Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
Tarran nachdenklich. Dein Cabochon wird wieder unberechenbar werden. Wir müssen schon bald etwas tun, während ich noch in deinem Kopf bin und dir helfen kann, deine Macht zu kontrollieren.
» Weißt du etwas über dieses Tal, das sie aufsuchen will?«
Nein, aber die Winde sind besonders schlimm geworden. Vielleicht haben wir eine Menge Bestien der Verheerung verloren. Es ist schwer zu sagen.
» Ich werde mir etwas ausdenken«, sagte Arrant. » Zusammen mit Sam. Wie viele…« Er erstickte an den Worten und musste die Frage in Gedanken zu Ende führen. Wie viele Monate noch, Tarran?
Einen oder zwei.
Arrant hatte das Gefühl, als hätte er einen Schlag in die Magengrube erhalten.
Der Talverwalter führte Sarana zu den Trockengestellen ihrer Baumwollscheune, wo sie die Toten aufgebahrt hatten. » Es ist vierzehn Tage her, aber wir wollten sie den Magoroth zeigen, bevor wir sie begraben«, erklärte er mit hölzerner Stimme. » Wir möchten wissen, was sie getötet hat und ob es wieder passieren kann. Wir haben alle das Tal verlassen. Wir möchten wissen, ob es sicher ist zurückzukehren.«
Die trockene Luft hatte dafür gesorgt, dass die Leichen noch in einem guten Zustand waren, und der Verwesungsgestank war kaum mehr als eine leichte säuerliche Note in Saranas Nase. Der Gestank der Verheerung war schlimmer. Sie zwang sich, die Reihen der Leichen entlangzuschreiten, auf der Suche nach– was? Hinweisen darauf, wie sie gestorben waren? Wohl kaum. Es war offensichtlich. Die meisten waren gestorben, weil ihnen das Herz– oder die Leber oder die Nieren– aus dem Körper gerissen worden war. Sie waren gestorben, weil sie in Stücke zerfetzt worden waren. Mehr als einhundert Menschen.
» Seltsam ist, dass die meisten von ihnen nicht gefressen wurden«, sagte der Talverwalter. Er sah die Leichen nicht ein einziges Mal an, sondern richtete den Blick auf den Boden. » Es hat nichts gefehlt, meine ich.«
» Die meisten?«, fragte sie und versuchte nicht zu verraten, wie erschüttert sie war.
Er führte sie zum Ende der Gestelle. » Wir denken, dass diese beiden die Ersten waren«, sagte er. Er sah sie immer noch nicht an. » Brixatim und seine Frau Faretha. Faretha hätte jeden Tag was Kleines auf die Welt bringen sollen.« Eine lange Pause trat ein, dann fügte er hinzu: » Mein erstes Enkelkind.«
Sie sah die beiden an. Und sah noch einmal hin.
» Süßes Elysium«, dachte sie, » der Krieg ist schon schlimm genug, aber das hier ist einfach krank.« Ihr drehte sich der Magen um. » Oh, bei den Höllen, Gev, du würdest das nie glauben, aber die Exaltarchin und Veteranin jahrelanger Schlachten hat Mühe, ihr Essen bei sich zu behalten.« Sie legte sich eine Hand fest auf Mund und Nase und musterte die Leichen.
Etwas hatte all das, was sich in Brixatims Brust befunden hatte, herausgezerrt und seine Rippen zerbrochen, um an die Organe zu gelangen, hatte ihn ausgehöhlt wie ein Erdhörnchen, das sich eine Melone einverleibt. Und etwas hatte Farethas Baby aus dem Mutterleib gerissen. Abgesehen von dem winzigen Kopf. Den hatten sie zurückgelassen.
» Wer würde so etwas tun, Magoria?«, fragte der Talverwalter und sah sie kurz an. » Wie können wir es herausfinden?«
Sie war erstaunt. » Hat denn niemand gesehen, was das hier getan hat?«
Er schüttelte den Kopf. » Alles war stundenlang unter Wolken aus dichtem rotem Staub verborgen. Die meisten von uns sind einfach im Haus geblieben. Als sich die Luft wieder geklärt hatte, haben wir das hier gefunden.« Er sah sie unglücklich an. » Magoria, was könnte einhundertzwanzig Menschen in ein paar Stunden töten und dann verschwinden?«
» Das hier waren die Bestien der Verheerung«, antwortete sie, und ihre Stimme war so grimmig, dass sie ihr in den eigenen Ohren unangenehm klang. » Das zumindest kann ich anhand des Gestanks sagen. Und einige Bestien sind noch irgendwo im Dorf. Der Gestank ist noch da. Ich werde nicht lange brauchen, um sie zu finden. Sie sind möglicherweise bereits tot; sie haben Schwierigkeiten, außerhalb des Geschwürs der Verheerung zu überleben.«
» Und wenn sie noch am Leben sind? Könnt Ihr sie dann töten?«, fragte er.
» Ich kann sie töten.«
Am Ende fand sie nur eine einzige Bestie. Was ziemlich gut war, da es sich als unerwartet schwierig erwies, sie zu töten. Sie hatte sich unter dem Dach eines Hauses verborgen, in dem die gesamte Familie abgeschlachtet worden war. Sarana spürte sie mit ihrem Geruchssinn und ihren
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