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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Lichtkugel schien sich die Dunkelheit zu verdichten, und das Licht wirkte schwächlich dagegen. Wie ein Kind, das gegen eine schwere Tür drückt, ohne sie wirklich öffnen zu können.
    Das Flüstern klang jetzt aufgeregter, viele Stimmen erhoben sich und sprachen unverständliche, aber eindeutig
böse klingende Worte. Der Rabe sammelte sich, die Schwerter wurden gezogen. Das Flüstern schwoll zu einem Geräusch an, das an einen starken Wind erinnerte, obwohl sich kein Luftzug rührte. Warm und schwer war die Luft, und der Gestank der Toten wurde stechender.
    »Hat jemand eine Idee?«, fragte Hirad. Der Unbekannte zog an den Griffen der Haupttür, doch die war fest verschlossen. »Versuch’s bei den anderen Türen und den Fensterläden. Thraun, du gehst anders herum.« Hirad musste die Stimme erheben, um die Hunderte von fremden Stimmen zu übertönen, die aus dem Nichts zu ihm sprachen und ihn zu übertönen drohten.
    Er sicherte zu beiden Seiten. Die Magier achteten nicht auf die Umgebung, sondern bereiteten Sprüche vor, doch ihr Stirnrunzeln verriet, dass sie Schwierigkeiten hatten. Jandyr sah sich mit aufgerissenen Augen hektisch um. Will arbeitete wie wild am Kasten des Steins. Hirad konnte hören, wie Thraun und der Unbekannte an Läden und Türen hämmerten. Das dumpfe Klopfen bildete den Unterton zu den drängenden, flüsternden Stimmen.
    Erienne hatte die Hände an den Kopf gehoben, sie konnte sich nicht mehr konzentrieren. Auch Ilkar hatte seine Mana-Gestalt verloren. Sein Kontakt zur Quelle des Mana war abgerissen. Er blickte zum Raben, der in einem lockeren Kreis Will und den Sockel umringte. Ihm wurde kalt.
    Schlagartig hörte das Raunen auf. Das Licht von Eriennes Kugel flackerte und erstarb. Jetzt standen sie in völliger Dunkelheit. Es klimperte, als Will sein Einbrecherwerkzeug fallen ließ. Panik.
    Erienne stolperte gegen Denser, beide gingen zu Boden. Aus der Schwärze ließ der Unbekannte einen Fluch hören, als er mit dem Kopf gegen eine Wand prallte. Will schob
sich mit gezogenen Schwertern an Hirad vorbei in den freien Raum. Er atmete schwer, trat auf eine Leiche und ging mit einem Schrei zu Boden. Hirad, dessen Herz zum Zerspringen in der Brust hämmerte, versuchte, irgendwo einen Lichtfunken zu entdecken. Nichts.
    »Ilkar, Jandyr, Thraun, sagt uns, was ihr seht. Erienne, mach Licht. Denser, was ist hier los?«
    Überall im Tempel war jetzt das Geräusch von Metall zu hören, das über Stein kratzte.
    »Hat jemand eine Meinung?«, fragte Hirad noch einmal. Er hörte, wie Denser rechts neben ihm Erienne auf die Beine half. »Wir brauchen Licht. Was war das für ein Geräusch?« Er schwankte, der Gleichgewichtssinn litt in dieser Dunkelheit. Sein Stiefel riss die trockene Oberfläche einer Blutlache auf. Es wurde wärmer, und der Gestank der Toten wurde beißender, brannte in den Augen. »Kann nicht mal jemand eine Kerze anzünden, verdammt?«
    »Ja, ja.« Wills Stimme klang ziemlich gereizt. Er schob die Schwerter wieder in die Scheiden und tastete nach dem Anzünder. Wieder war das Kratzen zu hören, dieses Mal begleitet von schwerem Poltern, das durch den Tempel hallte.
    »Oh, nein!« Ilkars verängstigter Schrei durchbrach die gespannte Stille.
    »Was? Was ist los?«, rief Hirad. Etwas klirrte, dann noch einmal. Wieder kratzte es, dann hörte man die Schritte von Eisenschuhen.
    »Die Statuen bewegen sich. Hierher zu uns«, sagte Ilkar. »Wir müssen uns zum Kampf aufstellen. Schnell. Unbekannter, Thraun, ins Zentrum.«
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«, knurrte der große Mann.
    Ilkar konnte mit seinen Elfenaugen erkennen, dass er annähernd in die richtige Richtung tappte. »Gehe geradeaus
weiter. Thraun, hilf ihm.« Er sah, wie Thraun den großen Mann rasch an den herumliegenden Leichen der Wrethsire-Wächter vorbeibugsierte.
    Hirad starrte nach rechts und konnte nichts sehen, doch er spürte, dass Erienne nicht weit war. »Erienne, was ist mit dem Licht?«
    »Ich kriege die Mana-Gestalt nicht hin.« Ihre Stimme bebte.
    »Nur ruhig.« Densers Stimme war fest. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Nein, hier ist gar nichts in Ordnung«, widersprach Ilkar. »Irgendetwas stört den Mana-Fluss. Ich kann keine Gestalt zusammenbringen. Und wir haben weniger als eine Minute Zeit, bis sie uns erreichen. Will, komm in den Kreis zurück, wir brauchen den Stein.«
    »Ja«, sagte Will. »Jandyr, führe mich.« Er war jetzt ein wenig ruhiger.
    Gleich darauf war der Rabe wieder vollzählig. Der Unbekannte

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