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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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Sohn Edgars, des Mannes, auf dessen Unterstützung Karolina baute. Was also sprach dagegen, ihm ihr Vertrauen zu schenken? »Ja, ich war an dem Abend, als es geschah, hier vor Burkhards Haus. Ich … ich hatte eine gewisse Angelegenheit mit ihm zu … . besprechen. Doch wollte ich dies unter vier Augen tun und daher wartete ich darauf, dass er allein sein würde.«
    Obwohl sie hin und wieder stockte, entströmten die Worte Laetitia zu ihrem eigenen Erstaunen bald in natürlichem Fluss. Sie vertraute Sebastian nicht nur an, was sie beobachtet, sondern auch, was sie dabei empfunden hatte. Gerade, als sei es das Natürlichste auf der Welt, diesem fremden Menschen, der sich tagaus tagein in Selbstgefälligkeit zu üben schien, die persönlichsten Regungen mitzuteilen. Laetitia fand keine Erklärung für ihre Offenheit. Mehr noch als ihr eigenes Verhalten erstaunte sie, dass Sebastian sie nicht unterbrach, um etwa mit spöttelnden Kommentaren ihre Wahrnehmung infrage zu stellen oder sich über ihre Ängste lustig zu machen. Nein, überraschenderweise hörte er schweigend zu. Laetitia glaubte sogar, in seinen Augen Mitgefühl zu erkennen. So erstaunlich diese Beobachtung war, tat sie nicht minder wohl und half Laetitia, bei ihrer Schilderung jedes Detail zu würdigen, ob es nun um die Schriftfragmente, die Smaragde oder Burkhards starrem Blick ging. Die Erinnerungen, die während des Erzählens an Klarheit gewannen, brachten ihr jetzt sogar die Stimme des alten Burkhard wieder ins Ohr. Derart deutlich, als ob er ihr just in diesem Moment seine letzte Botschaft zuwisperte.
    »›Turm‹ war das Einzige, Was er noch über die Lippen brachte. Danach seid Ihr davon gestürmt, um vor Alberos Wachen zu fliehen«, resümierte Sebastian, während er den Schrank betrachtete, dessen Tür noch offen stand. Er biss sich auf die Unterlippe, bevor er murmelte: »Das Geheimnis dessen, was es mit diesem Turm auf sich hatte, nahm Burkhard wohl für immer mit sich. Wie nur soll ein Mensch ahnen, worauf er hinweisen wollte?«
    Laetitia zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Was ist mit den Papierfetzen? Befinden sich ähnliche Briefe unter seinen Unterlagen?«, wollte Sebastian wissen und deutete mit dem Kinn auf den Stapel, den Laetitia soeben durchsucht hatte.
    Auf diese Frage hin konnte Laetitia ebenfalls bloß den Kopf schütteln und ihm den leeren Bogen entgegenhalten. »Wenn wir wenigstens entziffern könnten, was er als Letztes geschrieben hat. Vielleicht würde das helfen, um ein klares Bild des Geschehenen zu entwerfen? Seht, diese winzigen Abdrücke, die beim Beschreiben eines darüber liegenden Bogens entstanden sind!«
    Hastig nahm Sebastian das Papier an sich und sprang zur Feuerstelle. Dort griff er nach ein wenig Asche und verrieb sie vorsichtig auf dem Papierbogen. Und siehe da, tatsächlich wandelten sich die dünnen, mehr erahnten denn sichtbaren Gänsekielspuren in gräuliche Schrift. Laetitias Miene hellte sich auf. Trotzdem bemühte sie sich, ein anerkennendes Lächeln zu unterdrücken. Keinesfalls wollte sie die eitle Genugtuung, die auf Sebastians Gesicht trat, noch zusätzlich schüren.
    Entschlossenen Schritts trat Sebastian ans Fenster, um das Geschriebene zu entziffern. »›Obschon mir nicht gelang, dich deiner Untat wegen zur Rechenschaft zu ziehen‹«, las er laut und langsam vor, immer wieder unterbrochen, weil die Schrift sehr schwer zu lesen war, »›werde ich dennoch dafür sorgen, dass du deine gerechte Strafe erhältst. An dir allein ist es zu entscheiden, ob du wenigstens mir gegenüber wie ein aufrichtiger Christenmensch gestehst, was du damals getan hast, oder ob du weiterhin feige schweigst. Für letzteren Fall werde ich – da ich dir deine Schandtat nicht nachweisen kann – , dafür sorgen, dass du wegen völlig anderer Dinge vor Albero in Ungnade fällst. Zum Beweis erhältst du anbei eine Kostprobe dessen, was ich gegen dich in Händen halte. Einen der Briefe, die du an einen Ketzer geschrieben hast, und von denen ich noch mehr besitze. Briefe, die dich als Anhänger einer häretischen Lehre verraten und mit denen ich dich zugrunde richten werde‹.«
    Sebastian ließ den Papierbogen sinken und pfiff leise durch die Zähne. »Welch interessante Entdeckung. Burkhard hat also jemanden mit den Briefen erpresst!«
    »Jetzt begreife ich endlich, warum Burkhard in eine solch fiebrige Begeisterung geraten war!«
    »Ich verstehe nicht, was Ihr damit sagen wollt.«
    »Damals in der Priorei Saint-Marcel in

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