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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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etwas Greifbares in der Luft, das ich nur packen und in mich einsaugen müsste. Dann hielten mich warme, starke Hände, hoben mich hoch und zogen mich an eine muskulöse Brust.
    Â» Temellin?«
    Â» Brand , verflucht! Alles in Ordnung?«
    Â» Sie wollte mich umbringen. Sie hat versucht… was ist passiert?«
    Â» Du hast sie von dir weggestoßen.«
    Â» Habe ich das getan? Wo ist sie?«
    Â» Sie hat sich wieder aufgerappelt und ist weggelaufen. Ich glaube, sie hat gesehen, dass ich gekommen bin. Sie hat geweint. Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    Ich rückte einen Schritt von ihm ab. » Ja, ich glaube schon.« Sie hat geweint? Pinar? » Danke.« Ich holte tief Luft. » Du bist mir gefolgt«, sagte ich vorwurfsvoll, nur um nicht über das nachdenken zu müssen, was gerade passiert war.
    Er schüttelte den Kopf. » Schmeichle dir nicht zu sehr. Ich bin hergekommen, um mich zu erleichtern. Und dann habe ich sie gesehen und mich gefragt, was sie vorhat. Ich habe euch beide gesehen, aber ich dachte, ihr würdet euch nur unterhalten. Es war zu dunkel– göttinverdammt, ich hätte fast zugelassen, dass sie dich tötet, weil ich dachte, ihr würdet reden!«
    Â» Schon gut. Es geht mir gut. Kehren wir zum Feuer zurück.« Ich lehnte mich gegen ihn. Ich war immer noch schwach. Während wir weitergingen, sagte ich: » Temellin ist der Illusionist, Brand.«
    Â» Ja, ich weiß.«
    Â» Du hast es gewusst?«
    Â» Ja, natürlich. Es war offensichtlich.« Er drehte mir das Gesicht zu und sah mich überrascht an. » Heißt das, Li…Derya, dass du es nicht gewusst hast?«
    Ich schwieg; seine Verblüffung machte mich verlegen.
    Â» Du scheinst ungewöhnlich schwer von Begriff gewesen zu sein. Und ich bin auch überrascht, dass du Pinar so nah hast an dich rankommen lassen, dass sie dich hätte anpinkeln können. Hast du nicht gesehen, wie sie dich angestarrt hat? Sie verabscheut alles, wofür du stehst, und im Gegensatz zum Rest dieser leichtgläubigen Leute hat sie eine ziemlich gute Vorstellung davon, was genau du repräsentierst. Welcher Wurm hat dir den Verstand verwirrt?«
    Ich antwortete nicht darauf. Es war allerdings richtig, dass er diese Fragen stellte.
    Als ich in dieser Nacht auf meiner Pritsche aus Schilf lag, versuchte ich mich davon zu überzeugen, dass alles, was ich für Temellin empfand, Begierde war: leicht zu befriedigen und schnell wieder vergessen, wenn sie erst einmal befriedigt war– und ich wusste, dass ich mir etwas vormachte. Wenn ich Temellin ansah, empfand ich Begierde; aber ich sah auch zum ersten Mal in meinem Leben einen Mann, den ich als Spiegelbild meiner selbst erkannte. Temellin reagierte auf Macht und Verantwortung und Aufregung auf die gleiche Weise wie ich: Sie regten ihn an. Wir nährten uns von diesen Dingen so, wie die meisten anderen Menschen sich von Sicherheit und Routine nährten. Wenn wir herausgefordert wurden, erwachten wir zum Leben… wir waren gleich.
    Das war, im besten Fall, faszinierend, reizvoll und aufregend. Und im schlimmsten Fall beunruhigend. Denn ein Spiegelbild besaß die Kraft, eine Spiegelung zu zerstören.
    Ein solcher Mann war in der Lage, mich zu erledigen.

12
    Am nächsten Tag begegnete ich Pinar beim Feuer, wo das Frühstück sparsam aus Töpfen ausgegeben wurde. Sie starrte mich an, doch in ihren Augen zeigte sich nichts von ihren Emotionen. Da sich Temellin, Garis und Korden in Hörweite befanden, achtete sie darauf, höflich zu klingen. » Guten Morgen, Derya«, sagte sie. » Wie fühlst du dich heute Morgen? Du siehst aus, als hättest du gestern Nacht eine Magenverstimmung gehabt.«
    Â» Ja, stimmt.« Ich hielt meinen Teller hin, um mir meinen Anteil Haferbrei geben zu lassen. » Ich muss auf etwas Verdorbenes gestoßen sein.«
    Â» Du solltest vorsichtiger sein.«
    Â» Oh, das werde ich. In Zukunft.«
    Â» Sag mir, Derya, was für eine Art Sklavin warst du?«
    Ich hatte mich schon abwenden wollen, aber ihre Worte hielten mich zurück. Sämtliche Instinkte waren erwacht, und ich wünschte, ich könnte trotz der Barrieren, die sie errichtet hatte, etwas fühlen. » Eine widerstrebende. Warum?«
    Â» Nun, es gibt verschiedene Arten von Sklavinnen, oder nicht? Huren für die Soldatenbordelle zum Beispiel. Pritschensklavinnen für die Offiziere und so weiter.

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