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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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zweitausend Jahren unsere Traditionen – unser Verständnis für die Physik der Magie – sich so sehr von den in Xetesk praktizierten
unterscheiden, dass wir kaum verstehen können, wie sie Sprüche bauen und wirken.«
    »Könntest du denn Dawnthief heraufbeschwören?«, fragte Hirad. »Ich meine, das ist doch kein Spruch aus Xetesk, oder?«
    »Nein, das ist er nicht, aber ich könnte es trotzdem nicht«, erwiderte Ilkar. »Nun ja, theoretisch könnte ich es, denn ich kenne die Worte und die Überlieferung, weil Septern die Informationen an alle Kollegien gegeben hat. Doch in der Praxis würde ich gewiss scheitern, da ich noch nie mit der Mana-Gestalt dieses Spruchs gearbeitet und die Feinheiten, die es beim Wirken des Spruchs zu beachten gilt, nicht studiert habe.«
    »Dann sorgen wir also besser dafür, dass Denser am Leben bleibt.« Hirad schürzte die Unterlippe.
    »Wenigstens, bis wir herausgefunden haben, ob er die Wahrheit sagt oder nicht.«
    »Ja, bis dahin sollte er überleben«, murmelte der Unbekannte.
    Sie schwiegen eine Weile. Hirad verdaute, was Ilkar ihm erzählt hatte, und wünschte, er hätte aufmerksamer verfolgt, was die Magier so trieben. Noch wichtiger war es aber herauszufinden, was die Hexenjäger trieben. Es musste da, so überlegte er, einen Zusammenhang geben.
    »Was weißt du eigentlich über diese Hexenjäger, Unbekannter?« , fragte er.
    »Du hast wohl in der letzten Nacht nicht viel Schlaf bekommen, was?« Der Unbekannte lächelte leicht.
    »Das Nachdenken erklärt freilich nur einen Teil des Schlafmangels, großer Mann. Nun?«
    »Nicht sehr viel.« Der Unbekannte zuckte mit den Achseln. »Ihr Anführer ist ein Mann namens Travers. Er war der Kommandant der Garnison, die schließlich die Kontrolle
über den Understone-Pass verlor, als wir in den Anfangstagen des Raben im Norden für die Lords von Rache gekämpft haben. Er war ein gefährlicher Mann, aber inzwischen muss er recht alt sein.« Der Unbekannte zögerte. »Ich denke, Ilkar weiß mehr darüber.«
    Jetzt endlich lächelte auch Ilkar. Seine Ohren zuckten, und er massierte sich die Stirn mit Daumen und Zeigefinger.
    »Ich bin ein Elf, Unbekannter«, sagte er. »Ich fürchte, sehr viel weiß ich auch nicht. Travers ist entweder ein strahlender Held, der einen langen Krieg gegen die Übel der Magie unternimmt, oder ein einstmals großartiger Soldat, der gegenüber der heutigen Realität blind ist. Es kommt immer darauf an, auf welcher Seite des Zauns du stehst.«
    »Und auf welcher Seite stehst du?« Hirad beugte sich vor und legte die Hände auf den Sattelknauf, um den Rücken zu strecken. Er atmete den Geruch des Leders ein, in den sich der starke Eigengeruch seines Pferds mischte. Er fand beides auf eine seltsame Weise beruhigend.
    »Ich halte ihn für blind«, sagte Ilkar. »Es begann alles als großartiger Plan, und viele wollten, dass er Erfolg hätte. Ich war einer davon. Nach dem Debakel am Understone-Pass gründete er eine Gruppe, der es vor allem darum ging, die destruktive Magie von Xetesk einzudämmen, in geringerem Maße auch die von Dordover. Er wollte sie nicht gänzlich verbieten lassen, er wollte auch nicht, dass sie ganz eingestellt wurde, sondern er wollte sie überwachen und im Stillen erforschen lassen.
    Damals hieß seine Gruppe die Geflügelte Rose. Die Mitglieder hatten am Hals die Tätowierung einer Rosenblüte mit zwei weißen Flügeln.« Er strich über die linke Seite seines Halses, während er sprach. »Ich glaube, dies sollte Leidenschaft und Freiheit symbolisieren.«

    »Und war das damals glaubwürdig?«, fragte der Unbekannte.
    »Irgendwie schon«, erwiderte Ilkar. »Anfangs haben sie für hehre Ideale gekämpft. Es ging ihnen nur darum, das Land vom Schatten dessen zu befreien, was sie als dunkle Magie betrachtet haben, und sie wollten ihr Ziel erreichen, ohne zu Gewalttaten greifen zu müssen.«
    »Verdammt will ich sein«, schnaufte Hirad.
    »Ja, ich weiß schon, was du meinst«, sagte Ilkar. »Wie du dir leicht vorstellen kannst, haben sie nach und nach ihre Ideale verraten. Was anfangs ein Plan war, um die Magie zu reglementieren, entwickelte sich mit der Zeit zu einer Hexenjagd, die sich auf jeden Anhänger irgendeines Kollegs erstreckte, der von Travers für gefährlich gehalten wurde. Das schließt natürlich auch mich ein, zumal ich jetzt auf eine höchst unglückliche Weise mit unserem ruhmvollen Anführer da vorne im Bunde bin.«
    »Tragen sie heute noch diese Tätowierung?« Hirad

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