Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
recht, und als Firgan das Zimmer betrat, sprachen sie ruhig über die Vorzüge der verschiedenen Stoffe.
» Mir gefällt das Blau«, sagte er. » Das wird für dein Hochzeitskleid passen, Elvena. Ich habe den Tag übrigens festgelegt. Der erste Tag des Füllhorns. Der Monat der Fruchtbarkeit– was könnte passender sein?« Er trat zu ihr und küsste sie leicht auf die Wange. » Und jetzt ab ins Bett mit euch, alle beide. Ich möchte mit Serenelle sprechen.«
Gretha und Elvena packten gehorsam ihre Seidenstoffe ein und verließen das Zimmer. Firgan sah ihnen nach und lächelte leicht. Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Divan richtete, auf dem Serenelle sich vorher ausgestreckt hatte, hatte sie sich bereits in eine Ecke des Zimmers hinter einem Schutzzauber zurückgezogen, den sie mit Hilfe ihres Schwertes und bestimmter Beschwörungen errichtet hatte.
» Ich habe gehört, was du gesagt hast«, sagte er und machte zwei Schritte auf ihren Zauberbann zu.
» Du belauschst deine eigene Familie, Firgan? Wie nett.«
» Ziemlich gut, dass ich es getan habe, wie es aussieht.« Er kam noch näher.
» Und was genau hast du gehört?«, fragte sie höflich und insgeheim stolz darauf, wie fest ihre Stimme klang.
» Du hast erwähnt, dass ich beim Tod des tyranischen Miststücks nachhelfen könnte.«
» Und? Was ist damit?«
» Es ist gefährlich, so beiläufig von Mord zu sprechen, Serenelle. Ich würde nicht wollen, dass irgendjemand außerhalb meiner Familie solches Gerede hört. Hast du mich verstanden?«
» Vollkommen.«
» Nein, ich glaube nicht.« Er trat noch näher, bis er den Bann beinahe berührte. » Ich habe dich in den letzten Tagen beobachtet. Deine Emotionen stinken förmlich nach einem Geheimnis, das du vor mir verbergen willst.«
» Ich bin in einem Alter, in dem es normal ist, Geheimnisse vor seinem Bruder zu haben.«
» Stimmt. Und es interessiert mich auch nicht, mit wem du schläfst, oder zumindest normalerweise nicht. Aber irgendetwas bringt dich zum Schwitzen, wann immer ich dich ansehe. Und ich will wissen, was für ein Geheimnis es ist, das dir so viel Angst vor deinem liebevollen Bruder einjagt, meine Teure.« Beiläufig streckte er die Hand durch den Bann und packte ihr Kinn mit festem Griff.
Sie kreischte vor Entsetzen.
» Hast du wirklich gedacht, dass ich meine Hand nicht an den Schwertgriff eines jeden Familienmitglieds legen würde?« Seine linke Hand glitt zu ihrem Hinterkopf, wo er ihre Haare packte. Sein Griff wurde stärker, als er durch den Bann trat und sein Gesicht dicht an ihres brachte, als hätte er vor, sie zu küssen. Sie versuchte, sich herauszuwinden, aber er war ein Kämpfer, und sein Körper war muskulös und sehnig. Er zog sie in seine Umarmung, klemmte dabei ihre Arme zwischen ihren Körpern ein und drehte ihren Cabochon so, dass er hart gegen ihr Zwerchfell drückte. Sie zitterte, als er mit der Zunge über ihre Lippen fuhr und dann an ihrem Ohrläppchen knabberte.
Er flüsterte in ihr Ohr: » Du hältst dich für so schlau, Serenelle, aber du bist genauso dumm wie die anderen. Du hättest nicht dein Schwert benutzen sollen, um den Schutzzauber zu weben. Ein Cabochon-Bann hätte mich eine Weile von dir ferngehalten.«
Sie wehrte sich gegen ihn, aber sie wusste, dass es zwecklos war. Seine Arme waren wie aus Eisen; die steinharten Muskeln seiner Oberschenkel pressten sie hart gegen die Mauer. » Du wirst dir noch selbst wehtun«, sagte er mit spöttischem Lächeln. » Sag mir, was verbirgst du vor mir?«
» Illusion, hilf mir«, dachte sie, » wieso kommt niemand? Können sie meine Panik nicht fühlen?« Sie wusste die Antwort, noch während sie die Frage stellte. Der einzige Mensch, der ihr zu Hilfe gekommen wäre, war ihr Vater, doch der begleitete eine junge Magoroth aus ihrer Verwandtschaft zur Zitterödnis, wo sie ihr Magorschwert erhalten würde.
Firgan zog ihren Kopf an den Haaren nach unten, so dass sie zu ihm aufschauen musste. Sein Mund tastete liebkosend über ihre Wange, ihre Nase, ihre Augen, ihr Ohr. Er leckte ihren Angstschweiß weg. » Sag es mir, kleine Schwester. Sag es mir.«
Sie roch ihr eigenes Entsetzen. Sie schmeckte die in der Kehle aufsteigende Galle.
Dann ließ er ihre Haare los und griff stattdessen mit beiden Händen nach ihrem Gesicht. Seine Daumen wanderten zu den Augenwinkeln und drückten sanft darauf. » Weißt du, was wir während des Krieges mit den gefangenen Legionären gemacht haben, Serenelle? Nur so aus Spaß?«
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