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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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mit Edelsteinen! Jeder, der Zeuge dieses Bildes würde, müsste zwangsläufig folgern, dass sie Burkhard bestohlen und getötet hatte. Auf frischer Tat ertappte Raubmörder brachte man so flugs an den Galgen, dass sie kaum Zeit fanden, ihre Unschuld zu beteuern. Wenn jemand sie hier entdeckte, kam das einem Todesurteil gleich. Den Gedanken vollenden und Aufspringen war eins. Mit keuchendem Atem tat Laetitia einen Satz und presste sich neben den Eingang an die Wand. Da schwang die Tür schon auf, ohne dass ein Klopfen oder Rufen die Besucher ankündigte, und zwei Kerle polterten herein. Lediglich durch das Türblatt verdeckt, saß Laetitia wie ein Tier in der Falle. Sie lugte aus ihrem Versteck heraus durch einen feinen Riss im Holz und beobachtete zwei Männer, deren Kleidung verriet, dass es sich um Wachleute von Erzbischof Albero handelte.
    »He, schau mal!«, rief der eine und beugte sich über den Toten, während der andere mit der Rechten geistesgegenwärtig einen Dolch aus dem Gürtel zog und mit der Linken ein Wachslicht schwang, um alle Winkel des Raums zu beleuchten.
    Wie ein Schmiedehammer klopfte Laetitias Herz, derart laut, dass sie fürchtete, die beiden Männer müssten es schlagen hören. Der mit dem Dolch beugte sich genau wie der andere Kerl über die Leiche. Laetitia presste die Lippen zusammen, um nicht vor Anspannung zu schreien. Sie musste handeln, und zwar jetzt. Der Augenblick erschien ihr günstig, denn die Männer richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Leiche. Allein diese winzige Chance trennte Tod von Leben. Ohne zu zögern, stieß Laetitia das Türblatt vor und nutzte die Überraschung der Männer. Sie sprang förmlich aus dem Haus und stürzte der Finsternis entgegen, die ihr mit einem Mal wie ein Retter erschien, der sie mit offenen Armen umfing. Schneller, immer schneller holten ihre Beine aus, während ihr die Lungen stachen. Die Schriften fest umklammert versuchte sie die Wachleute abzuschütteln, die wütend die Verfolgung aufgenommen hatten. Wie besessen rannte sie, ja, wie im fiebrigen Wahn.

Kapitel 2
     
    Den Becher voll Wasser, den sie mit zittrigen Fingern umklammert hielt, trank Laetitia gierig in einem Zuge leer. Danach ließ sie sich erschöpft auf den Schemel fallen, den ihr die Novizin zugewiesen hatte. Sie mochte kaum glauben, dass es ihr tatsächlich gelungen war, die Verfolger abzuschütteln und das mit ihrem Kloster befreundete Stift zu erreichen. Wenn Gott wollte, würde sie hier Schutz finden.
    »Bedient Euch ruhig selber«, sagte die Novizin und deutete auf den Wasserkrug. »Ich ruf dann rasch Karolina.«
    »Danke, das ist sehr freundlich von Euch.«
    »Viel zu selten verirrt sich jemand zu uns. Karolina wird sich bestimmt über einen Gast freuen.« Noch einmal lächelte ihr die Novizin aufmunternd zu, bevor sie den Schreibsaal verließ, um die Bibliothekarin zu rufen.
    Laetitias Blick streifte die blutbefleckten Mitbringsel, die sie zu anderen Pergamenten auf einem Schreibpult gelegt hatte. Dabei fuhr sie sich mit beiden Händen über den Kopf, an dem das schweißnasse Haar klebte, als ob sie die Erinnerung an das soeben Erlebte fortwischen wollte. Tief Atem schöpfend schaute sie um sich. Beherrscht wurde der riesige Raum von einem mächtigen, bis zur Decke reichenden Regal, das sich über die lang gezogene Wand erstreckte, die der Fensterreihe gegenüberlag. Dicht an dicht drängten sich Bücher darin. Laetitias Erstaunen hätte nicht größer sein können, denn solche Reichtümer hatte sie in diesem Stift keineswegs erwartet. Viel zu ärmlich waren ihr die Nutzgebäude und Ställe beim Überqueren des Hofes vorgekommen, als ob es den Nonnen an Kenntnis für eine sachgemäße Bewirtschaftung fehlte. Auch die dünnen Scheite, an denen die Flammen des Feuerplatzes nagten, wirkten kärglich und legten die Vermutung nahe, dass man am Brennholz sparen musste. Neben den Bücherschätzen waren sieben Schreibpulte aus Fichtenholz aufgereiht, alle so ausgerichtet, dass bei Tage das Sonnenlicht von links auf die Schreibfläche traf, um den Buchmalerinnen beste Bedingungen zu bieten. Auf jedem Pult befanden sich Weidenkörbchen, die der Aufbewahrung von geschärften Federkielen, Linealen, Glättsteinen und anderen Utensilien dienten, welche die Nonnen zum Schreiben verwendeten.
    Laetitia schloss für einen Moment die Augen und sog den wohlbekannten Geruch ein, der die Luft des Raums durchzog. Er entströmte frisch aus Krapp und Gallapfel gerührten Farben, die in mit

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