Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
unter seinen bloßen Füßen, vor ihm auf dem Tisch dampfte ein Glas Glühwein, die übrigen drei Stühle in dem mit Wandbildern geschmückten Raum waren leer. Er genoss den Frieden und die Stille, die nur vom Knacken des Feuers durchbrochen wurde.
Er entspannte sich, und seine Unsicherheit legte sich ein wenig. Er hatte kaum Erfahrung mit Seereisen, und die Vorstellung, dass in Ornouth unter Wasser Gefahren lauerten, die er nicht sehen konnte, machte ihn nervös.
Jetzt aber waren seine Gebete erhört worden, und die Hexe segelte den Fluss Arlen herauf. Er wollte sie an der Mole erwarten.
Er nippte am Glühwein, dann nahm er einen großen Schluck und leerte das Glas in einem Zug. Bei den Göttern, das schmeckte gut.
Denser stellte die Suche ein, gab die Mana-Form für die Kommunion auf und öffnete die Augen. Die Rabenkrieger umringten ihn, und ihre besorgten Gesichter verrieten,
dass ihnen der Verlauf seiner Suche nach Erienne nicht entgangen war. Er war müde und fühlte sich irgendwie leer. Das Herz schlug hohl in seiner Brust. Vorsichtig setzte er sich auf und tastete nach der Pfeife und dem Tabaksbeutel.
Ilkar legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Das hat aber ungemütlich ausgesehen, Denser. Was ist passiert?«
Denser stopfte seine Pfeife und zündete sie an. Beinahe hätte er über Ilkars Wortwahl gelächelte. Die Kommunion war nicht bloß ungemütlich verlaufen, sie war ihm vorgekommen wie eine Suchaktion in einem Hagelsturm. Er fühlte sich zerschlagen und ein wenig verwirrt durch das, was er im Mana-Spektrum vorgefunden hatte.
Er wusste, dass er im richtigen Gebiet suchte, und er kannte Eriennes Signatur genau. Sie würde auch nicht versuchen, sich vor ihm zu verstecken. Doch er war auf eine undurchdringliche Barriere gestoßen, als versperrte ihm in einem engen Tal eine Nebelbank die Sicht. Und es war schmerzhaft gewesen.
Er sah Ilkar an, dann Hirad, der wie desinteressiert eine Messerklinge untersuchte.
»Ich konnte sie nicht erreichen«, sagte er leise. »Ich konnte sie nicht einmal fühlen. Irgendetwas war da im Weg.«
Ilkar runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Also …« Denser musste nach den richtigen Worten suchen. Er kratzte sich am Kopf und zog an der Pfeife. Der Rauch breitete sich angenehm im Mund aus. »Als wäre dort eine andere Kraft, die den Raum besetzt hat. Ich glaube, ich konnte sie nicht erreichen, weil gebündeltes Mana im Weg war.«
»Welche Form hatte es denn?«
»Das war ja das Verwirrende. Es hatte keine Form. Es war eine Ballung von Mana, wie eine Mauer.«
»Von einem anderen Magier erzeugt?« Das Stirnrunzeln verstärkte sich noch.
»Wahrscheinlich.« Denser zuckte mit den Achseln und seufzte. »Es spielt wohl keine Rolle. Entscheidend ist, dass ich keinen Kontakt mit ihr aufnehmen kann.«
»Wenigstens im Augenblick nicht«, sagte der Unbekannte. »Kommt, wir machen uns besser auf den Weg. Versuche es noch einmal, wenn wir heute Abend rasten.«
Denser nickte. »Ja. Wahrscheinlich ist es kein Effekt, der sich lange hält. Das hoffe ich jedenfalls.«
»Es sei denn, es ist ein vorsätzlich aufgebautes Hindernis«, wandte Ilkar ein.
»Hmm. Aber wie? Das war keine Struktur, die ich erkannt hätte. Es hat sich irgendwie nicht richtig angefühlt.« Er nagte frustriert an der Unterlippe.
Hirad steckte den Dolch ein und stand auf. »Es wird schon werden, Denser.«
Denser blies die Backen auf. »Es geht doch nichts über einen Nicht-Magier, wenn man etwas Zuspruch braucht.«
Erienne beugte sich schon wieder über die Reling und würgte. Ihre Muskeln verkrampften sich, und sie hatte den scharfen Geschmack von Galle in der Kehle. Ihr Magen war schon lange leer, doch die Übelkeit, die sie durchflutete, ließ nicht nach. So ging es schon den größten Teil des Vormittags.
Ren’erei stand gerade weit genug entfernt, um Mitgefühl zu bekunden, ohne sie zu bedrängen und ihre Verlegenheit noch zu verstärken. Als Erienne sich aufrichtete und umdrehte, um sich den Wind ins Gesicht wehen zu
lassen und den Schweiß auf der Stirn zu trocknen, kam sie näher.
»Es ist keine Seekrankheit«, sagte sie. »Nach so vielen Tagen auf See kann das nicht sein.«
»Ich weiß«, quetschte Erienne heraus. In ihrem Kopf pochte es wie wild, ihr Bauch tat weh und stach bei jedem Atemzug.
»Es muss etwas sein, das du gegessen hast«, überlegte sie. Sie half Erienne, sich auf eine der mit Netzen gesicherten Kisten zu setzen.
Erienne schüttelte den Kopf, sie hatte
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