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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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»Wisst Ihr, irgendwie bezweifle ich das. Die Gerechten werden belohnt, und die Bösen
werden vernichtet. So war es schon immer. Und nun würde ich vorschlagen, dass Ihr selbst das Ruder in die Hand nehmt, ehe wir noch einmal vom Kurs abkommen. Ich lasse den Toten von meinen Männern wegschaffen. Schließlich haben wir keine Zeit für Eure lächerlichen Rituale, nicht wahr?«
    Selik schritt zur Leiter. Der Kapitän folgte jeder seiner Bewegungen mit seinen Blicken. Er wünschte, eine Welle möge ihn treffen, damit er ausrutschte und aufs Deck stürzte. Er betrachtete die Leiche des jungen Rudergängers und sah, wie der Regen das Blut wegspülte. Er sprach ein stilles Gebet, um seine Seele den Göttern der Meere zu empfehlen, und packte das blutige Steuerruder. Sein ganzer Körper brannte vor Hass.
     
    Am dritten Tag war Hirad schon früh an Deck und suchte den Horizont nach der Meerulme ab. Er wusste zwar, dass die Elfen das Schiff viel eher bemerken würden als er, doch er musste einfach irgendetwas tun. Denser und Ilkar, dem es eine Spur besser ging, versorgten den Unbekannten und Thraun. Ren war wie immer bei Jevin, und Darrick, nun ja, Darrick saß in seiner Privathölle. Das sah dem General überhaupt nicht ähnlich, doch Hirad ließ ihn brüten. Der richtige Augenblick, um alle zusammenzubringen, war noch nicht gekommen und würde vielleicht niemals kommen. Erst wenn Erienne wieder an Bord war, gab es für Hirad einen Raben, den man anführen konnte.
    Am zweiten Tag war das Wetter immer schlechter geworden, und Jevin hatte sich gezwungen gesehen, die Segel teilweise zu reffen, um nicht die Kontrolle über das Schiff zu verlieren. Es war frustrierend, doch Hirad tröstete sich mit dem Wissen, dass es der Meerulme nicht
besser ging. Er vertraute Jevins Zusicherung, dass sie immer noch schneller fuhren. Aber war es schnell genug?
    Selbst wenn sie die Meerulme jetzt sahen, konnten sie dann rasch genug aufschließen, um noch in der kommenden Nacht einen Flug mit Schattenschwingen zu unternehmen? Hirad trommelte mit den Fingern auf die Reling und blickte schaudernd zu den dunklen Regenwolken hinauf. Ihm war schon den ganzen Tag kalt, und die Kraft, die er durch den Schlaf gewonnen hatte, löste sich in einem Gefühl völliger Hilflosigkeit wieder auf. Nur die Magier konnten den Unbekannten davor bewahren, den Rest seines Lebens als Krüppel zu verbringen. Es gab nichts, was Hirad tun konnte. Nicht, solange sie nicht …
    »Schiff voraus!« Der Ruf kam vom Krähennest auf dem Hauptmasten. »Schiff voraus!«
    Hirad sah sich um, konnte aber nichts erkennen. Jevin rief vom Ruderdeck etwas hinauf, doch der Barbar beherrschte den Elfendialekt nicht und konnte weder Frage noch Antwort verstehen. Hirad rannte das ganze Deck hinunter und stürmte die Treppe hinauf.
    »Ruhig, Hirad. Bei rauer See tut Eile selten gut«, sagte Ren’erei.
    »Ja, ja, schon gut. Kapitän?«
    »Wir haben eine Sichtung. Wir können noch nicht sagen, ob es die Meerulme ist, aber das Schiff fährt an Steuerbord direkt vor uns.«
    »Was bedeutet das?«
    »Wenn sie es sind, dann sind sie vom Kurs abgekommen. Wahrscheinlich absichtlich«, erklärte Ren.
    »Können wir sie einholen?«, fragte Hirad.
    »Daran besteht kein Zweifel«, entgegnete Jevin. »Es ist eher eine Frage, wann wir sie erreichen.«

    »Am Abend. Wir müssen am Abend nahe genug heran sein.«
    Jevin sah ihn scharf an. »Mir ist Eure Zeitplanung durchaus bewusst. Und ich werde alles tun, was ich kann, um dieses Schiff wohlbehalten ans Ziel zu bringen. Habt Ihr verstanden?«
    Hirad verdrehte die Augen zum Himmel. »Ja, aber …«
    »Kein Aber, Hirad Coldheart«, sagte Jevin. »Wie ich schon gesagt habe, überlasst das Ruderdeck lieber den Seeleuten. Bereitet Euren Plan vor, geht etwas essen oder macht sonst etwas. Und besorgt Ilkar noch etwas Lemiir.«
    »Ich soll einfach vom Deck verschwinden, was?«, meinte Hirad.
    Jetzt lächelte Jevin. »Ihr habt es begriffen«, sagte er.
    Hirad drehte sich um und stieg die Leiter hinunter. Hinter sich hörte er Jevin Befehle rufen.
    »Bootsmann! Ich brauche mehr Vorsegel! Wir wollen vor dem Sturm segeln! Wir wollen diesen dummen Landratten zeigen, was Segeln wirklich bedeutet!«
    Der Barbar schüttelte den Kopf und marschierte lachend übers Hauptdeck zu den vorderen Kabinen. In der Kombüse drückte ihm der Koch wortlos sein Lemiir in die Hand, dann betrat Hirad leise die Kabine, wo die beiden Magier beim Unbekannten und bei Thraun saßen. In der

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