Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
einzige Geräusch, das in den Mauern der Burg der Schwarzen Schwingen noch zu hören war.
    Der Rabe ritt zehn Minuten auf dem Weg, der von der Burg fortführte, dann ging es querfeldein, einen sanften Hügel hinauf durch den Wald. Das Gelände war nicht schwierig, doch hier und dort lagen Felsblöcke herum, was eine gewisse Vorsicht beim Reiten geboten erscheinen ließ. Bis Dordover waren es drei Tagesritte. Wenn ein Pferd verletzt
wurde, kamen sie langsamer voran, und Zeit war etwas, das der Rabe im Moment ganz gewiss nicht im Übermaß zur Verfügung hatte.
    Den ersten Halt, viel zu früh für Densers Geschmack, machten sie etwas mehr als drei Stunden von der Burg entfernt am Hang eines Hügels.
    Es war kein idealer Aussichtspunkt, denn die Burg war weit entfernt und außerdem durch Bäume halbverborgen, doch es war das Beste, was sie hier finden konnten, und Will war fest entschlossen, an genau dieser Stelle eine Rast einzulegen.
    »Stimmt etwas nicht, alter Freund?«, fragte Ilkar.
    Hirad wandte den Blick von der Burg ab. »Ich habe mir gerade überlegt, wie lange es her ist, dass ich mir das letzte Mal einen guten Schluck genehmigen konnte, und die Antwort auf diese Frage hat mir überhaupt nicht geschmeckt.«
    »Es war in den Ruinen von Septerns Haus, nicht wahr?«
    Hirad nickte.
    »Travers hatte einen Vorrat eingelagert«, meinte Ilkar.
    »Da würde ich lieber den Inhalt meiner eigenen Blase saufen«, erwiderte Hirad.
    »Sehr klug. Das wäre ein gutes Antiseptikum, wie Talan einmal gesagt hat.«
    Hirad zog die Augenbrauen hoch. »Ich hoffe, er hat Recht damit«, sagte er. »Ich glaube, ich werde ihn vermissen.«
    »Ja, ich auch«, stimmte Ilkar zu.
    »Bist du überrascht, dass er uns verlassen hat?«
    »Überrascht und sehr enttäuscht. Ich dachte wirklich … weißt du, nach vier Jahren …«
    »Ja, ich weiß. Und da wir gerade über Enttäuschungen reden, so muss ich sagen, dass ich allmählich das Vertrauen
in Wills Versprechungen über dieses große Feuerwerk zu verlieren beginne.« Er wandte sich an Will, der, die Hände in die Hüften gestemmt, ein paar Schritte entfernt stand. »He, Will, besteht die Möglichkeit, dass das große Ereignis tatsächlich noch stattfinden wird?«
    Will fuhr empört hoch und warf ihm einen scharfen Blick zu. »Nur Geduld«, sagte er.
    »Rauch!«, meldete Jandyr gleich darauf. Er deutete in die Ferne und stand auf.
    »Wo?«, fragte Ilkar.
    »Vordertür, aus allen Spalten.«
    »Hab es«, sagte Ilkar.
    »Wo?« Noch während Hirad sich bemühte zu erkennen, was nur für Elfenaugen sichtbar war, explodierte die Vordertür zusammen mit den umgebenden Wänden. Eine gewaltige Feuerlanze stieß in den Hof hinaus, eine Wolke von Schutt und Rauch folgte ihr, und Hirad schauderte, als er sich erinnerte, wie knapp er Sha-Kaan entkommen war.
    Ein gedämpftes Explosionsgeräusch war einige Sekunden später zu hören, und nicht lange danach stürzten die beiden Türme gleichzeitig ein. Einer brach in sich selbst zusammen, im zweiten waren die Ladungen eher nach oben gerichtet, und das verzierte spitze Dach stieg auf einer Wolke von pulverisiertem Mauerwerk träge in die Luft. Will stieß einen entzückten Ruf aus. Erienne begann zu weinen. Denser ging zu ihr, nahm sie in die Arme und wischte ihr die feuchten Wangen ab. Sie schaute zu ihm auf und lächelte.
    Und dann, als die Burg in Flammen und Rauch unterging, klopfte Hirad Will auf die Schulter und scheuchte die anderen unter Densers besorgten Blicken zu den Pferden zurück.

     
    Understone.
    Einst an einer wichtigen Handelsroute zwischen dem Osten und Westen gelegen, war die Stadt in Vergessenheit geraten und verfallen, als der Warenumschlag abebbte, nachdem die Wesmen den Pass in ihre Gewalt gebracht hatten. Jetzt gab es nur noch eine schlecht ausgerüstete Garnison unerfahrener Soldaten. Besoldet wurden sie von der Handelsallianz von Korina, deren hochtrabender Name dem desolaten Zustand dieser Organisation zu viel der Ehre antat.
    Fünfundsiebzig Mann, dies war die ganze Verteidigung gegen eine Invasion von Westen. Eine Invasion, zu der es nach Ansicht der HAK ohnehin nicht mehr kommen würde, nachdem es fünf Jahre lang ruhig geblieben war.
    Wie sich die Zeiten änderten. Nach Travers’ außergewöhnlich tapferer, aber letzten Endes doch zum Scheitern verurteilter Verteidigung des Passes war Understone befestigt und mit einer dreitausend Mann starken Schutztruppe ausgestattet worden. Da der ganze Osten Balaias bedroht schien,

Weitere Kostenlose Bücher