Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
dastand. Schließlich streckte er die Hand aus und zog die Waffe aus der Luft zu sich heran. Sein Cabochon glitt in die dafür vorgesehene Höhlung des Griffs. Seine Hand fühlte sich gut an, als würde sie dort hingehören. Die Klinge war perfekt ausgewogen. Es war seine.
Aber es geschah nichts.
Kein Aufflackern von Farbe. Kein Aufbranden von Macht.
Stattdessen stieg der Schmerz über sein Scheitern in ihm auf, rann wie Feuer in sengenden Strömen durch seinen Geist und Körper.
Gescheitert.
Er würde nie ein echter Magoroth sein. Sein Schwert war nicht mehr als ein interessanter Gegenstand, nur schärfer als die meisten anderen. Er stand da und starrte es an, hörte kaum die Worte, die die Illusionierer sprachen.
Mit dieser Waffe geht eine Verantwortung einher. Dies ist kein Schwert, das Blut zum Wohle der Macht trinkt; es ist ein Instrument, mit dessen Hilfe diesem Land und all jenen, die hier leben, gedient werden soll. Benutze es zum persönlichen Gewinn, verfolge verwerfliche Ziele, und du brichst das Abkommen, das mit deinen Vorfahren geschlossen wurde. Wende die Waffe nie in tödlicher Absicht gegen deine Kameraden. Bist du bereit, diese Gabe anzunehmen?
Er schluckte seinen Schmerz hinunter. » Das bin ich.«
Und dann wurden die Illusionierer aus seiner Gegenwart gerissen. Der Sand sang weiter sein Lied– er klang nach wie vor drängend und glühend, als wollte er unbedingt, dass seine verborgene Botschaft von ihm verstanden wurde–, aber sonst war niemand mehr da. Arrant war allein, umgeben von summenden Sandkörnern.
Der Schock des Verlassenseins ließ ihn erzittern. Die Illusionierer waren von der Zitterödnis getrennt worden, weggezogen von einer Macht, die er nicht kannte. » Wartet!«, schrie er, während sein Entsetzen rasch wuchs. » Ich kenne doch den Weg zurück nicht!«
Er wirbelte herum, starrte und suchte, aber er hatte keine Ahnung, welche Richtung nach draußen führte.
Er tastete nach seinem Cabochon, versuchte ihn zu kontrollieren. Nichts. Keine Farbe. Und es floss auch nichts von seinem Cabochon in sein Schwert. Das Magorschwert in seiner Hand unterschied sich nicht von den Waffen, die in den Schmieden von Madrinya hergestellt wurden. Er versuchte, seine Panik zu unterdrücken.
Das war so dumm. Niemand sonst war so abrupt verlassen worden. Niemand sonst hätte Probleme damit gehabt, zur Strebe zurückzukehren, nachdem er oder sie das Magorschwert erhalten hatte. Aber als er es hin und her schwang und darauf wartete, dass es flackern und ihm den Weg zur Strebe weisen würde, geschah nichts.
Er leckte sich die trockenen Lippen. Tarran?, fragte er; die Bitte klang zaghaft. Ich stecke in echten Schwierigkeiten. Kannst du mir helfen? Bitte?
Es kam keine Antwort. Und doch wusste er, dass Tarran kommen würde, wenn er es gehört hätte. Er wusste es. Etwas war passiert, etwas Schreckliches, und die Illusionierer waren weggerissen worden. Er war auf sich allein gestellt.
Der Sand griff ihn nicht an. Noch nicht. Angst legte sich um seine Schultern, ein Umhang aus schleichendem Entsetzen. Wie lange hatte er Zeit, bis der noch andauernde Einfluss der Illusionierer sich auflöste, und der Sand in seinem gedankenlosen, von der Sonne befeuerten Tanz auf ihn losging? Er hatte keine Ahnung. Ein Viertel Stundenglas? Weniger?
Er war orientierungslos. Abgeschnitten vom Himmel, von den Geräuschen, den Gerüchen– von allem, das ihm verraten könnte, in welche Richtung er gehen musste.
Er rief, rief nach Temellin. Zaghaft und ängstlich zuerst, aber dann brüllte er. Zuerst in die eine Richtung, dann in die andere. Selbst in seinen eigenen Ohren wurde seine Stimme jedoch vom singenden Sand erstickt. Wie sollte Garis oder Temellin oder sonst jemand ihn dann hören können?
» Göttin, das ist lächerlich«, dachte er. » Ich kann hier draußen nicht sterben, nur ein paar hundert Schritt von der sicheren Strebe entfernt, nur weil ich nicht weiß, in welche Richtung ich gehen soll. Das ist absurd!«
Er dachte sorgfältig über die Richtung nach, in die er sich gerade bewegt hatte. Ein Kreis. Er hatte sich in einem Kreis herumgedreht. Was bedeutete, dass er der Strebe immer noch den Rücken zuwandte. Wenn er sich also umdrehte, müsste er eigentlich direkt vor dem richtigen Weg stehen. » Es ist nicht so schwer«, sagte er sich, » ich darf nur nicht im Kreis laufen, wenn ich erst losgegangen bin.«
Er machte sich auf den Weg. Nach fünfzig Schritt hatte sich noch immer nichts verändert, nur
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