Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
der Tanz des Sandes wirkte irgendwie frenetischer. Es war heißer geworden im Laufe des Tages, vielleicht lag es daran. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Gar keine. Und die ersten Sandkörner streiften über seine Haut, glitten seinen Hals hinunter und scheuerten unter seinem Hemd. Ein winziges Stückchen hüpfte ihm ins Auge und begann, sich unter das Augenlid zu schieben. Entsetzt fühlte er, wie sich sämtliche Haare in seinem Nacken aufrichteten. Und die Sandkörner hängten sich daran.
Er fing an zu schwitzen. Tarran, bitte!
Stille.
Samia war ruhelos. Es war auf der Strebe richtig heiß, auf eine trockene, knackige Weise. Selbst im Schatten war es kaum anders. Der rote Fels saugte die Sonnenstrahlen auf wie eine Schlange, die in der Sonne lag, und strahlte die Hitze dann auf sie zurück. Die meisten Diener und Wachen, die in den Einkerbungen und Vertiefungen verteilt waren, schliefen.
» Ich komme mir vor wie Brot in einem Ofen«, klagte sie.
» Mach in der Höhle ein Nickerchen«, sagte ihr Vater und bezog sich auf den Platz, in dem sie beide die Nacht verbracht hatten. Es war mehr eine tiefe Falte als eine Höhle, aber dort war es kühler, und die Schlaffelle lagen noch ausgebreitet da. In einer nahe gelegenen Nische hatte sich Tau in einem kleinen Teich gesammelt, und sie hätte gern darin gebadet, wenn nicht so viele Leute darum herum gewesen wären.
» Ich will den Moment nicht verpassen, wenn Arrant zurückkommt. Warum braucht er so lange? Er muss doch nur ein Schwert holen. Und es ist nicht einmal das Schwert eines Illusionisten.«
Garis sah auf die Zitterödnis hinaus. » Nun, normalerweise dauert es auch nicht so lange. Aber Arrant ist kein normaler Jugendlicher. Er hat zum Beispiel einen Bruder bei den Illusionierern.«
Sie kannte die Geschichte. Es war so traurig… Was könnte man zu einem Bruder sagen, der ein Illusionierer war?
Sie sah hinunter zum Saum des Sandes, wo der Illusionist wartete. Er lehnte an einem langen Felsfinger, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah in die Richtung, die Arrant genommen hatte. Er war ernst, seine Grimmigkeit war furchteinflößend. » Ich bin froh, dass ich einen Vater habe, der so viel lustiger ist«, dachte sie. » Ich wette, Arrant hat bei weitem nicht so viel Spaß wie ich. Er sieht oft so traurig aus.«
» Wieso gehst du nicht runter und fragst ihn nach deiner Mutter?«, schlug Garis vor. » Es wird seine Gedanken eine Weile von Arrant ablenken und dafür sorgen, dass die Zeit schneller vergeht.«
Sie dachte darüber nach, aber sie rührte sich nicht.
» Es wird ihm helfen«, sagte Garis sanft.
Sie strahlte. Sie mochte es, wenn sie von Nutzen war; das war der Grund, weshalb sie Heilerin werden wollte. Sie mühte sich auf die Beine und ging zu Temellin, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und mit einer ernsten Miene, die seiner entsprach. » Papa sagt, ich sollte dich nach meiner Mutter fragen. Hast du sie gekannt?«
Er lächelte, und sie dachte, dass er so viel netter aussah. Er hatte die Art Lächeln, die das Gesicht erhellte. » Natürlich! Sie war witzig und lieblich und mutig und sehr, sehr jung. Ich war furchtbar traurig, als ich von ihrem Tod erfahren habe.«
» Sie war erst siebzehn, als ich geboren wurde. Ich bin jetzt elf. Na ja, fast. Aber ich vermisse sie nicht. Ist das falsch von mir? Ich erinnere mich nicht an sie, verstehst du. Ich gebe mir alle Mühe, aber ich erinnere mich an gar nichts.«
» Nein, das ist nicht falsch. Aber sie hat dich gekannt. Und sie hat dich geliebt. Sie hat die ersten zwei Jahre deines Lebens mit dir verbracht, auch wenn du dich nicht mehr daran erinnerst. Du wärst ein anderer Mensch, wenn sie dich nicht geliebt hätte und dir etwas beigebracht und mit dir gespielt hätte. Nichts kann dir diese Jahre nehmen, Samia. Ein Teil von dir ist so, weil sie da war, dich geliebt und für dich gesorgt hat, als du winzig warst.«
Sie dachte darüber nach. » Das gefällt mir. Ich meine, sie hat einen Teil von sich in mir zurückgelassen. Woher wusstest du das?«
» Vielleicht, weil du mich an sie erinnerst. Vielleicht, weil ich ebenfalls meine Mutter verloren habe, als ich jung war. Ich erinnere mich allerdings ein bisschen an sie. Nur nicht so gut, wie ich gerne möchte.«
» Arrant hat dich auch verloren, als er jung war«, sagte sie. » Aber jetzt hat er die Möglichkeit, dich kennenzulernen. Er hat Glück.«
Er lächelte traurig. » Ich hoffe, er sieht das auch so.«
Sie warf einen Blick
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