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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Vortrag über das Thema ›Wir sind der Rabe‹. Das funktioniert nicht mehr. Du hast sie bloß wütend gemacht, und wir brauchen sie auf unserer Seite.«
    »Sie muss doch wissen, wie es mit uns ist.«
    »Es ist in Ordnung, das zu tun, was richtig ist«, gab Ilkar scharf zurück. »Aber man kann es immer so oder so tun.«
    »Und du meinst, ich habe es falsch gemacht.«
    »So seltsam es scheinen mag, ja.« Ilkar seufzte. »Aber andererseits, wie könnte ich erwarten, dass du dich über Nacht änderst?«
    Hirad lächelte, weil er wusste, dass die sanfte Gardinenpredigt vorbei war. »Nein. Tut mir Leid, Ilks. Es ist eben nur so, dass es nicht so läuft, wie es laufen sollte.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine uns, den Raben. Bei den brennenden Göttern,
Ilkar, wir sind im Eimer. Der Unbekannte ist verkrüppelt, Erienne ist gefangen, und Thraun … aber das Schlimmste ist, dass Denser sein Leben opfern wird, und wir können nichts dagegen tun. Das ist doch einfach nicht richtig.«
    Ilkar schürzte die Lippen. »Ich weiß. Aber wir können trotzdem noch siegen.«
    »Es wird sich nicht wie ein Sieg anfühlen. Denser wird tot sein.« Er zuckte mit den Achseln. Die Worte, die er gerade ausgesprochen hatte, kamen ihm seltsam vor. Als hätte jemand anders sie gesagt.
    »Es wird nicht wie der Tod sein«, sagte Ilkar. Seine Antwort klang hohl, doch er schien echte Hoffnung zu haben. »Ein Teil von ihm wird in Lyanna weiterleben.«
    »Er wird nicht mehr da sein«, sagte Hirad. »Das ist alles, was ich verstehe.«
    Sie schwiegen und lauschten dem Knarren des Schiffs, den Schritten oben auf Deck, dem gedämpften Rauschen des Windes. Hirad war müde. Er hatte seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Sein ganzer Körper tat weh, besonders das Kreuz und die Schultern. So war es nicht immer gewesen, aber nachdem er einige Tage auf unebenem Grund und kaum geschützt im Freien genächtigt hatte, nachdem er nur hatte essen können, was er fangen oder pflücken konnte, forderte das Alter seinen Tribut. Er hatte den Gipfel seiner Form überschritten, und dies bedeutete, dass jeder ausgedehnte Kampf zur Qual wurde. Widerwillig musste er zugeben, dass ihre erzwungene Untätigkeit vielleicht sogar ein Segen war, auch wenn seine Gedanken sich weiter im Kreis drehten.
    Darrick hatte die meiste Zeit geflissentlich geschwiegen und sich aufs Zuhören beschränkt. Damit hatte er
es geschafft, weitgehend von Densers bissigen Bemerkungen verschont zu bleiben. Hirad lächelte bei sich. Eriennes Gefangennahme war nicht einmal seine Schuld gewesen.
    »He, Darrick, Kopf hoch«, sagte der Barbar.
    »Wenn es dir nichts ausmacht, ich bin nicht so guter Dinge, wie du glaubst.« Darrick schaute nicht auf.
    »Wir wissen doch alle, dass dieses Chaos nicht deine Schuld ist. Das weiß auch Denser, wenn er richtig darüber nachdenkt.«
    »Aber es ist meine Schuld«, sagte Darrick. »Ich hätte auf mein Herz hören sollen, bevor ich nach Arlen geritten bin. Wenn ich euch hätte laufen lassen, dann wärt ihr jetzt auf der Meerulme unterwegs. Der Unbekannte wäre nicht verletzt worden. Ich bin ein Dummkopf, und ich hätte das Schlimmste verhindern können. Ich hätte mich weigern müssen, euch gefangen zu nehmen.«
    »Ich denke nicht«, sagte Ilkar. »Beim geringsten Anzeichen von Befehlsverweigerung wärst du abgelöst worden.«
    »Können wir nicht über etwas anderes reden?« Darricks Antwort klang abweisender, als es vermutlich seine Absicht war. Er lächelte, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen. »Was ist mit Thraun?«
    Das war Hirads nächste brennende Frage. Thraun. Das außergewöhnlichste Geschöpf, das er seit sehr langer Zeit gesehen hatte. Er nickte und sah Ilkar erwartungsvoll an. Der Julatsaner kaute an der Unterlippe und lehnte sich zurück.
    »Auch er ist in einer schlechten Verfassung. Er hat lange als Wolf gelebt. Zu lange, um wieder vollständig zur menschlichen Gestalt zurückzukehren, so viel ist klar. Du hast die Haare in seinem Gesicht gesehen. Das Fell bedeckt
seinen ganzen Körper, aber das ist noch das Wenigste. Er liegt da wie ein Tier. Seine Arme sind in ausgestreckter Stellung erstarrt, seine Knie sind abgeknickt und ebenfalls steif. Seine Muskulatur ist unausgewogen, seine Füße haben noch Krallen, und sein Herz ist viel zu groß. Das sind nur die Punkte, die wir ohne große Mühe feststellen konnten.
    Er sieht äußerlich halbwegs wie ein Mensch aus, aber eigentlich ist er kein Mensch. Noch nicht, jedenfalls. Wir hoffen,

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