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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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rasch ab.
    Den Akt des Gebietens nicht zu erneuern, war ein Fehler, der ihn nicht weiter überraschte. Einem lebenden Herrn vom Berge konnte man den Zugriff auf diesen Pakt und die Macht, die er verlieh, nicht ohne weiteres entreißen.
    Styliann lächelte in sich hinein und stimmte sich darauf ein, die gesamte Protektorenarmee zu sich zu rufen, wie es, zu Dystrans Unglück, immer noch sein Recht war.
     
    Kessarin war ein stolzer Mann. Er war von seinem Hauptmann ausgesucht und von seinem Lord mit einer wichtigen, geheimen Aufgabe betraut worden, und danach sollte er Tessaya persönlich Bericht erstatten.
    Er rannte in den Pass hinein, ausgerüstet mit einer kleinen Laterne und genügend Öl für vier Stunden. Der Docht war weit heruntergestutzt, und die Blende war fast vollständig geschlossen, sodass nur ein winziger Lichtstrahl heraus und ein wenig Luft nach drinnen kam. Im letzten Licht der untergehenden Sonne, die den ersten Teil seines Weges beleuchtete, ging er den Abschnitt des Passes an, der leicht bergab führte.
    Seine gepolsterten Lederschuhe machten kaum ein Geräusch, die kleine Axt war fest auf seinem Rücken verschnürt, und so hatte er die Hände frei und konnte sich in
den Bereichen, in denen er sich auskannte, wie jeder gute Paleon-Späher allein mit dem Tastsinn orientieren. Die Stille war bedrückend. Lord Tessaya hatte befohlen, dass er die Wächter fand, ohne bemerkt zu werden, und genau das wollte er tun.
    Kessarin lächelte ironisch, als er sich den Marsch der Wächter vorstellte, falls man ihn überhaupt so nennen konnte, die fünf Stunden vorher in den Pass geschickt worden waren. Offensichtlich hatte es Verzögerungen gegeben, und sie hatten den Xeteskianer noch nicht gefunden. Eigentlich sollten sie bald den westlichen Ausgang des Passes erreichen, falls sie nicht sowieso schon bei Riasu herumsaßen.
    Kessarin bezweifelte allerdings, dass sie überhaupt so weit gegangen waren. Da der widerliche Pelassar sie anführte, musste er damit rechnen, sie spätestens in einer halben Stunde am festgelegten Treffpunkt zu finden, obwohl sie den ausdrücklichen Befehl bekommen hatten, wenn nötig bis zur Mitte des Passes vorzustoßen. Nach Kessarins Ansicht hatte Tessaya einen Fehler begangen – den ersten bisher –, als er Pelassar damit beauftragte, die Abteilung anzuführen. Es war gewiss kein schwer wiegender Fehler, und Kessarin freute sich schon darauf, berichten zu können, wie nachlässig Pelassar die Befehle ausführte. Man würde ihn auspeitschen oder sogar aufhängen, und das geschähe ihm gerade recht.
    Pelassar und seine dreißig Männer waren allerdings nicht dort, wo Kessarin sie zu finden erwartet hatte. Der Späher hatte damit gerechnet, das Klappern von Knochenwürfeln auf dem Steinboden und kehliges Gelächter durch den Gang hallen zu hören, den Schein von Laternen und Fackeln zu sehen, die überflüssigerweise auf hundert Schritt oder weiter den Pass erhellten.

    Doch bisher hatte es keinen Anlass gegeben, im Schritt zu zögern oder die Laterne ganz abzudecken. Überraschenderweise war Pelassar weiter vorgestoßen als vermutet. Der Späher zog die Augenbrauen hoch und drang tiefer in den Pass ein.
    Kessarin war gut in Form und kam rasch voran. Nach etwa einer Stunde wurde er vorsichtig und trabte nicht mehr, sondern lief nur noch rasch. Die Laterne, die ohnehin schon gedämpft leuchtete, blendete er zu einem schmalen Lichtstrahl ab, der entweder den Boden direkt vor ihm oder die Wände zu beiden Seiten beleuchtete, aber niemals in die Dunkelheit direkt vor ihm hinausgriff.
    Sein Atem ging ruhig, und seine Ohren lauschten wachsam auf alle Geräusche, doch er konnte nichts als das Tröpfeln von Wasser in einiger Entfernung hören. So ging es noch etwa eine halbe Stunde weiter. Die Stille war drückend, und nirgends war Licht, keine Spur von Pelassar und seinen Männern. Dann roch er das Blut. Es war kein starker Geruch, aber er war unverkennbar und wehte mit einer schwachen Brise durch den Tunnel heran.
    Kessarin blieb sofort stehen und schob die Blende ganz vor die Laterne, bis es völlig dunkel war. Er drückte sich an die linke Wand und dachte nach. Dies war ein Bereich, den er kaum kannte. Er hatte eine vage Erinnerung, dass die Höhle sich zu beiden Seiten und nach oben erweiterte, aber sicher war er nicht. In der Nähe der beiden Ausgänge fand er sich gut zurecht, doch hier, im mittleren Abschnitt, war er unsicher. Er hatte nicht genug Zeit gehabt, sich die Örtlichkeiten

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