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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Leiter, und Seliks Kopf erschien. Der Gesichtsausdruck beantwortete die stumme Frage des Kapitäns. Hinter ihm kamen zwei Magier und ein Handlanger. Selik schritt zum Kapitän, packte seine Kehle, schob ihn vor sich her und zog mit der freien Hand einen Dolch. Sein entstelltes Gesicht war vor Wut verzerrt.
    »Nun sagt es mir«, verlangte er vom Kapitän. Er drehte sich über die Schulter um. »Du da, übernimm das Steuerruder und halte es so, wie es jetzt steht. Vorläufig jedenfalls.« Selik hob den Dolch höher, die Spitze war nur noch einige Fingerbreit vom rechten Auge des Kapitäns entfernt. »Redet.«
    »Ihr habt Euch nicht einmal die Mühe gemacht, es zu überprüfen, was?«, entgegnete der Kapitän. »In Eurer Überheblichkeit habt Ihr geglaubt, ich gäbe einfach nach und ließe Euch das Heiligste in meinem Leben zerstören. Nun, meine Arbeit ist jetzt getan. Ihr habt Erienne verloren, und ich habe diejenigen, die fähig sind, Euch aufzuhalten, auf den richtigen Weg geführt, während wir in eine ganz andere Richtung segeln. Und währenddessen dreht sich die Welt ein wenig weiter, und Eure Hoffnungen, den Mord zu begehen, schwinden dahin.«
    Selik sah ihn an, sein Mund stand offen, und etwas Speichel rann aus dem schlaffen, gefühllosen linken Mundwinkel.
Er trat sogar ein Stückchen zurück, ließ die Dolchspitze jedoch, wo sie war.
    »Man darf den Gerechten keinen Widerstand leisten«, flüsterte er. Ein fanatisches Funkeln entstand in seinen Augen. »Ihr habt alle lebenden Geschöpfe Balaias verraten.«
    Der Kapitän konnte sehen, wie der Hass aufflammte. Die Hand spannte sich fester um seine Kehle, und der Dolch wackelte vor ihm. Die schimmernde Spitze suchte noch ihr Ziel. Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
    »Ihr kommt zu spät, Selik. Erienne wird mit ihrem Kind vereint sein, und sie werden Euch und alles, was Ihr verkörpert, vernichten. Wenn es das ist, was ich verrate, dann will ich Euch zustimmen. Also stoßt zu mit Eurem Dolch, Mann der Schwarzen Schwingen. Ihr könnt mir nicht mehr drohen, Ihr könnt mich nicht mehr verletzen.«
    Selik sah sich über die Schulter um. Unter vollen Segeln und in ruhigem Wasser machte die Meerulme , vor den Stürmen geschützt, gute Fahrt. Wohin, das wusste nicht einmal der Kapitän, und es war ihm einerlei. Irgendwann würde sich der Meeresgrund dem Kiel entgegenheben, aber der Kapitän wäre dann schon nicht mehr am Leben und würde es nicht sehen.
    Der Dolch kam noch näher. Der Kapitän zuckte nicht zusammen.
    »Und wenn ich Euch töte, wird sich die Mannschaft natürlich weigern zu segeln, was? Ihr könnt mich nicht für dumm verkaufen«, sagte Selik.
    Der Kapitän lachte. »Seht Euch doch um, Selik. Sie weigern sich jetzt schon. Ihr habt verloren, und ich habe gewonnen.«

    Selik riss den Kapitän herum, damit er das Schiff überblicken konnte. Die Elfenmannschaft saß oder stand bewegungslos in der Takelage oder bei den Tauen und Stagen. Sogar die Schrubber und Eimer lagen unbeachtet auf dem Deck, und die Lote waren zusammengerollt worden. Kein Matrose rührte sich. Alle warteten.
    »Wendet dieses verdammte Schiff!«, brüllte Selik. »Oder euer geliebter Kapitän stirbt.« Keiner bewegte sich.
    »Euer Mann hat das Steuerruder«, sagte der Kapitän.
    »Allerdings«, höhnte Selik.«Das hat er. Bringe uns in die Mitte des Kanals.«
    »Aber …«
    »Jetzt sofort! Das kann doch nicht so schwer sein. Dreh das Rad herum.« Der Kapitän sah zu, wie der Kämpfer der Schwarzen Schwingen das Steuerruder herumwarf. Die Meerulme folgte, und die Segel flatterten einen Augenblick wild, ehe sie den Wind aus der neuen Richtung wieder aufnahmen. Sie hätten getrimmt werden müssen, um den Wind wirklich auszunutzen. Der Kapitän musste sich nicht umdrehen, um zu sehen, was seine Mannschaft jetzt tat. Alle verließen ihre Posten und stellten sich unter das Ruderdeck oder kamen so nahe, wie ihre Besatzer es erlauben wollten.
    »Geht wieder an die Arbeit!«, rief Selik.
    »Niemand darf das Schiff ohne Erlaubnis des Kapitäns wenden«, sagte der Kapitän leise. »Sie werden keinen Finger rühren, wenn Ihr etwas befehlt.«
    Doch Selik sah, wie die Segel sich wieder füllten und das Schiff die Wende vollendete. Das höhnische Lachen war wieder da. »Es sieht so aus, als brauchte ich Euch sowieso nicht mehr, mein guter Kapitän. Ich denke nicht, dass Eure Besatzung nur wegen irgendeiner altmodischen
Vorschrift der Seefahrt ins Verderben rennen will. Ihr dagegen werdet

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