Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
nennen. Jeder Schamane, der das Salz in der Suppe wert ist, wird sofort wissen, dass wir einen Dimensionsspruch erfunden und benutzt haben. Damit wissen sie alles über die notwendigen Anstrengungen, wenn man ihn wirken will.«
    Es war ein warmer Abend, doch Hirad fröstelte. Die Kräfte, mit denen sie es zu tun hatten, die Kräfte, die sie bereits gesehen hatten und die sie noch entfesseln wollten  – er hatte das Gefühl, die Dinge gerieten mehr und mehr außer Kontrolle. Und wenn sie den Wrethsires das Auge des Todes gestohlen hatten, dann war Denser der mächtigste Mann in ganz Balaia.
    »Es gibt da noch etwas, das mich beunruhigt.« Alle sahen
jetzt Will an. »Glaubt ihr, die Wytchlords wissen, dass wir hier sind? Auf dieser Seite des Passes?«
    »Meinst du uns, den Raben?«
    »Ja.«
    »Nein.« Der Unbekannte war sicher. »Sie müssten inzwischen wissen, dass der Pass gefallen ist – und zwar auf äußerst spektakuläre Weise –, und sie werden sich nach Kräften bemühen, ihn zurückzuerobern. Sie oder besser ihre Agenten wissen, dass wir Dawnthief suchen, weil wir in Septerns Haus aufgetaucht sind, aber sie haben nicht genug Informationen, um unsere Position zu bestimmen und uns anzugreifen. Noch nicht.«
    »Um jede Verwirrung zu vermeiden«, sagte Denser, »sollten wir berücksichtigen, dass die Wytchlords ihre körperliche Gestalt noch nicht zurückgewonnen haben. Ihre Kräfte sind noch sehr begrenzt. Sobald sie aber leibhaftig umgehen, müssen wir uns ernstlich Sorgen machen, auch wenn wir noch nicht wissen, wann das sein wird.«
    »Wie viele Wytchlords gibt es überhaupt?«, fragte Will.
    »Sechs«, sagte Ilkar. »Allerdings muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht alle ihre Namen kenne, obwohl ich sie wissen müsste. Denser?«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Es war mir nie besonders wichtig.«
    »Bei den Göttern, für uns war es wie ein Mantra. Pamun, Arumun, Belphamun, Weyamun, Ystormun und Giriamun.«
    »Sehr beeindruckend«, sagte Ilkar lächelnd.
    »Ach«, meinte Denser, »bisher waren das nur irgendwelche Namen, mit denen man aufsässige Magier einschüchtern konnte. Leider sind es heute keine leeren Drohungen mehr.«
    Die Unterhaltung geriet ins Stocken. Die Schurken waren
benannt, und die Rabenkrieger führten sich, vielleicht zum ersten Mal überhaupt, die Größe der Aufgabe vor Augen, die vor ihnen lag. Und manch einer dachte auch daran, dass vielleicht alles vergebens war. Wenn sie Dawnthief an die Wytchlords verloren, dann war ihnen der Untergang gewiss, doch selbst wenn sie die Wytchlords vernichten konnten, war keineswegs sicher, ob sie siegen würden.
    Denser zündete seine Pfeife an, und seine Gedanken wanderten wie so oft zu seinem Hausgeist. Er schob die Erinnerungen rasch beiseite und konzentrierte sich auf die Bilder vom einsamen großen Grabmal, das Parve und die Torn-Wüste dominierte. Eine breite Treppe führte zum Herzen der Pyramide hinauf. Komplizierte Mosaike und Verzierungen schmückten Wände und Boden einer großen Halle mit Kuppeldach, an deren Ende eine einzige Tür den Eingang zur Gruft bildete. Dort drinnen scharten sich die Hüter um die sechs Steinsärge und bereiteten den Weg für die Rückkehr der Alten. Sie warteten auf die Bewegungen im Innern, die ihnen zeigten, dass die Reinkarnation der Essenz vollzogen war, auf dass sich die Gebeine der Wytchlords wieder regten und auch das Fleisch neu erschaffen werde. Denser schauderte und betete, dass es noch nicht zu spät war.
    Als die Nacht dunkel genug war, zog der Rabe über den Weg, der direkt zum Zentraltempel der Wrethsires führte. Thraun war sicher, dass ihnen niemand begegnen würde, und Denser, der allmählich glaubte, dass der Tempel leer war, fragte sich, warum ihm gerade dieser Gedanke so große Sorgen bereitete.
    Binnen einer Stunde hatten sie den Tempel erreicht. Der wuchtige dunkle Umriss erhob sich vor den nachtschwarzen Felsen dahinter. Tiefe Stille herrschte, als sie den Weg verließen und den Waldsaum erreichten. Nur zur Linken plätscherten leise Wellen im See, was den friedlichen
Eindruck noch verstärkte. Allein die Gedanken der Rabenkrieger waren unruhig.
    Sie schwärmten aus und liefen in Kampfformation langsam zu den mit Eisen verstärkten Eichentüren hinüber. Der Unbekannte ging in der Mitte des Fünfsterns, Hirad und Jandyr rechts neben ihm, Thraun und Will auf der linken Seite.
    Hinter ihnen kamen die drei Magier. Ilkar hatte schon das Befehlswort für einen magischen Schild auf

Weitere Kostenlose Bücher