fest, dass ich⦠in den Armen eines Herrschers gelegen habe.« Ich gab ein schwaches Lachen von mir. » Ich war ja so dumm.« Und das konnte ich laut sagen.
Er nahm mich wieder in die Arme und hielt mich, strich mit Küssen über meine Haare und wiegte mich, als wäre ich ein kleines Kind. Ich fühlte mich auch wie ein kleines Kind. Wo war der Kamerad der Bruderschaft jetzt? Wo waren meine Stärke, meine Objektivität, mein Verstand? Vor nicht allzu langer Zeit war ich eine der mächtigsten Frauen im Exaltarchat gewesen, aber jetzt war ich nur noch eine dumme Frau, die sich so in dem Netz eines attraktiven Mannes verfangen hatte, dass ich nicht mehr Herrin meiner Sinne war.
» Der, den sie in Sandmurram verbrennen wolltenâ warst du das?«, fragte ich schlieÃlich. Ist das möglich?
Er nickte kurz und schob den Vorfall als unwichtig beiseite. » Nimm es Korden nicht übel, dass er dir misstraut«, sagte er. » Und auch Pinar nicht. Sie waren damals schon älter und können sich an den Einmarsch erinnern, an den Verlust ihrer Eltern und an die Welt, die zerstört worden ist. Korden ist der älteste Magoroth, wie ich ein Neffe des letzten Illusionisten, nur war ich der Erbe und nicht er, weil mein Vater älter war als seiner. Es fällt ihm manchmal schwer, sich das in Erinnerung zu rufen. Er glaubt, dass er besser geeignet wäre als ich. Die Situation hat dazu geführt, dass er für mich mehr als nur mein Freund ist: Er ist mein Gewissen. Er hat das
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