Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
loszuwerden.«
» Wir haben es nie wirklich probiert«, gab Temellin zu bedenken. » Zuerst waren wir zu jung und zu wenige, und dann haben wir uns auf die Tyraner konzentriert. Außerdem haben wir jetzt einen zusätzlichen Vorteil: Arrant kann direkt Kontakt zu seinem Bruder aufnehmen. Er kann mit ihm sprechen, selbst jetzt, da er hier in Madrinya ist und sein Bruder in der Illusion.«
Korden starrte ihn bestürzt an. » Das ist unmöglich.«
» Offensichtlich nicht. Es scheint, als wäre Arrant doch nicht so nutzlos, wie du angenommen hattest. Und ich habe bereits die Erlaubnis von den Illusionierern, unsere Krieger zurück in die Illusion zu führen.«
» Ich… ich verstehe. Ich werde eine kleine Gruppe von Freiwilligen zusammenstellen, die die Zitterödnis überqueren und nachsehen.«
» Das ist eine gute Idee. Tu das. Fang noch heute damit an. Ich möchte, dass sie so bald wie möglich vor einer Vollversammlung des Magoroth-Rates Bericht erstatten, und zwar in zwanzig Tagen. Darüber hinaus möchte ich auch ein Magortreffen anberaumen, das sofort im Anschluss daran stattfinden soll. Schick die Nachricht in alle Winkel von Kardiastan. Ich möchte von jeder Magorfamilie einen Repräsentanten hier haben. Oh, und vergiss nicht, Korden, das letzte Mal, als ich gesehen habe, war ich noch der Illusionist. Ich herrsche über dieses Land, und ich treffe die Entscheidungen. Meine Sehfähigkeit ist jetzt eingeschränkt, aber mit meinem Hirn ist noch alles in Ordnung. Ich bin sehr gut in der Lage, einen weiteren Krieg zu organisieren, auch wenn es diesmal ein anderer ist.«
» Verflucht, Temellin. Niemand denkt, dass du nicht mehr der Illusionist bist. Aber du bist verletzt und halb blind. Lass andere diese Bürde übernehmen. Wieso gehst du nicht wieder nach Ordensa? Ruh dich aus. Arrangiere dort ein Treffen mit Ligea Gayed. Ich bin sicher, dass sie sofort angelaufen kommt.«
Temellin stand abrupt auf und verschüttete dabei seinen Wein. » Du hast meine Antwort bereits. Ich denke, sie war klar genug? Es gibt einen Krieg zu führen. Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest.«
Korden, dem nur zu bewusst war, dass er eine Grenze überschritten hatte, stellte sein Getränk ab und murmelte eine Entschuldigung. Er ging auf die Tür zu, aber bevor er sie erreichte, drehte er sich noch einmal um. » Temel…«
» Ich weiß, ich weiß. Du hast nur mein Bestes im Sinn. Das hast du immer gehabt. Und glaube mir, ich bin stets dankbar dafür gewesen.« Seine Gedanken waren weniger freundlich. » Und doch mag ich dich von Tag zu Tag weniger.«
» Ich… ja. Himmel, es tut mir alles so leid.«
Temellin blieb stehen, bis er sicher sein konnte, dass Korden gegangen war. Dann tastete er fluchend herum, bis er den verschütteten Wein fand, und wischte ihn mit dem Halstuch auf. Beim Sand, das war wirklich so verdammt frustrierend.
Er ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. Stimmte es, war er Arrant gegenüber wirklich nicht anständig? Oder bereitete er ihn nur auf das vor, was sein Geburtsrecht war? Es war genauso leicht zu behaupten, dass er Arrant sein Recht als Illusionist oder auch nur seine Zukunft als einer der Magori vorenthielt, wenn er seine Unfähigkeit als unheilbar ansah.
» Und gib’s ruhig zu«, dachte er, » du erträgst die Vorstellung nicht, dass eines von Kordens Kindern vielleicht in deine Fußstapfen treten könnte. Korden selbst wäre nicht einmal so schlimm, weil ihm zumindest Kardiastan etwas bedeutet. Aber Firgan? Für den ist nur er selbst wichtig.«
Also, war er dann bereit, Arrant in etwas hineinzudrängen, das er vielleicht gar nicht schaffen konnte, einfach nur, um Firgan davon abzuhalten, eines Tages auf dem Stuhl des Illusionisten zu sitzen?
Und die Antwort war eindeutig: Ja, das war er. Arrant würde eines Tages ein guter Mann sein, hundert Firgans wert. In friedlichen Zeiten würde seine mangelnde Beherrschung seiner Magormacht eigentlich keine Rolle spielen – aber Temellin konnte sich auch nicht selbst etwas vormachen. Kein Magoroth-Rat würde einen Illusionisten akzeptieren, der nicht nach Belieben Magormacht in sein Schwert rufen konnte, denn wie sollte ein solcher Illusionist jemals anderen ihre Cabochone geben?
Und das führte ihn zu einem anderen, noch drängenderen Problem. Würde der Magoroth-Rat einen blinden Illusionisten akzeptieren, wenn ein neuer Krieg bevorstand? Während er aus dem Fenster starrte, ohne etwas zu sehen, glaubte er nicht, dass es dazu kommen
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