Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
während er immer noch die schlitzenden Krallen der Ungeheuer der Verheerung spürte, die ihm das Fleisch aus den Wangen rissen, und ihr unmenschliches Lachen hörte… und dabei wusste er, dass für Tarran ein solcher Schrecken die Wirklichkeit war.
Seine Gedanken wanden sich in qualvollen Fragen und Zweifeln, ohne je eine Antwort zu finden. Illusionslose Seele, er hatte einmal gedacht, dass er in einer Welt ohne Tarran nicht würde leben wollen; jetzt sah es so aus, als wenn er es tatsächlich nicht tun würde. Sie würden beide sterben. Und vielleicht auch alle anderen. Das Ausmaß der Katastrophe übertraf sein Vorstellungsvermögen gewaltig.
Schließlich sank er in den Schlaf zurück.
Viel zu früh am nächsten Morgen wachte er auf. Er stützte sich auf einen Ellenbogen. In der Nacht zuvor hatte Samia– während sie voll bekleidet auf der Pritsche zusammengebrochen war– gesagt: » Mir hat noch nie in meinem ganzen Leben so viel wehgetan.« Als er jetzt zu ihr hinüberblickte, sah er, dass sie immer noch auf den Decken lag; ihr Gesicht war unter den Kissen.
Er stöhnte, als sein eigener Körper seinen Protest kundtat, weil er so lange und so schnell geritten war, um die Strecke von zwei Tagen an einem zu schaffen. Immerhin war er noch am Leben. Firgan hatte ihm während der Nacht kein Magoroth-Schwert in die Eingeweide gerammt. Arrant hatte seine Pritsche vor die Tür geschoben, bevor er zusammengebrochen war, und soweit er sehen konnte, hatte niemand versucht einzudringen.
Er setzte sich aufrecht hin, zuckte dabei vor Schmerz zusammen. » Sam«, flüsterte er. » Wach auf.«
Sie rührte sich, öffnete ein Auge– und stöhnte.
» Ich muss wissen, wo Firgan ist.«
Eine lange Pause entstand. » Er ist weg«, sagte sie dann. » Zumindest ist er nicht in diesem Gebäude.«
» Hoffen wir, dass er uns nicht gespürt hat. Ich werde sehen, was der Wegehausverwalter sagt.«
» Frag ihn auch nach diesen heißen Bädern.«
Die Neuigkeiten waren gut. Firgan war etwa eine Stunde zuvor weggeritten– und die Bäder waren bereit. » Er sagte, er würde uns unser Frühstück ins Bad bringen«, teilte Arrant Samia mit. » Ich habe ihn gefragt, ob Firgan zu ihm etwas über uns gesagt hätte, und er wusste von nichts. Vielleicht haben wir Glück gehabt.«
Während er etwas später im heißen Wasser lag und zusah, wie ein Diener ein Tablett mit noch warmem Brot und Ziegenkäse zum Frühstück bereitstellte, spürte er eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass die Tyraner nicht nur Bäder und Wasserleitungen in den Wegehäusern von Kardiastan eingerichtet hatten, sondern die Karden diese auch zu schätzen gelernt hatten. Er konnte spüren, wie der Schmerz in seinen überbeanspruchten Muskeln allmählich nachließ.
Als er ins Zimmer zurückkehrte, war Samia bereits da und kämmte sich die feuchten Haare. » Ich fühle mich wieder wie ein Mensch«, sagte sie. » Also, was tun wir jetzt? Wenn wir weiter der gepflasterten Straße folgen, werden wir Firgan nur beim nächsten Wegehaus wieder begegnen.«
» Ich muss weiterreiten«, sagte er. » Trotz allem. Ich werde gegen Mittag hier aufbrechen, spät ankommen– und hoffen, dass er wieder schläft. Ich kann jetzt nicht zulassen, dass meine Angst vor diesem Mann mich davon abhält, zu Tarran zu gelangen.«
» Dann werden wir zusammen aufbrechen«, sagte sie, und es klang nüchtern. » Möchtest du, dass ich deine Muskeln etwas heile?«
Er wusste genug vom Heilen, um sich im Klaren darüber zu sein, dass dies normalerweise mit Berührung an genau den Stellen einherging, die das Problem darstellten– und die Muskeln, die ihn am meisten schmerzten, waren die in seinen Oberschenkeln und in seinem Gesäß. » Äh, nein«, sagte er.
» Ich bin eine Heilerin, Arrant. Ich habe alles gesehen, was es zu sehen gibt.«
» Nicht bei mir.«
» Oh doch, habe ich«, sagte sie. » Du warst nur bewusstlos.«
» Samia, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.« Er konnte spüren, wie die Röte, die an seinem Hals angefangen hatte, sich über sein Gesicht ausbreitete.
Sie neigte den Kopf zur Seite und betrachtete ihn mit ernstem Blick. » Hast du jemals eine Frau geliebt, Arrant? Körperlich, meine ich.«
Er hatte das Gefühl, als wären alle wichtigen Dinge von ihm plötzlich zu groß für seine Haut. Seine Antwort– ein ersticktes Nein– klang nicht so unbekümmert, wie er gehofft hatte.
» Ich auch nicht«, sagte sie. » Ich meine, ich habe auch noch keinen Mann geliebt.«
»
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