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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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Chalon-sur-Saône! Der Archivar schilderte uns von einer für ihn vollkommen unerklärlichen Reaktion Burkhards.«
    »Was hatte Burkard überhaupt dort verloren? Hatte ihn eine Handelsreise nach Chalon geführt?«
    »Nein, der Archivar erzählte, dass er eigens angereist war, um herauszufinden, ob Abaelardus Briefe hinterlassen hatte. Erst nach Burkhards gewaltsamen Tod dämmerte mir, dass ihm der Schriftwechsel mit Heloïse mehr als gleichgültig gewesen war und es um Briefe aus eines anderen Feder gegangen sein musste.«
    »Klar, ihm ging es um Briefe eines Gesinnungsgenossen. Diese Briefe boten Burkhard die Chance, ein lange verfolgtes Ziel endlich zu erreichen. Offenbar wollte er einen Menschen zur Strecke bringen, dem er bereits seit geraumer Zeit das Handwerk zu legen versuchte.«
    »Einen Menschen, den er hasste. Einen Menschen, den er einer Schandtat und der Feigheit bezichtigte.«
    Laetitia starrte gedankenversunken auf den Feuerplatz. Das, was in der Mordnacht geschehen war, begann Gestalt anzunehmen. Sie entsann sich, dass zwei mit rotem Wein gefüllte Becher auf Burkhards Tisch gestanden hatten – ein klares Indiz dafür, dass Burkhard seinen Mörder gekannt und womöglich sogar erwartet hatte. Ja, er hatte den Menschen, den er mit brennendem Hass verfolgte, zu sich bestellt. Ihr eigenes Gefühl, jemanden im Nacken zu haben, hatte sie an jenem Abend zu einem falschen Schluss verleitet. Der Mörder hatte sich nicht ihr an die Fersen geheftet, sondern von Anfang Burkhards Haus zum Ziel gehabt. Schicksal, dass sie selbst sich zum selben Zeitpunkt dorthin auf den Weg gemacht hatte.
    Sich den Verlauf der verhängnisvollen Begegnung zwischen Burkhard und seinem Gast vorzustellen, verlangte nicht viel. Der Erpresste wollte die Briefe an sich bringen, statt Burkhards Forderung Folge zu leisten. Es kam zu einem heftigen Streit. Damit unterschrieb der Alte sein Todesurteil, denn er war anscheinend wild entschlossen gewesen, die Briefe aus dem Nachlass von Petrus Abaelardus aufs Blut zu verteidigen, weil sie ihm ein Pfand seiner eigenen Macht waren. Aber wer kam infrage? Von welcher Untat hatte Burkhard in seiner Nachricht an den Erpressten gesprochen?
    »Eines ist gewiss«, riss Sebastian Laetitia aus ihren Überlegungen, »von allen Trierern können wir jedenfalls einen mit absoluter Sicherheit vom Verdacht ausschließen: Da Burkhard dem Mörder mit der Ungnade Alberos drohte, wissen wir wenigstens, dass der Erzbischof mit der Sache nichts zu tun hat.«
    Laetitia rollte mit den Augen. Welch jämmerliche, überflüssige Schlussfolgerung. Als ob es eines Beweises bedurfte, dass sich Albero über jeglichen Zweifel erhob. Aus ihrer Sicht verstand sich das von selbst.
    Sebastian wehrte sich gegen ihren missbilligenden Blick. »Burkhard und Albero lagen in erbittertem Streit. Vergesst nicht, dass der Alte zwei seiner Söhne bei der Fehde um die Abtei St. Maximin verloren hat. Seitdem verfolgte er den Erzbischof mit glühendem Hass und legte ihm bei all seinen Vorhaben Steine in den Weg!«
    Erst jetzt verstand Laetitia. Ein vermögender Mann wie Burkhard besaß Einfluss unter den Mächtigen der Stadt. Mit ein wenig Geschick hätte er mühelos jeden von Alberos Plänen durchqueren können. Aber im Dunstkreis des Erzbischofs zu forschen, hatte sich soeben glücklicherweise als überflüssig erwiesen.
    Da gerade die Rede auf Albero gekommen war, schoss Laetitia mit einem Mal noch ein vollkommen anderer Gedanke durch den Kopf, der sie nicht unbedingt beruhigte. »Wie kommt es eigentlich, dass Albero Euch erlaubt hat, bei der Anhörung als Beobachter aufzutreten? Die Maximiner Fehde ist gerade erst seit dem letzten Weihnachtsfest beigelegt, nicht wahr? Mir kann niemand erzählen, dass der Erzbischof gut auf die Verwandtschaft Heinrichs von Luxemburg zu sprechen ist. Euer Vater ist doch ein Vetter des Grafen von Luxemburg, oder?«
    Sebastians Miene verdunkelte sich. »Jawohl, mein Vater ist ein Vetter von Heinrich«, entgegnete er in überraschend scharfem Ton. »Aber gegen uns hegt Albero gewiss keinen Groll. Im Gegenteil. Mehr als je zuvor braucht er uns jetzt, um in den Beziehungen zum Grafen von Luxemburg wieder Boden gutzumachen. Der Erzbischof baut heute genauso auf uns wie während der gesamten Fehde, in der wir ihm stets Stütze und Schild waren.«
    »Ihr wollt sagen, Ihr habt auf der Seite des Erzbischofs gekämpft?«
    »Ja, von der ersten Minute an«, behauptete Sebastian. Er stützte beide Hände in die Seiten, als

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