Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
ich jemals in der Lage sein werde, mein Schwert zu benutzen.«
Ein weiteres langes Schweigen.
» Papa, ist es mein Fehler?«
» Wenn jemand mit übermäßig großen Füßen oder einem verschrumpelten Arm geboren wird– ist das dann sein Fehler?«
» Nein.«
» Dann hast du deine Antwort.« Der Druck seiner Hand auf Arrants Schulter wurde stärker. » Du musst Sarana schreiben und ihr mitteilen, was heute hier passiert ist, bevor sie es von jemand anderem hört.«
Arrant nickte, und dann fiel ihm wieder ein, dass sein Vater ja nichts sehen konnte. » Ja, natürlich.«
» Du bist nicht mehr wütend auf sie, oder? Wegen Brand?«
Er dachte darüber nach und stellte überrascht fest, wie schwer es ihm fiel, sich das Ausmaß seines Grolls und seiner Eifersucht in Erinnerung zu rufen. » Es kommt mir jetzt so dumm vor«, gab er zu. Er hatte plötzlich den Gedanken, dass er sich möglicherweise auch bei anderen Dingen dumm verhalten hatte, wenn dies im Hinblick auf den Umgang seiner Mutter mit den Männern in ihrem Leben schon so gewesen war. » Ich erinnere mich daran, wie du mit ihr gesprochen hast, als wir in Ordensa waren«, sagte er. » Ich habe gehört, dass du gesagt hast, du würdest mich nicht wollen, und ich wusste, dass du nicht lügen konntest. Ich erinnere mich daran, dass es mich sehr bestürzt hat.«
» Habe ich das gesagt? Es tut mir leid, dass du das gehört hast. Es hat gestimmt, aber nur in einer einzigen Hinsicht. Natürlich wollte ich, dass du bleibst. Ihr beide. Aber wegen der Verheerung habe ich mir mehr Sorgen um deine Sicherheit in der Illusion als in Tyrans gemacht, wo es nur die Legionäre gab, die uns Probleme bereiten konnten. Abgesehen davon wollte ich dich nicht Sarana wegnehmen oder dir deine Mutter. Arrant, sie war so allein. Sie war umgeben von Feinden und lief um ihr Leben, versuchte aus einem verderbten und verrottenden Reich etwas Wertvolles zu machen. Vielleicht brauchte sie die Rache, aber sie hat es auch für uns getan. Für Kardiastan. Damit wir frei sein konnten. Dies wäre nie geschehen, wenn sie nicht das Exaltarchat in die Knie gezwungen hätte. Du warst alles, was sie damals wirklich hatte. Sie hat dich geliebt. Es hat sie zerrissen, dich mit der Absicht nach Ordensa zu bringen, dich aufzugeben. Ihr Schmerz reichte so tief, dass sie ihn nicht vor mir verstecken konnte. Wie konnte ich ihr sagen, dass ich dich wollte? Also habe ich ihr stattdessen erzählt, dass der Platz eines Kindes an der Seite seiner Mutter ist. Dich wegzuschicken war das Schwerste, was ich jemals tun musste. Wenn du selbst Kinder hast, wirst du vielleicht verstehen, wie schwer es ist.«
Er schwieg und versank in Gedanken. Vielleicht in Erinnerungen. Als er dann weitersprach, wechselte er das Thema. Es war Zeit, mit dem Leben weiterzumachen, als wäre nichts passiert. » Arrant, reiche mir meine Kleider, ja? Wir müssen aufbrechen, wenn wir nach Madrinya zurückkehren wollen. Und Garis und Samia haben noch einen weiten Weg nach Asufa vor sich.«
Angesichts dieses Mutes stockte Arrant der Atem.
» Oh«, fügte Temellin hinzu. » Noch etwas. Erinnerst du dich, als wir in der Zitterödnis waren und ich dir gesagt habe, du sollst mich zurücklassen?«
» Äh, ja.«
» Wenn du das nächste Mal einem direkten Befehl deines Illusionisten nicht gehorchst, werde ich dafür sorgen, dass du die nächsten anderthalb Jahre damit verbringst, die Ställe des Pavillons auszumisten. Ist das klar?«
Arrant grinste. » Vollkommen, Illusionist Temellin.«
» Gut. Ich bin stolz auf dich.«
Garis sah zu, wie Temellin sich zwischen den Männern bewegte. Das Halstuch, das er getragen hatte, als sie Madrinya verlassen hatten, trug er jetzt als Bandage über den Augen, und er schritt auch nicht mehr so wie sonst einher. Jemand hatte zwei Sleczstöcke aneinandergebunden, die er als Gehstock benutzen konnte. Seine Schritte waren auf dem unebenen Gestein vorsichtig, aber er lächelte und plauderte, als hätte sich seit gestern nichts verändert, als bräuchte er keinerlei Zeit, um sich an das Entsetzen zu gewöhnen, das so rasch über ihn gekommen war.
» Zur trockenen Hölle, da geht nun wirklich ein Mann«, murmelte er.
» Ich kann seine Emotionen nicht spüren«, sagte Samia, die neben ihrem Vater stand. » Er verbirgt alles auf eine Weise, wie ich es bei ihm noch nie erlebt habe.«
» Das tut ein Mensch oft, wenn er zu viel Kummer empfindet.«
Sie erschauerte. » Ich möchte nach Hause.«
» Wir brechen heute
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