Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
halfen ihm. Hirad scheuchte sie sofort weiter. »Bleibt nicht stehen. Ihr könnt ihm nicht mehr helfen, er ist schon tot. Rennt weiter.«
Der Unbekannte war jetzt wieder neben ihm, und die
beiden Rabenkrieger scheuchten und drängten die Julatsaner vom Platz herunter und mussten bei jedem Schritt damit rechnen, dass ein Pfeil ihren Körper traf. Die Wesmen schossen weiter auf sie, doch die Pfeile waren vor allem auf die fliehenden Gefangenen gezielt, um dort eine Panik auszulösen. Diejenigen, die nicht gleich beim ersten Angriff seitlich ausgebrochen waren, hatten sich offenbar entschlossen, geradeaus zu laufen und es darauf ankommen zu lassen. Hirad war ihnen unendlich dankbar dafür.
Hirad konnte sehen, dass Ilkar einen Spruch wirkte, und auch Erienne und Denser waren konzentriert. Sie waren mit dem Spruch beschäftigt, der die Gebäude vor den Wesmen zum Einsturz bringen sollte. Vorne winkten die julatsanischen Soldaten die Menge weiter und halfen den Leuten, die relative Sicherheit des Korridors zu erreichen, der inzwischen immer stärker unter Druck stand.
»Wir haben es fast geschafft«, rief er. »Lauft nur weiter.«
Die Pfeile trafen jetzt nicht mehr die Julatsaner, sondern prallten von Ilkars Schild ab. Hirad und der Unbekannte ereichten die an der Ecke postierten Soldaten, blieben stehen und drehten sich um. Die Wesmen waren weniger als hundert Schritt hinter ihnen.
»Jetzt, Denser«, sagte Hirad. »Los, Erienne.« Er und der Unbekannte breiteten die Arme aus und drängten die Soldaten zurück. Die Wesmen tobten, sie hatten Blut gewittert.
»Hammer«, sagten Denser und Erienne gleichzeitig.
Unter ihren Füßen grollte und bebte die Erde. Hirad spürte, wie die Erschütterungen durch seinen Körper liefen und an Stärke noch zunahmen, als sie sich auf dem Platz ausbreiteten.
Während sie sich zurückzogen, konnte er beobachten, dass die noch vierzig Schritt entfernte erste Reihe der Angreifer
auf der Höhe der Gebäude zu torkeln begann. Unter ihnen entstanden Risse im heftig bebenden Boden, viele Wesmen stürzten, die anderen mussten anhalten und hatten Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Die Wesmen hinter ihnen stürmten allerdings weiter und trampelten über die Gestürzten hinweg, bis Hornsignale und Rufe sie aufhielten.
Links und rechts neben Hirad bebten die Gebäude, Steinbrocken lösten sich aus den Mauern, Staub wallte hoch. Dachziegel rutschten herunter. Es gab eine kleine Pause, als Denser und Erienne ihre Arme zum Himmel reckten und seitlich wieder herunternahmen. Dann drehten sie sich um und rannten weg.
Hirad trat neben Ilkar. »Es wird Zeit, Ilkar. Halte nur den Schild oben, wenn du kannst.«
Der Julatsaner nickte. Hirad packte ihn am Ärmel und führte ihn fort, während er mit einem Auge die Szene hinter sich beobachtete.
Steinplatten von doppelter Mannsgröße platzten aus dem Boden, an zwei Dutzend Stellen klafften auf einmal große Löcher in der Straße. Erdklumpen und Pflastersteine flogen in alle Richtungen. Sie schossen unter den Gebäuden und zwischen den Füßen der Wesmen hervor und verbreiteten Chaos und Zerstörung, während das Beben und die Erschütterungen im Boden sogar noch an Heftigkeit zunahmen.
Mit einem Knall, der weit durch die Morgendämmerung hallte, kippte das Verwaltungsgebäude nach links auf die Straße. Tausende von Steinen flogen aus dem Mauerwerk und rutschten und polterten herunter und deckten die Flucht der Julatsaner. Das Klappern der kleinen Steine untermalte das Grollen der großen Gebäudeteile und der berstenden Mauern. Einige Augenblicke später begann
auch die Kaserne auf der linken Seite zu beben, als in ihrem Innern ein Felsblock nach dem anderen aufstieg und Dachziegel und Balken mitten zwischen die Reihen der Wesmen schleuderte. Auf der anderen Seite tat sich ein Spalt im Boden auf, der nach links und rechts lief und Staub in die Luft wirbelte. Stellenweise war er drei Fuß breit.
»Das ist unsere Gelegenheit«, brüllte Hirad. »Weiter, Leute, direkt zum Kolleg. Los jetzt!«
Die Stadtwache der Julatsaner nahm die Marschformation ein und reihte sich hinter den fliehenden Zivilisten ein. So wurde nach und nach der Korridor von hinten her aufgehoben und am vorderen Ende geschützt. Sie hatten dieses Manöver ausgiebig geübt, sie waren jahrelang für den Straßenkampf ausgebildet worden und wussten, wie sie sich hinter der nächsten Engstelle in Sicherheit bringen konnten, wenn es nötig war, oder wie sie mit einer Guerillataktik
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