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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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waren keine Kosten zu hoch gewesen, wenn man dafür sorgen wollte, dass die Wesmen nicht auf die andere Seite des Passes vordringen konnten. Provisorische Behausungen wurden gebaut, und Händler, Prostituierte, Gaukler und Wirte machten glänzende Geschäfte. Doch der Aufschwung war nicht von Dauer.
    Die Wesmen griffen nicht wieder an. Nach fünf Jahren schien es so, als sei ihr Ehrgeiz erschöpft, nachdem Tessaya den Pass eingenommen hatte und Wegzölle erheben konnte.
    Die Frage, warum sie den Pass überhaupt erobert hatten, musste vorerst unbeantwortet bleiben. In den Jahren vor den Schlachten, die mit Travers’ Niederlage endeten, hatte ein instabiler Frieden geherrscht. Vom reicheren
Osten aus hatte man Handelsrouten in den Westen eröffnet, neue Märkte erschlossen und neue Gewerbe entwickelt. Doch jetzt, neun Jahre nach dem Fall des Passes, war die Situation unglücklicherweise völlig klar. Die Wesmen hatten den Pass eingenommen, um die Rückkehr der Wytchlords vorzubereiten.
    Die Stadt Understone war nicht mehr als vierhundert Schritt von dem dreißig Fuß breiten und fünfundzwanzig Fuß hohen Torbogen entfernt, der den Eingang zum Understone-Pass bildete. Zu beiden Seiten ragten Berge auf, davor erstreckten sich nach Norden, Osten und Süden Hügel und Buschwerk, so weit das Auge reichte. Es war ein eintöniger und doch wundervoller Anblick. Die schäbigen Häuser waren auf den benachbarten Anhöhen verstreut oder drängten sich in den besseren Lagen der wenigen ebenen Bereiche abseits der Hauptstraße.
    Noch trostloser war es hier, wenn es regnete, was recht häufig geschah. Dann trieb der Wind Wolken über die Berge, die ihre Last auf die armen Bewohner drunten entluden.
    Überschwemmungen, Schlammlawinen und Verfall – all dies hatte Narben in der Stadt hinterlassen. Die Abwehrmaßnahmen gegen den Regen bestanden aus einem Netz von Abflussgräben. Sie hatten bislang recht gut funktioniert, doch da sie zusehends verschlammten, gab es wieder Überschwemmungen. Die Hauptstraße war knöcheltief mit einem zähen, klebrigen Morast bedeckt, dessen Gestank in Schwaden aufstieg, sobald die Sonne ihn berührte.
    Die unangekündigte Ankunft von mehr als fünfhundert Männern und Elfen von den vier Kollegien versetzte die kleine Garnison in Panik. Einige wollten sich den berittenen Streitkräften entgegenstellen, doch die meisten verschwanden einfach in den Häusern oder rannten weg und
riefen nach dem befehlshabenden Offizier. Bis dieser sich in einem alten Gasthof vom Tisch erhoben hatte und durch den Matsch stapfte, während er sich noch die Tunika über dem aufgedunsenen Bauch zuknöpfte, waren nur noch zwölf Soldaten anwesend. Es war erbärmlich.
    Der Garnisonskommandant schaute an General Ry Darrick vorbei auf die lange Reihe Berittener, die fast bis zum Stadtrand die Hauptstraße in Anspruch nahmen. Dann wanderte sein Blick zu den Männern, die standhaft geblieben waren. Er nickte dankbar und wandte sich an Darrick, der sich im Sattel vorgebeugt hatte und dem Kommandanten nicht einmal die Ehre erwies, aus dem Sattel zu steigen.
    »Auf diese Weise würdest du dich also denen stellen, die unser Land erobern wollen«, sagte Darrick.
    Der Kommandant lächelte. »Nein«, gab er zurück. »Denn diejenigen, die unser Land erobern wollen, müssten nicht einmal ihren Schritt verzögern, um eine so kleine Garnison niederzumachen. Mit wem habe ich die Ehre?«
    »Ich bin Darrick, General in der Kavallerie von Lystern. Und du bist vermutlich Kerus, der Kommandant der Garnison, die an den Toren der Hölle Wache hält.«
    Kerus runzelte die Stirn, da er nicht wusste, wie er Darricks Worte und die Truppen, die hinter ihm Aufstellung genommen hatten, zu deuten hatte. Er beschloss, dass der Rest der Unterhaltung besser vertraulich stattfinden sollte, und lief durch den Schlamm zu Darricks walnussbraunem Pferd.
    »General Darrick, ich habe hier fünfundsiebzig Mann, von denen keiner älter ist als neunzehn Jahre. Sie wurden hergeschickt, um in der Gegend vor dem Pass zu patrouillieren und alle Räuber abzufangen, die einen Überfall versuchen sollten. Man erwartet nicht von uns, dass wir eine Invasionsarmee abwehren, weil eine solche Armee niemals
durch den Pass kommen wird. Und jetzt muss ich Euch fragen, was Ihr hier in Understone zu suchen habt.«
    »Vorbereitungen treffen, um die Invasionsarmee abzuwehren, die deiner Ansicht nach nicht kommen wird. Zwei Tagesmärsche hinter mir folgen weitere fünftausend

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