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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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doch dann sah er den Blick der Katze, die Hirad bei sich getragen hatte. Irgendetwas in diesem Blick hielt ihn davon ab, den Mann niederzustrecken, und veranlasste ihn, die Tür am anderen Ende des Flurs zu betrachten.
    Alun nickte und rannte wieder los. Am Rande nahm er wahr, dass rechts neben ihm gekämpft wurde, und er hörte hinter sich Flügel flattern. Sein Ziel war nahe. Er konnte sie spüren. Gott, er konnte sie beinahe schon riechen. Es waren seine Kinder, und er würde sie retten.
    Er stürmte durch die Tür und einen schmalen Gang hinauf und platzte in den Wachraum. Beinahe hätte er den verbliebenen Wächter von seinem Stuhl gerissen. Bevor der Mann reagieren konnte, durchtrennte Alun ihm mit einem wilden Schlag die Kehle. Er ließ sich keine Zeit, sich vor Augen zu führen, was er gerade getan hatte, und stieg die Wendeltreppe hinauf.
     
    Sie ging auf ihn los, eine Flut von blondem Haar, ein schäbiges, zerrissenes Nachthemd auf dem Leib, die Arme ausgestreckt und die Hände nach seinen Schultern greifend.
    »Meine Jungen?«, rief sie und forschte in seinem Gesicht. »Habt Ihr meine Jungen?«
    Thraun schüttelte den Kopf. »Nein …«, wollte er sagen, doch sie war schon schreiend an ihm vorbei.
    »Dummköpfe. Sie werden sie töten. Sie haben gesagt, sie würden sie töten!« Sie raste die Treppe hinunter, durch den Wachraum und hinaus auf den Flur. Thraun folgte ihr. Sie bog nach links ab und lief durch eine Tür in einen schmalen Gang. Vor sich hörte sie einen Schrei, dann klirrten Schwerter. Erienne lief schneller.

     
    »Komm schon, Selik, es bringt doch überhaupt nichts, mich zu töten. Ich meine, ich bin dir doch immer noch etwas schuldig.« Will wich etwas weiter zurück. Er wusste, dass hinter ihm eine Tür war. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht verschlossen war.
    »Allerdings. Einst warst du mir Geld schuldig, und jetzt will ich dein Leben.« Selik duckte sich, kam näher. Will schluckte schwer. Es war eine einfache Gleichung: Wenn die Tür hinter ihm versperrt war, dann würde er sterben. Er wich noch einen Schritt zurück.
    Selik war Wills größter Fehler gewesen. Er war einem Bauernjungen begegnet, der ein leichter Gegner zu werden versprach. Schlimmer hätte sein Irrtum nicht sein können, und seitdem war er dem begnadeten Schwertkämpfer etwas schuldig.
    »Ich werde einen Haufen Geld bekommen, Selik. Ich brauche nur etwas mehr Zeit.«
    »Du hast mich noch nie hereingelegt, Will Begman, und du wirst mich nie hereinlegen, denn Zeit ist etwas, das du ganz sicher nicht mehr hast.« Selik kam näher und zog sein Schwert. »Versuch doch mal, dich zu wehren.«
    »Lieber nicht.« Will drehte sich um und rannte zur Tür, riss sie auf und lief die Treppe hinunter. Seine Erleichterung verwandelte sich in Entsetzen, als Selik in der Tür erschien, die vorher Talan benutzt hatte, um ihm den Weg zu versperren. Der Mann der Schwarzen Schwinge schüttelte den Kopf. Will blieb wie angewurzelt stehen und floh in eine andere Richtung. Er stürzte durch die erstbeste Tür, die er fand. Sie führte in einen schmalen Gang. Vor sich hörte er Stimmen, darunter auch eine Frauenstimme. Er rannte weiter. Es war sowieso zu spät zum Umkehren, und andere Menschen zu finden, war vermutlich die einzige Chance, die er überhaupt noch hatte.

     
    Alun riss die Tür am oberen Ende der Wendeltreppe auf. Er stürmte hinein und glaubte, die Erfüllung seiner Träume zu sehen, doch er fand die Verkörperung seines Alptraums.
    Ein Mann stand mit dem Rücken zu ihm, über ein Doppelbett gebeugt, in dem zwei Kinder lagen. Das Blut und die Stille erzählten ihm die Geschichte. Alun stockte der Atem im Hals, seine Beine versagten, und die Schwertspitze knallte auf den Boden, als der Arm die Kraft verlor, sie oben zu halten.
    Er hatte sich nichts anderes vorstellen können, als dass seine Jungen mit strahlenden Gesichtern in seine Arme stürzten und aufgeregt plapperten, während sich die kleinen warmen Körper an ihn schmiegten. Doch nun würden sie für immer schweigen. Er konnte sich nicht bewegen, er konnte nicht hinein noch hinaus, bis der Mann sich umdrehte und ihn ansprach.
    »Ich wollte mich nur noch vergewissern, dass sie wirklich tot …«
    Alun bekam nur das Wort »Du!« heraus, dann griff er mit dem Schwert, mit den Füßen und mit den Händen und Zähnen an. Er tobte in blinder Wut. Der Wächter wich zurück, wehrte Schlag auf Schlag mit der fleckigen Messerklinge und dem gepanzerten Unterarm ab, bis er am

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