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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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einzuprägen.
    Er lauschte aufmerksam. Kein Geräusch von Pelassar und seinen Männern. Keine Schritte, die zwischen den Felswänden hallten. Kein Luftzug verriet ihm, dass sich vor ihm etwas bewegte, und kein Licht durchbrach die Dunkelheit.
Nur dieser schwache Blutgeruch, der manchmal da war und dann wieder nicht.
    Kessarin war von Natur aus ein ausgeglichener Mann, doch die Stille und die Dunkelheit setzten ihm zu. Seine Ohren fingen ein Flüstern auf, von dem er wusste, dass es nicht real sein konnte. Den Schrei eines Kindes, das Blöken von Vieh. Alles weit entfernt. Das Gebirge über ihm spielte ihm einen Streich. Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich. Er hatte zwei Möglichkeiten.
    Er konnte melden, dass er nichts als Schweigen und einen leichten Blutgeruch vorgefunden hatte, oder er ging weiter und nahm in Kauf, dass Tessaya immer ungeduldiger wurde, fand dafür aber heraus, ob seine Ängste berechtigt waren.
    Im Grunde war es ganz einfach. Wenn er die Gunst des Lords gewinnen wollte, dann musste er weitergehen und hoffen, dass Tessayas Verärgerung verflog, sobald er Kessarins Bericht hörte. Er starrte wieder in die Dunkelheit. Hier drinnen, tief im Pass, gab es kein natürliches Licht. Er konnte nicht einmal die Wand sehen, die er fast mit der Nase berührte. Hier drinnen würde auch der kleinste Lichtstrahl die Dunkelheit durchbrechen wie ein Leuchtturm. Vor ihm, da war er sicher, war niemand.
    Er zog den Schlitz der abgedeckten Laterne wieder zurück. Wenn er kein Luftloch öffnete, wäre der begrenzte Luftvorrat im Innern bald verbraucht. Das Geräusch klang unnatürlich laut in der Stille. Als hätte jemand eine verrostete Eisentür aufgestoßen. Kessarin erlaubte sich ein Lächeln.
    Mit der linken Hand tastete er sich an der Wand entlang und ging vorsichtig weiter. Die immer noch stark abgeblendete Laterne hielt er in der Rechten. Nach einigen weiteren Schritten trat er auf etwas Klebriges.

    Er blieb stehen, um es sich anzusehen, und wusste schon, dass es nur Blut sein konnte.
    In diesem Augenblick sprangen sie ihn aus der Dunkelheit an. Das schwache Licht beleuchtete die gespenstischen Masken. Einer packte mit erstaunlicher Zielsicherheit seinen Hals. Er ließ die Laterne fallen, die auf dem harten Steinboden zerschellte, wollte schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen. Hilflos ruderte er mit den Armen und riss verängstigt die Augen auf. Die leeren Gesichter teilten sich und machten einem großen Mann mit schwarzem Haar Platz. Hinter ihm schwebte eine leuchtende Kugel. Der Mann beugte sich über ihn.
    »Sehr gut«, sagte er. »Fast hättest du uns glauben lassen, du seist nicht da. Aber auch nur fast. Ich nehme doch an, du bist allein?«
    Kessarin konnte nur erschrocken nicken. Der Handschuh des stummen maskierten Mannes, der seine Kehle gepackt hatte, drückte unter sein Kinn.
    »Das dachte ich mir.« Er wandte sich ab. »Ist es draußen inzwischen völlig dunkel?«
    Noch ein Nicken.
    »Gut. Cil, wir haben zu tun.«
    Die Hand, die Kessarins Hals gepackt hatte, spannte sich, und alle seine Träume vom Ruhm verloren sich in einer Dunkelheit, aus der er nie mehr zurückkehren sollte.
     
    Die einzige Frage, die noch blieb, betraf den Empfang in Understone, doch die Gefangennahme des Spähers konnte einen Teil dieser Unsicherheit beheben. Styliann nahm an, dass Tessaya den Bericht des Spähers abwarten wollte, ehe er entschied, wie er seine Verteidigung organisieren sollte. In diesem Augenblick hatte Tessaya noch keinen Grund zu der Annahme, das Ausbleiben des Herrn
vom Berge sei irgendetwas anderes als eine lästige Verzögerung.
    Styliann und seine Protektoren bewegten sich schnell, die Lichtkugel war gerade hell genug, um ein paar Schritte weit den Weg zu beleuchten. In Verbindung mit der scharfen Wahrnehmung der durch einen Bann gebundenen Krieger war dies völlig ausreichend. Nach weniger als zwei Stunden näherten sie sich bereits dem östlichen Ausgang des Passes. Sie blieben etwa vierhundert Schritt vor dem Ausgang stehen. Hinter einer Reihe von Felsvorsprüngen und Gangkrümmungen versteckt gab Styliann seine Lichtkugel an Cil weiter, stieg ab und sprach für sich selbst einen Tarnzauber. Er hätte auch einen Protektor damit ausstatten können, doch die Steuerung dieses Zaubers erforderte eine weitaus größere Geschicklichkeit als eine Lichtkugel oder die Schattenschwingen.
    »Bleibt hier«, befahl er den Protektoren. »Sie werden mich nicht sehen.« Styliann verschwand vor

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