Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
ihren Augen. Er strich mit der Hand über die linke Wand. Die tiefe Dunkelheit wich allmählich einem leichten grauen Schimmer. Er ging schnell weiter, und seine Augen stellten sich auf das schwache Licht ein, das vom Eingang hereinfiel. Er schätzte, dass bis zur Morgendämmerung noch vier Stunden blieben. Draußen war es zwar Nacht, doch im Vergleich zu der Schwärze im Pass war der Himmel hell. Drinnen war es kühl und feucht, und Styliann war dankbar für seinen Mantel.
    Es gab keine offensichtlichen Anzeichen, dass vor dem Zugang Truppen in Stellung gegangen waren. Eine Abteilung von etwa acht Wächtern saß dicht vor dem Eingang an einem Lagerfeuer. Styliann bedauerte sie. Der xeteskianische Sturm würde sie hinwegfegen, bevor sie überhaupt bemerkten, dass er ausgebrochen war.

    Langsam ging er weiter und kam den Wächtern bis auf ein Dutzend Schritt nahe. Er versteckte sich hinter herabgestürzten Felsen. Seine eigenen Magier hatten unter Dystrans Anleitung diesen Erdrutsch verursacht, als sie ihre Sprüche wirkten, denen so viele Wesmen zum Opfer gefallen waren. Der Geruch des Todes würde ewig an diesem Ort bleiben.
    Keiner der Wächter behielt den Pass im Auge, was Styliann ein wenig merkwürdig fand. Übergroßes Selbstvertrauen machte die Menschen nachlässig. Er sah sich um und betrachtete, was er von Understone erkennen konnte. Darricks Verteidigungsanlagen waren erheblich verstärkt worden. An mindestens acht Stellen konnte Styliann Wachtürme entdecken. Teilweise war ihm allerdings der Blick von dem Hang versperrt, an dessen Fuß Tessaya ein Tor errichtet hatte, doch der Schein weiterer Feuerstellen verriet ihm, dass noch mehr Wächter draußen vor der Stadt eingesetzt waren.
    Understone war ruhig. Die Wesmen schliefen, der Himmel war klar, die Luft still und kühl. Eine bessere Gelegenheit konnte es kaum geben.
    Unsichtbar dank seiner Magie huschte Styliann zu seinen Protektoren zurück.
     
    Mindestens ein Bewohner der Stadt verbrachte eine unruhige Nacht. Tessaya marschierte durch die stillen Straßen. Er war, ganz gegen seine sonstige Art, verunsichert. Kessarin war einer der besten Späher, wie der Hauptmann der Wache ihm versichert hatte. Er würde sicherlich die Begleittruppen finden und Bericht erstatten, doch wenn er durch den ganzen Pass laufen musste, dann konnte er erst früh am folgenden Morgen kurz vor der Dämmerung zurück sein.

    Da stimmte doch etwas nicht. Wieso war Styliann bisher nicht aufgetaucht? Und warum hatte man ihm keine Nachricht geschickt? Tessaya war sonst alles andere als zögerlich, doch jetzt war er hin und her gerissen. Alles in ihm schrie danach, seine Männer zu wecken und den verfluchten Magier zu vernichten, sobald er sich blicken ließ. Doch sein taktischer Verstand flehte ihn an, behutsam und geduldig zu sein. Er musste auf Styliann warten und ihn mit offenen Armen empfangen. Der Magier sollte sich von selbst genau dort einfinden, wo Tessaya ihn haben wollte.
    Der Lord der Paleon-Stämme blickte zum Himmel hinauf. Auch von dort kam keine Inspiration. Nahe am Gasthof blieb er stehen, doch er widerstand dem Impuls, Arnoan um Rat zu fragen. Außerdem wusste er, was der alte Schamane sagen würde. »Bringt den Magier zu mir, dann kann ich ihn mit meiner Magie bearbeiten.« Aber natürlich besaß der Alte gar keine Magie. Höchstens Gesänge und Tränke und Knochen und Bücher. Styliann konnte ihn mit einer Geste des kleinen Fingers umbringen.
    Was sollte er nun tun? Er kehrte auf die Hauptstraße zurück, ging zum Stadttor und stieg auf den Wachturm, der das Tor sicherte. Die beiden Wächter verneigten sich vor ihm.
    »Passt weiter auf«, sagte er. Sie drehten sich wieder zum finsteren Eingang des Passes um, der zu beiden Seiten von den Feuern der anderen Wachabteilungen eingerahmt wurde. »Immer noch keine Spur?«
    »Nein, mein Lord«, erwiderte einer. Er war unsicher, ob er sich beim Sprechen umdrehen durfte oder nicht und verharrte in einer unbequemen, halb zu Tessaya gewandten Stellung. »Die anderen dort unten haben auch nichts gesehen, und die Wege nach Norden und Süden sind leer.«
    »Was, zur Hölle, ist mit ihnen passiert?«, sagte Tessaya.
    Immer noch unsicher, wagte der Wächter eine vorsichtige Antwort. »Er ist ein Magier, mein Lord. Denen darf man nicht trauen.«
    Tessaya hatte schon den Mund geöffnet, um den Wächter scharf zurechtzuweisen, da er sich ungefragt geäußert hatte, doch er musste dem Mann zustimmen. Statt ihn abzukanzeln, nickte er

Weitere Kostenlose Bücher