Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
wieder einzunehmen, gefährdete den Sieg. Doch er konnte nicht weiterdrängen, ohne durchblicken zu lassen, worauf er wirklich hinauswollte. Irgendjemand musste nachgeben,
und wenn er Darrick betrachtete, dann wurde ihm klar, dass er allein den General nicht würde umstimmen können. Vielleicht war es an der Zeit, die anderen Kollegien in die jüngsten Experimente einzuweihen, die Xetesk durchgeführt hatte. Damit wäre die Formulierung »starke Unterstützung durch Offensiv-Magie« sicherlich auf eine neue Grundlage gestellt. Er lächelte in sich hinein und konzentrierte sich wieder auf die militärischen Planungen. Er musste sich unbedingt mit seinem besten Dimensionsmagier beraten, einem Mann namens Dystran.
9
Der Rabe reiste drei Tage durch ein Gebiet, in dem der Wald allmählich zottigem Buschwerk wich, bis dieses wiederum in kahle Hügel, Sümpfe und Täler überging. Sonnenschein wechselte mit kühlenden Wolken ab, die von gelegentlich recht stürmischen Winden getrieben wurden, doch insgesamt blieb es sogar nachts gleichmäßig warm, und das Reiten war angenehm.
Sie sahen keine Menschenseele.
Als sie sich Septerns Haus quer über ein Hochmoor näherten, wich der mit Heidekraut bewachsene harte Boden nackter, staubiger Erde. In der Ferne flimmerte die Luft, und das Licht schien durch einen dünnen Schleier zu dringen, bei dem es sich möglicherweise um vom Wind aufgewirbelten Staub handelte. Die Pferde kamen auf dem ebenen Untergrund gut voran, und ringsum war das Land, so weit das Auge reichte, bis auf wenige verkrüppelte Bäume oder Felstafeln, die aus der rissigen toten Erde ragten, weitgehend öde und leer.
»Was ist denn hier passiert?«, fragte Hirad. Er sah sich über die Schulter um, wo der Bewuchs in einer geraden
Linie begann, die aussah, als wären die Pflanzen künstlich gesetzt worden.
Der Dunkle Magier schnaufte vernehmlich. »Ich weiß es nicht. Ich vermute, dies sind die Nachwirkungen eines magischen Kampfes. Es erinnert ein wenig an die Torn-Wüste, auch wenn es nicht ganz so schlimm verbrannt ist.«
»Könnte es auch etwas mit Septerns Werkstatt zu tun haben?« , fragte Ilkar, der zu den Staubwolken am Horizont starrte.
»Das ist möglich.« Denser zuckte mit den Achseln. »Wer weiß schon, welche Auswirkungen ein unbeaufsichtigter Dimensionsriss auf die Umgebung hat?«
»Was, zum Teufel, ist ein Dimensionsriss?«, wollte der Unbekannte wissen.
»Nun ja, dabei handelt es sich gewissermaßen um ein Loch im Gewebe unserer Dimension, durch welches man eine andere Dimension oder vielleicht auch einfach den interdimensionalen Raum erreichen kann, wenngleich offensichtlich erheblich mehr dahintersteckt.«
»Offensichtlich«, murmelte Hirad.
Der Unbekannte starrte Hirad an. »Sind wir diesem Dimensionsding denn nahe genug, um irgendwie unter den Störungen zu leiden?«
»Das ist schwer zu sagen. Ich bin kein Experte für Dimensionstheorie«, erwiderte Denser. »Wir können alle nur raten, was Septern getan haben mag. Septern war ein Genie, aber seine Aufzeichnungen sind unvollständig.«
»Ein Genie war er ganz sicher«, bestätigte Ilkar. Er blickte zum Horizont vor ihnen. Dann kniff er die Augen zusammen und spornte sein Pferd etwas an. Hirad ließ seine Stute ebenfalls schneller laufen, bis er wieder neben Ilkar ritt.
»Kannst du etwas erkennen?«
»Nicht sehr viel«, erwiderte Ilkar. »Dieses flimmernde Durcheinander stört leider meine Weitsicht. Ich kann nur sagen, dass es dort links voraus große dunkle Umrisse zu geben scheint. Wie weit sie entfernt sind, kann ich allerdings nicht erkennen.«
»Umrisse?« Talan schaltete sich ein.
»Ich würde sagen, es könnten Gebäude sein. Möglicherweise auch Felsen, aber das glaube ich nicht.«
»Nun, dann lasst uns hinüberreiten«, sagte Hirad. »Anscheinend sind das ja die einzigen Orientierungspunkte, die wir haben.« Hirad gab seinem Pferd die Sporen und übernahm mit Ilkar an seiner Seite die Führung.
Als sie näher kamen, konnte Ilkar seine Beschreibung ergänzen. Sie ritten zu den Ruinen eines großen Herrenhauses, neben dem irgendein Wirtschaftsgebäude stand, möglicherweise eine niedrige Scheune.
»Zerstört? Bist du sicher?«, fragte Denser.
»Ich fürchte ja«, bestätigte Ilkar.
»Ist das schlecht?«, wollte Hirad wissen.
»Nicht unbedingt, aber es könnte die Idee bestätigen, dass hier eine magische Schlacht stattgefunden hat. Das Haus eines Magiers ist nicht so ohne weiteres niederzureißen«, erwiderte der
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