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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ein gefährliches Spalier von Reißzähnen. Speichel tropfte auf den Boden, und Hirad zuckte zusammen.
    »Wen meinst du mit ›wir‹?«, wollte Sirendor wissen. Denser antwortete nicht.
    »Später, Sirendor«, sagte der Unbekannte. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Und zwar schnell.«
    »Was, zum Teufel, haben die beiden da bloß zu besprechen?« Darauf wusste niemand eine Antwort. Ilkar beobachtete
weiter die unwirkliche Szene in der riesigen Kammer, dann erregte ein Funkeln seine Aufmerksamkeit. Zunächst nahm er an, es sei ein Reflex auf den wundervollen Schuppen des Drachen, doch die Spiegelung war nicht golden, sondern sah eher nach Stahl oder Silber aus.
    Er schaute genauer hin und nutzte die hervorragende Sehkraft seiner Augen, dann sah er es: eine kleine Scheibe, nicht größer als eine Handfläche, die mit einer Kette an der großen Kralle eines Hinterlaufs befestigt war. Er machte Denser darauf aufmerksam.
    »Wo?«, fragte der andere Magier.
    »Am rechten Fuß, dritte Kralle.« Ilkar deutete darauf. Denser schüttelte den Kopf.
    »Du hast gute Augen, was? Warte.« Denser murmelte einige Worte und rieb sich mit dem Daumen über die Augen. Er sah noch einmal hin und erschrak.
    »Was ist los? Versuche ja nicht …«
    »Bete nur, dass Hirad das Gespräch in Gang hält«, sagte Denser. Wieder murmelte er irgendetwas.
    »Was redest du da?«, zischte Ilkar. »Was hast du gesehen?«
    »Vertrau mir. Ich kann ihn retten«, sagte Denser. »Und halte dich bereit wegzurennen.« Er machte einen Schritt und verschwand.
     
    »Hör mal, das alles hier ist für mich wirklich schwer zu verstehen«, erklärte Hirad. Der Drache legte den Kopf auf die Seite und streckte den Unterkiefer ein wenig vor. Ein Speichelfaden tropfte von einem Reißzahn, und Hirad zog unwillkürlich das Bein zurück, um ihm auszuweichen.
    »Erkläre mir, was du damit meinst«, verlangte der Drache; der Befehl umging die Ohren des Barbaren und dröhnte direkt in seinem Schädel.

    »Nun ja, du musst verstehen, dass ich mir in meinen wildesten berauschten Träumen niemals ausgemalt hätte, ich könne jemals hier sitzen und mit … mit einem Drachen reden.« Er machte eine Geste und zog die Augenbrauen hoch. »Ich meine, ich …« Er unterbrach sich. Der Drache hatte die Nüstern gebläht und atmete aus, dass Hirads Haare nur so flatterten. Er musste sich zusammenreißen, um sich in diesem fauligen, bitteren Gestank nicht zu übergeben.
    »Und jetzt?«, fragte der Drache.
    »Ich habe schreckliche Angst.« Hirad fror. Er schauderte immer noch und fühlte sich, als gefröre der Schweiß auf seiner Haut, doch im Raum war es heiß, sehr heiß. Auf zehn Gitterrosten knisterten und knackten im hinteren Teil des Raumes zehn große Feuer und umgaben den Drachen auf drei Seiten. Das Ungeheuer selbst schien auf weichem Schlamm zu ruhen. Hirad stützte sich wieder auf die Hände.
    »Furcht ist vernünftig. Ebenso vernünftig ist es zu wissen, wann du besiegt bist. Nur deshalb bist du noch am Leben.« Der linke Flügel des Drachen zuckte. »Nun sage mir, was du hier willst.«
    »Wir haben jemanden verfolgt. Er ist hier hereingekommen.«
    »Ich dachte mir schon, dass du nicht allein bist. Wen hast du gejagt?«
    Der Barbar musste wider Willen lächeln, die ganze Situation war völlig absurd. Er redete mit einem Untier, das es eigentlich nur in Legenden gab, und konnte die Idee nicht ganz abschütteln, dass dies alles nur eine Art von Illusion war. Oder mindestens etwas, für das es eine vernünftige Erklärung gab.
    »Einen Magier. Seine Männer haben einen meiner Freunde getötet. Wir wollen ihn fangen. Hast du … hast du jemanden
gesehen?«, sagte Hirad. Es ging einfach über seinen Verstand. »Hör mal, es tut mir wirklich leid, aber ich habe Mühe, überhaupt zu glauben, dass du existierst.«
    Der Drache lachte, oder jedenfalls gab er einen Laut von sich, den Hirad für Gelächter hielt. Es dröhnte in seinem Schädel wie Wellen, die auf eine Klippe schlagen, und er erbebte und schloss die Augen, als die Schmerzen, die auf den Lärm folgten, sein Gehirn erschütterten. Dann auf einmal waren die Reißzähne nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, und die Nüstern bliesen ihm heiße Luft in die Augen. Hirad fuhr erschrocken auf, doch bevor er noch richtig begreifen konnte, wie schnell sich der Drache tatsächlich zu bewegen vermochte, zog das Ungeheuer den Kopf hoch und traf ihn an der Kinnspitze. Hirad wurde nach hinten geschleudert und

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