Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
Himmel, du bist gerade erst achtzehn geworden. Du hast noch jede Menge Zeit.« Er wusste, dass er lächerlich klingen musste, wie ein guter Onkel, der seiner Lieblingsnichte einen Rat gab.
» Nun, darum geht es doch gerade, oder? Wir haben vielleicht nicht mehr jede Menge Zeit. Wir haben vielleicht bald überhaupt keine Zeit mehr.«
Sie sah ihn geradeheraus an, und sein Herz klopfte wie verrückt. Er suchte nach den passenden Worten, und es endete damit, dass er klang, als würde er sich beleidigt fühlen. » Du willst mit mir ins Bett, nur um herauszufinden, wie es ist, für den Fall, dass du schon bald getötet werden könntest?«
Sie stieß einen verzweifelten Seufzer zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. » Du bist so ein Sleczkopf. Nein, du Tölpel. Ich frage, weil ich es will. Tatsächlich kann ich, seit du mit deinen nassen Haaren da stehst, an gar nichts anderes mehr denken als daran, dass ich mich von dir küssen lassen möchte. Wenn du willst.«
» Wenn du wüsstest, wie sehr…« Er räusperte sich. » Und es hat nichts damit zu tun, dass ich vielleicht irgendwann diesen Monat sterbe.«
» Worauf bei allen weiten blauen Himmeln wartest du dann noch?«
» Ähm, ich bin mir nicht sicher. Vielleicht darauf, dass ich mich endlich entscheide, an mein Glück zu glauben? Oder dass du deine Meinung änderst?«
Sie fing an zu lachen und nahm seine Hand. » Du Narr. Bist du wirklich so sleczhirnig, dass du nicht gemerkt hast, was ich für dich empfinde?«
» Oh– ja, ich vermute es. Du wirst es mir erklären müssen. In allen Einzelheiten.«
Sie hob ihre Lippen zu seinen und fing mit ihrer Erklärung an, ohne ein Wort zu sagen.
Er hätte wissen müssen, dass er alles ordentlich vermasseln würde. Er versuchte es zu sehr, und es geschah alles zu schnell, und am Ende gehorchte auch sein Cabochon im entscheidenden Moment gar nicht. Der Edelstein spuckte wie eine flackernde Kerze und gab ein paar wirkungslose Funken von sich, die einfach nur dumm waren und ihnen beiden nichts nützten. Unter all diesen Umständen war es kaum ein Wunder, dass Samias Cabochon vollkommen ruhig blieb.
Nachdem alles vorüber war, löste sie sich von ihm und lag einen Moment ruhig da; dann fragte sie verwundert und ohne jeden Hinweis auf Schuldzuweisung oder Kritik: » Das kann nicht alles gewesen sein, oder?«
Seine Antwort kam unmittelbar. » Beim Vortex, ich hoffe nicht!«
Sie sahen einander an und fingen gleichzeitig an zu lachen, dann fielen sie sich wieder in die Arme. Ihr Gelächter kam aus vollem Hals und war ansteckend.
Eine Weile später versuchten sie es erneut. Diesmal, als sie entspannter waren, schien sich alles richtig zu entwickeln. Und– endlich einmal– tat sein Cabochon auch alle wichtigen Dinge.
Danach knabberte sie an seinem Ohrläppchen. » Das war’s schon eher.«
» Oh Tarran«, dachte er, » dir würde gefallen, wie ich mich jetzt fühle…«
Sie hielten sich eng umschlungen und redeten, verloren sich in Liebesgeflüster, um die Welt noch ein bisschen länger in Schach zu halten. Nach einer Weile schliefen sie beide wieder ein.
Das Nächste, was Arrant hörte, war ein Klopfen an der Tür.
» Wer ist da?«, fragte Samia schläfrig.
Wer immer es war, wertete dies als Einladung, öffnete die Tür und trat ein. Sie setzten sich beide auf, grabschten verzweifelt nach einem Stück Laken, um sich zu bedecken. Etwas spät griff Arrant auch nach seinem Schwert. Saranas Lektionen in Sachen Überleben selbst in besonders peinlichen Situationen fielen ihm wieder ein, während er noch seine Dummheit verfluchte, dass er die Tür nicht verriegelt hatte, und Samia stotternd die Eintretenden ansah.
» P-Papa?«
» Oh Götter«, stöhnte Arrant. » Mutter.«
Sarana starrte beide von der Türschwelle aus an, neben sich Garis, und ausnahmsweise einmal waren beide verlegen. » Ich denke«, sagte Sarana schließlich, » dass wir lieber wiederkommen sollten, wenn sie angezogen sind.« Während sie sich umdrehte, fügte sie Garis gegenüber hinzu: » Das wird bei dir allmählich wirklich zur Gewohnheit, was?«
» Es ist alles dein Fehler«, sagte Garis, während sie weggingen.
Samia und Arrant wechselten einen Blick, als die Tür sich wieder schloss. » Ich denke, der beste Teil des Tages liegt eindeutig hinter uns«, sagte Arrant.
» Er hat dich immer gemocht, weißt du.«
» Ich frage mich, ob er es jetzt auch noch tun wird?« Er stand auf und fing an, in all dem Bettzeug nach seinen Kleidern zu suchen. »
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