Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
dir was: Du bearbeitest Sirendor und betonst, dass der Auftrag nur kurze Zeit in Anspruch nehmen wird und dass er für seine Braut einen Haufen Geld verdienen kann und so weiter. Ich versuche mein Glück bei Ilkar. Ich nehme an, er würde mitkommen, wenn er wüsste, dass es dir um die Entwicklung eines Spruchs geht. Aber einfach wird es nicht.«
»Und wenn du ihn nicht überreden kannst?«
»Dann läuft es nicht. Der Rabe arbeitet nie getrennt.«
»Ich verstehe.«
»Gut. Wo ist er denn nun?«
Denser deutete zur Mitte des Schankraums, wo Ilkar mit dem Tuchhändler Brack und zwei recht gut aussehenden Frauen redete. »Ich könnte mich da wenigstens mal ins Gedränge mischen, wenn sonst schon nichts herauskommt«, meinte Hirad. Dann rief er: »He, Ilks! Brauchst du noch was zu trinken?« Ilkar nickte. Der Barbar nahm einen Krug und drängte sich durch die Gäste.
»Hirad, wie schön, dich zu sehen.«
»Du warst noch nie ein guter Lügner, Brack. Etwas zu trinken?« Der Händler hob seinen Kelch. Hirad schenkte ihm und Ilkar ein. »Ich muss Ilkar mal einen Augenblick entführen, meine Damen, aber ich verspreche, dass wir bald wieder hier sein werden.« Ilkar schaute den Barbaren schräg von der Seite an, doch er ließ sich zur Theke führen. Hirad sah Denser an Sirendors Tisch stehen und konnte überrascht beobachten, wie Larn aufstand und dem Dunklen Magier zum Kamin folgte. Der Mann musste über eine außergewöhnliche Überzeugungskraft verfügen. Er war nicht sicher, ob es ihm selbst gelungen wäre, die Verliebten so schnell wieder voneinander zu trennen.
»Nun, was hatte Denser zu sagen?«
»Siebenhundertfünfzigtausend, Ilkar. Drei Aufträge, keine lange Dauer.«
Ilkar schüttelte den Kopf. »Weißt du was, Hirad, ich wundere mich über dich. Und ich bin enttäuscht, dass du mich nach zehn Jahren immer noch nicht gut genug kennst, um dir so einen Vorschlag zu verkneifen.«
»Aber …«
»Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen habe. Ich werde nicht für oder mit Xetesk arbeiten. Man kann ihnen nicht trauen. Es ist mir egal, wie viel er anbietet, weil es nie genug sein wird.«
Hirad nagte an der Unterlippe. »Hör mal, Ilkar, warum siehst du es nicht einfach so, dass du ihnen einen Haufen Geld abnimmst? Gib es an Julatsa weiter, wenn du es selbst nicht haben willst, aber ich dachte, du willst vielleicht so oder so auf jeden Fall im Auge behalten, was Xetesk im Schilde führt.«
Ilkar runzelte die Stirn. »Was genau sollen wir eigentlich für Denser tun?«
Hirad winkte ihn näher heran.
Der Unbekannte Krieger lehnte sich an die Bar und war es zufrieden, einfach den Abend verstreichen zu sehen, während er den exzellenten Roten von Blackthorne nippte. Er rückte ein Stückchen weiter und zog den Ellenbogen seines weißen Hemds aus einer Pfütze auf der Theke.
Wenn er die Gaststube überblickte, fühlte er sich beinahe um zehn Jahre in der Zeit zurückversetzt. Talan und Richmond – die langweiligen Brüder, wie Hirad sie immer nannte – saßen schweigend beisammen und fuhren mit den Fingern auf den Rändern ihrer Weinkelche hin und her. Hirad und Ilkar standen ein paar Schritt abseits und waren in
ein angeregtes Gespräch vertieft. Er lächelte und schüttelte den Kopf, trank noch einen Schluck aus seinem Glas und schenkte sich aus der Flasche hinter der Theke nach.
Schließlich wanderte sein Blick zum Kamin und den beiden Männern, die in Lehnstühlen links und rechts davor saßen und miteinander redeten. Sein Lächeln verschwand. Denser. Der Kopf des Magiers war größtenteils von der Rückenlehne seines Stuhls verborgen, doch er konnte die Katze und die unvermeidliche Hand sehen, die ihren Rücken kraulte. Je eher der Magier verschwand, desto besser. Der Unbekannte hasste das Gefühl, belogen zu werden.
Sirendor war anscheinend gut in Form. Seine Augen funkelten hell im Feuerschein, und seine Kleider trugen ihm heute Abend die Aufmerksamkeit vieler Frauen ein. Auch in diesem Moment konnte der Unbekannte eine sehen, die ihn beobachtete. Sie stand dicht neben der Tür. Der glückliche Kerl. Er brauchte sich niemals große Mühe zu geben. Sie schmolzen zu seinen Füßen dahin und fielen ihm förmlich ins Bett. Er fragte sich, ob Sana wusste, wie sehr man sie beneidete. Im Augenblick wirkte sie allerdings etwas gereizt, wie sie da mit ihren Leibwächtern am Tisch saß. Sirendor hatte sie kurz zuvor allein gelassen.
Die Frau an der Tür näherte sich dem Kamin. Sie hatte langes braunes
Weitere Kostenlose Bücher