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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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stehende Lichtkugel ein, während Thraun mit einer Kerze zu den Kohlepfannen ging, die etwa kopfhoch ringsum in den Wänden angebracht waren. Will und Jandyr schleppten die Leichen vom Sockel weg und stapelten sie an den Wänden. Der Unbekannte hielt am Hauptportal Wache und beobachtete den Waldsaum, ob von dort eine Gefahr drohte. Es war nichts zu sehen, doch er blieb unruhig. Ilkar überprüfte die mit Vorhängen abgeteilten Räume hinten im Tempel.
    Hirad gesellte sich zu Denser, der eine Reihe Statuen betrachtete, die ringsum in Nischen standen.
    »Das ist interessant, findest du nicht auch?«, sagte Denser.
    Hirad drehte sich langsam im Kreis und betrachtete die Figuren. Es waren acht, die ohne Sockel direkt auf dem Boden standen. Sie waren grün gekleidet, alle hatten prächtige Wappenröcke über dem geschmückten Kettenpanzer. Bemalte Masken bedeckten die Gesichter, und jede Figur hatte eine doppelschneidige Axt in der Armbeuge. Sie waren mehr als acht Fuß groß.
    »Völlig unpassend, was?«, meinte Hirad.
    »Absolut nicht.« Erienne gesellte sich zu ihnen. »Es ist bekannt, dass die Wrethsires früher kriegerischer waren als heute. Die Masken stellen die Verflechtung der Energie von Leben und Tod dar, und daraus beziehen sie angeblich ihre Magie.«
    Denser warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Na, du bist aber eine Expertin, was?«
    »Nein, aber es zahlt sich immer aus, ein wenig Wissen über unsere Zeitgenossen zu sammeln«, gab Erienne etwas schnippisch zurück.
    Ilkar kehrte in den Hauptraum des Tempels zurück.
    »Hast du eine Ahnung, was hier passiert ist?«, fragte Hirad.

    Ilkar schüttelte den Kopf. »Da hinten sind noch mehr Leichen von Wächtern, aber es wurde nichts angerührt. Ich verstehe einfach nicht, warum die Toten dort am Sockel wie Söldner aussehen. Die Wrethsires heuern ganz sicher keine Söldner an.«
    »Meinst du, dass sie vielleicht gar nicht den Stein verteidigt haben?«, fragte Denser.
    »Na ja, er ist ja immer noch da, oder?«
    »Spielt das denn eine Rolle?«, fragte Will. »Wir schnappen uns das Ding und verschwinden.« Er beugte sich über den Kasten.
    »Nicht anfassen!«, fauchte Denser. »Entschuldige, Will. Wir haben noch nicht überprüft, ob es dort Fallen oder magischen Schutz gibt.«
    »Hast du nicht gesagt, sie könnten mit Mana nicht umgehen?« , fragte Will.
    »Das stimmt zwar, aber wenn man will, kann man auch einen Magier anheuern.« Denser warf Erienne und Ilkar einen Blick zu. »Wollen wir?«
    Die Magier stimmten sich auf das Mana-Spektrum ein und untersuchten den Sockel und den Kasten. Die Überprüfung dauerte nicht lange.
    »Da gibt es keine Mana-Fallen«, meinte Erienne.
    »Und was ist mit der eigenen Magie der Wrethsires?«, fragte der Unbekannte, der einen Schritt weit in den Tempel getreten war.
    Denser war beinahe empört. »Die sind nicht fähig, statische Magie zu erzeugen.«
    »Bist du sicher?«, fragte Hirad.
    »Über dem Stein ist nichts«, sagte Denser nachdrücklich.
    »Jedenfalls nichts, das wir entdecken könnten«, ergänzte Ilkar.

    »Also gut«, sagte Hirad. »Sind wir dann sicher?«
    Der Unbekannte nickte und konzentrierte sich wieder auf den Weg vor dem Tempel. Will beugte sich über den Kasten und betrachtete die Fugen und Flächen und hauchte ihn leicht an. Die anderen Mitglieder des Raben umringten ihn und sahen zu. Thraun lächelte, als er sah, dass Wills Hände völlig ruhig blieben.
    »Das Gehäuse ist versiegelt, hat aber keine Fallen, soweit ich es sagen kann. Der Zugang ist oben. Oder soll ich einfach das Glas zerschlagen?«
    »Nein«, sagte Denser. »Wir dürfen den Stein auf keinen Fall beschädigen. Nimm dir Zeit und hebe den Deckel an. Wenn auch nur eine einzige Glasscherbe die Oberfläche des Steins zerkratzt, dann wird Dawnthief geschwächt.«
    Will nickte und holte sein Werkzeug hervor. Er suchte aus dem Bund mit zierlichen kleinen Geräten einen flachen Metallkeil heraus, den er sachte ins Siegel auf dem Deckel des Kastens schob.
    Ein Raunen ging durch den Tempel. Ein Wind wehte aus dem Nichts, erfasste die Türen und warf sie zu, so dass es laut durch die Kuppel hallte. Die Türflügel streiften den Unbekannten, der taumelte, aber auf den Beinen blieb. Die Kohlenpfannen erloschen, bis nur noch Eriennes Licht die Umgebung erhellte. Schatten huschten die Wände hinauf, legten sich über die Masken der Statuen und unterstrichen noch ihre Größe. Sie ragten hoch und drohend im Tempel auf. Hinter dem beschränkten Lichtkreis der

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