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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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feindliche Brut auf euch aufmerksam wird. Wir schützen euch vor dem, was nie hätte geschaffen werden dürfen.«
    »Warum macht ihr euch diese Mühe überhaupt?«
    »Glaube nicht, dass es um eurer unbedeutenden Völker willen geschieht. Nur wenige von euch haben unsere Achtung verdient. Es ist einfach so, dass wir unsere Zuflucht verlieren, wenn wir euch erlauben, die Mittel zu finden und anzuwenden, mit denen ihr euch selbst zerstören könntet. Deshalb wird auch die Tür zu eurer Welt verschlossen gehalten. Andere Bruten könnten sonst den Wunsch verspüren, hierherzureisen und zu herrschen.«
    Hirad dachte einen Augenblick darüber nach. »Dann gibst du mir also zu verstehen, dass du unser aller Zukunft beherrschst.«
    Der Drache zog die Knochenwülste hoch, die ihm als Augenbrauen dienten. »Das ist gewiss eine Schlussfolgerung, zu der du kommen magst. Aber sage mir, wie lautet dein Name?«
    »Hirad Coldheart.«
    »Und ich bin Sha-Kaan. Du bist stark, Hirad Coldheart. Es war richtig, dass ich dich verschont und mit dir gesprochen habe. Ich werde dich wiedererkennen. Aber jetzt muss ich ruhen. Nimm deine Gefährten und geh. Der Eingang wird hinter dir versiegelt werden. Du wirst mich nie wiederfinden, aber ich finde vielleicht dich. Und was Seran angeht, so muss ich einen anderen suchen, der mir dient. Ich habe keinen Bedarf an Drachenleuten, die nicht die Sicherheit meines Zufluchtsortes gewährleisten können.«
    Der Barbar brauchte mehrere Herzschläge lang, bis er verstand, was er gerade gehört hatte, doch glauben konnte er es immer noch nicht. »Du lässt mich gehen?«

    »Warum denn nicht?«
    »Lauf, Hirad. Renne jetzt weg.«
    Der Drachenkopf kam rasch vom Boden hoch, die Augen loderten und suchten nach dem neuen Sprecher. Doch Denser blieb unsichtbar. Hirad zögerte.
    »Lauf!«, rief Denser. Seine Stimme ertönte irgendwo links neben Hirad.
    Der Barbar schaute zu Sha-Kaan hoch, und ihre Blicke begegneten sich kurz. Er sah wilde Wut. »Oh, nein«, keuchte er. Der Drache wandte den Blick ab und schaute auf sein rechtes Hinterbein. Hirad drehte sich um und rannte los.
    »Nein!« Jetzt war Sha-Kaans Stimme für alle zu hören. Laut hallte sie zwischen den Wänden. »Gib mir zurück, was du mir gestohlen hast!«
    »Hier drüben!«, rief Denser, und als Hirad nach rechts schaute, tauchte der Magier ungefähr dreißig Schritte vor der Doppeltür kurz auf. Der Drache legte den Kopf schief und hauchte in Richtung des Magiers. Das Feuer versengte eine Wand, wallte über die Decke und entzündete Holz und Wandbehänge, doch Denser war bereits verschwunden. Die Hitze hüllte Hirad ein wie eine undurchdringliche Wolke. Er stolperte, schrie auf und schnappte nach Luft. Das Brüllen der Flammen und die Explosionen in der Luft schüttelten ihn durch. Der ganze Saal schien jetzt zu brennen, Schweißperlen standen ihm im Gesicht. Durch den Rauch und die brennenden Wandbehänge sah er den Unbekannten in der Tür erscheinen. Er hielt sie vorsorglich auf. Ein Schatten huschte hindurch, dann hörte Hirad den Drachen hinter sich auf die Beine kommen. Der Unbekannte erbleichte.
    »Lauf, Hirad, lauf!«, schrie er. Der Drache machte einen Schritt, dann noch einen. Hirad spürte, wie der Boden unter den Füßen des Ungeheuers erbebte.

    »Gebt mir zurück, was ihr mir gestohlen habt!«, brüllte der Drache. Hirad erreichte die Tür.
    »Sperre sie zu!«, rief der Unbekannte. Er und Sirendor lehnten sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen. »Geht jetzt, geht!« Sie eilten zur Tür, die zum mittleren Saal führte. Ilkar und Denser rannten vorneweg, Sirendor folgte ihnen. Sha-Kaan spuckte Feuer gegen die schwere Doppeltür, die nach innen zerbarst. Fetzen aus Holz und Metall prallten gegen die Wände und zersplitterten noch einmal, wurden verbogen und blieben schmorend liegen. Die Erschütterung ließ Hirad straucheln, und er prallte gegen die Wand, die die Rückfront des kalten Kamins bildete. Brennende Holzstücke bedeckten den Boden und seine Stiefel, und er fürchtete, in der gewaltigen Hitze zu ersticken. Benommen blieb er einen Augenblick liegen und hatte nichts außer den Flammen vor Augen, dann schaute er auf und sah Sha-Kaan, der schon wieder einatmete und den Kopf durch die Trümmer der geborstenen Tür steckte.
    Der Barbar schloss die Augen und war sicher, sein letztes Stündlein habe geschlagen, doch dann langte eine Hand um die Ecke, packte ihn am Kragen, zog ihn auf die Beine und beförderte ihn durch die Doppeltür in den

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