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Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Titel: Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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von ihm ausströmte, strahlte so gleichmäßig wie eine Lampe in einem ruhigen Zimmer. Was er im tiefsten Innern war, hatte sich nicht verändert. Er war Temellin, Illusionist von Kardiastan, der sie liebte. Sie hatte ihn das letzte Mal gesehen, als Arrant fünf gewesen war; er hatte in Ordensa am Ufer gestanden und zugesehen, wie die Plattenfisch aus dem Hafen segelte. Das war vor zehn Jahren gewesen, und sie waren zehn Jahre getrennt gewesen, und dennoch schienen jetzt selbst ein paar wenige weitere Momente zu lang zu sein. Sie drängte ihr Slecz zu einem letzten Spurt.
    Und dann endlich stürzte sie von ihrem Reittier und in seine Umarmung. Sie musste ihn nicht fragen, ob ihr Sohn lebte; das spürte sie in ihm. Aber alles Übrige? Sie spürte auch das: seinen Schmerz, seinen Kummer, seine Angst. Sein Zögern, ihr zu sagen, was es war, das ihre Seele entzweigerissen hatte.
    » Was immer es ist«, sagte sie, und es waren ihre ersten Worte, » wir werden es überleben und weitermachen. Erzähl es mir.«
    Arrant wachte auf und wusste, dass sie bei ihm im Zimmer war. Einen zu kurzen Moment hatte er wieder das Gefühl, ein Kind zu sein– und dass die Arme, die sich nach ihm ausstreckten, alles wieder in Ordnung bringen würden, genauso, wie sie es getan hatten, als er noch sehr jung gewesen war. Sie hielt ihn und wiegte ihn und strich ihm die Haare aus der Stirn, bevor es ihm gelang, sich aufrecht hinzusetzen und sich den Anschein zu geben, als wäre er jemand, der an der Schwelle zum Erwachsensein war.
    » Es tut gut, dich zu sehen«, sagte er.
    » Es tut mir so leid«, sagte sie. » Das hast du nicht verdient.«
    » Hat Vater dir alles erzählt?«
    » Ja. Alles. Auch die Sache mit deinem Bruder und deiner Macht. Ich hätte dir glauben sollen, was Tarran betrifft. Ich… ich kann mich allerdings nicht dafür entschuldigen, dass ich ihm das angetan habe. Es war der einzige Weg, wie ich ihn retten konnte.«
    » Das weiß er. Er hat die Erinnerungen der Illusionierer an alles– daran, wer seine Mutter war und was sie getan hat und was an dem Tag passiert ist, als sie gestorben ist. Er ist mit diesem Wissen aufgewachsen. Mir hat es mehr zu schaffen gemacht als ihm. Er ist stolz darauf, ein Illusionierer zu sein. Ich mag dir die Schuld gegeben haben, aber er hat es nie getan.«
    Sie nahm seine Hand und sah auf den Schnitt, der sich durch den Cabochon zog. » Ich kann verstehen, warum du es zugelassen hast. Vermutlich besser als dein Vater. Wir wissen beide, dass es auch für diejenigen eine Welt gibt, die keine Magori sind, nicht wahr? Du musst dich aufmachen und versuchen, sie zu finden, Arrant. Finde einen Weg, glücklich zu sein. Das Beste aus dir herauszuholen. Du hast so viel zu geben.«
    » Ich hatte daran gedacht, nach Tyr zurückzukehren, um zu lernen, Aquädukte für Kardiastan zu bauen. Es ist absurd, dass die Wasservorräte hier so begrenzt sind, während all das Schmelzwasser von den Apenaden irgendwo versandet.«
    Sie lachte. » Das ist eine ziemlich tyranische Sichtweise.«
    Er sah sie betreten an. » Das ist es, nicht wahr? Aber ein Teil von mir ist immer noch tyranisch, das schwöre ich. Erzähl mir alles. Wie geht es Gev? Und Narjemah? Was hast du gegen Devros unternommen?«
    Sie unterhielten sich bis zur Morgendämmerung, teilten einander die Geschehnisse der letzten Jahre mit, in denen sie sich nicht gesehen hatten, begleitet von einem gelösten kameradschaftlichen Gefühl, das er– soweit er sich erinnern konnte– in der Vergangenheit nie mit ihr erlebt hatte. » Ich bin älter geworden«, dachte er. » Und wir haben so viel gemeinsam– wir werden beide von unserer eigenen Schuld verfolgt.« Und auch von der gleichen Tragödie: Brands Tod.
    » Wirst du mit mir nach Tyr zurückkehren?«, fragte er, als die Sonne sich für einen neuen Tag über den Horizont schob.
    Sie schüttelte den Kopf. » Nein. Die letzte Exaltarchin existiert nicht mehr, oder nur noch als etwas, worüber Historiker sich streiten können. Temellin braucht mich jetzt. Und ich brauche ihn. Es tut mir leid, Arrant, aber ich lasse dich schon wieder allein, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. » Nein. Es ist diesmal genau umgekehrt. Ich bin derjenige, der geht.«
    » Nun, ich stehle dir sehr wohl eine Position, die rechtmäßig dir zusteht.«
    » Pass auf dich auf«, warnte er sie, und das war kein Witz. » Firgans Wunsch, der nächste Illusionist zu werden, ist sehr viel stärker als bei dir oder mir– und er hat keinerlei Skrupel,

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