Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
wenn es darum geht, dieses Ziel zu erreichen.«
» Oh, ich bin ziemlich erfahren im Umgang mit verschlagenen Intriganten. Rathrox Ligatan war ein guter Lehrmeister, und ich war eine bereitwillige Schülerin.« Sie stand auf und gähnte. » Ich muss gehen; ich habe dich jetzt die ganze Nacht wachgehalten. Mach dir keine Sorgen um uns, Arrant. Geh und bau deine Aquädukte. Nimm die Fäden eines neuen Lebens auf.«
Er nickte und lächelte. Neue Fäden, um eine Zukunft zu weben, deren Muster er selbst erschuf: Die Vorstellung gefiel ihm. Er würde der Architekt eines neuen Kardiastan sein, eines Landes, in dem alle fließend Wasser im Haus haben würden. Es lag vielleicht nichts Romantisches darin, aber es war dennoch ein würdiges Ziel.
Es war seltsam, aber die beiden Menschen, die am meisten Getue um seine Entscheidung machten, Kardiastan zu verlassen, waren Serenelle und Samia. Als er wieder auf den Beinen war, überraschte Samia ihn in einem ruhigen Winkel des Gartens, hielt ihn dort fest und zählte eine ganze Liste von Dingen auf, die er stattdessen tun sollte. Dazu gehörte unter anderem, einen Weg zu finden, seinen Cabochon zu flicken und herauszufinden, warum er nicht funktionierte; der Frage nachzugehen, ob Firgan Lesgaths Tod wirklich irgendwie arrangiert hatte; darüber nachzudenken, wie man es erreichen konnte, dass die gesamte Familie Korden auf die Inseln westlich der Küste von Inge oder an einen ähnlich weit entfernten Ort verbannt wurde. Er wusste nicht, ob er angesichts dieser Vorschläge erheitert oder verzweifelt sein sollte.
Serenelle war sogar noch direkter, als sie ihn kurz vor seinem Aufbruch in der Akademie antraf, wo er gerade seine Habseligkeiten zusammenpackte. » Du läufst weg«, sagte sie.
Er zuckte mit den Schultern. » Was soll ich hier noch? Ich gehöre nicht mehr hierher.«
» Du hast ihn gewinnen lassen.«
Er musste nicht fragen, wen sie meinte. » Er hat nicht gewonnen.«
» Du weißt, dass er sehr wohl gewonnen hat. Und es wird noch schlimmer kommen, du wirst schon sehen. Er wird der nächste Illusionist werden, und deine Eltern werden vor ihrer Zeit tot sein.«
» Meine Eltern können sehr gut selbst auf sich aufpassen.«
» Ich hoffe, sie sind darin besser als du.«
» Was kümmert dich das, Serenelle?« Es interessierte ihn tatsächlich. » Ich hätte gedacht, dass du froh sein würdest, wenn Firgan Illusionist wird. Er ist dein Bruder.«
» Und was glaubst du wohl, wie es sich anfühlt, einen solchen Bruder zu haben, du Narr?« Sie stampfte verzweifelt mit dem Fuß auf. » Bei der Illusion, möge ich von sleczhirnigen Sprösslingen verschont bleiben!«
» Wenn Firgan dir Sorgen macht, geh zu deinem Vater.«
Diesmal verdrehte sie die Augen. » Kein Vater gibt gerne zu, dass sein Erbe ein Mörder ist. Am wenigsten meiner. Denkst du, er wird die Vorstellung, dass sein kostbarer Erstgeborener einen Brudermord begangen hat, jemals zulassen?«
Er war entsetzt, dass sie so beiläufig von Firgans Beteiligung an Lesgaths Tod sprach, und erstaunt, dass sie diese Möglichkeit überhaupt in Erwägung zog. Während er immer noch nach einer Antwort suchte, trat sie einen Schritt näher an ihn heran und packte seinen Bolero mit beiden Händen. Dann, als er sich noch fragte, was sie vorhatte, hatte sie ihn schon dicht an sich herangezogen und küsste ihn voll auf die Lippen. Er war so überrascht und unvorbereitet, dass er schielte, um ihr in die Augen blicken zu können.
Dann antworteten andere Teile seines Körpers auf die Rundungen, die sich an ihn drückten, und er küsste sie mit einem Überschwang, der von einem Ort in ihm kam, den er nicht erkannte. Als er gerade beschlossen hatte, dass die Empfindungen, die in ihm aufstiegen, tatsächlich sehr angenehm waren, löste sie sich von ihm und trat zurück.
» Das«, sagte sie, » sollte dir nur zeigen, was du hättest haben können, wenn du nicht den Kopf verloren hättest. Ich weiß nicht genau, was Firgan getan hat, aber ich weiß, dass er dich zum Narren gehalten hat, Arrant Temellin. Und ich weiß, dass du mein Leben genauso ruiniert hast wie dein eigenes, als du zugelassen hast, dass mein Idiot von Vater deinen Cabochon zerstört.«
Und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und ging weg.
Er fühlte sich wie ein Narr. Er hatte Serenelle geküsst und es genossen, aber er war sich ganz und gar nicht sicher, ob er sie mochte– und sogar verdammt sicher, dass er ihr nicht traute.
Teil drei
FREUNDE , FEINDE UND
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