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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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umsehen? Wir müssen wissen, ob wir verfolgt werden und, wenn ja, wie weit sie entfernt sind.«
    Ilkar nickte. »Ich würde alles tun, um von diesem Haufen hüpfender Bretter fliehen zu können.«
    »Komm ihnen nicht zu nahe«, sagte Hirad.
    »Keine Sorge.« Ilkar deutete auf seine Augen. »Die sind sehr gut.«
     
    Jevin segelte, wie Ren es ihm empfohlen hatte, auf der rechten Seite den Kanal hinunter. Seine Ausgucke hielten nach vorn und hinten Ausschau, und als vom Krähennest ein Ruf ertönte und ein Zeichen gegeben wurde, war er nicht überrascht. Dennoch stimmte ihn der Anblick traurig.
    Die Meerulme tauchte im Dämmerlicht des Spätnachmittags am Horizont auf. Sie torkelte nach links und rechts wie ein betrunkener Riese. Am Ruder stand offenbar jemand, der keine Ahnung hatte, wie sich die Drehungen am Rad aufs Ruder auswirkten, und der auch nichts über Stärke und Windrichtung und Trägheit des schönen Schiffs wusste. Es war kein Elf, der das Schiff steuerte, und in diesem Moment betrauerten er und seine Mannschaft schon die Toten auf dem Schwesterschiff.
    Jevin fand sich mit dem Verlust ab und sprach ein Gebet an die Götter des Meeres und der Winde, damit die Seelen wohlbehalten am Busen des Ozeans Zuflucht fanden. Und dann schaute er nur noch zu und wartete auf das Unvermeidliche.
    Wieder und wieder schüttelte er den Kopf, als er die Fahrt der Meerulme beobachtete. Unter vollen Segeln
irrte sie hierhin und dorthin. Niemand hielt sich in der Takelage bereit, niemand arbeitete mit den Leinen. Die Feinde waren unvorbereitet, und das war immerhin eine gewisse Befriedigung. Wahrscheinlich würden die meisten ertrinken und die Ewigkeit in einem Zwielicht voller Schmerzen verbringen, eine Spur zu tief untergetaucht, um zu atmen. Er wünschte es ihnen.
    Einen Moment lang fürchtete er, es könne zu einer Kollision kommen, doch die Narren auf der Meerulme konnten nicht gut genug steuern, um so etwas zuwege zu bringen. Er fragte sich, ob sie darüber nachdachten, warum er mit so wenig Segel fuhr und gemächlich glitt, während seine Mannschaft auf allen Seiten des Schiffs aufmerksam die Umgebung beobachtete. Er fragte sich, ob sie ihn überhaupt gesehen hatten.
    So beobachtete er, und als es dann geschah, seufzte er schwer. Schönheit wurde zerstört. Das Auge zeigte es ihm, bevor das Geräusch ihn erreichte. Etwa eine Meile entfernt wurde die Meerulme schlagartig langsamer, als habe die Hand eines Gottes ihren Bug festgehalten. Sie hob sich aus dem Wasser, bewegte sich noch ein wenig vorwärts, dann kippte sie zur Seite. Die Löcher im Rumpf waren entsetzlich und tödlich. Ein schrecklicher Anblick.
    Das Geräusch erreichte sie einen Herzschlag später, ein hässliches Reißen und Kratzen und Knirschen. Die Todesklage eines hilflosen Schiffs. Er hoffte, die Schreie der Besatzer an Bord hören zu können, die in die gnadenlose See stürzten oder zwischen Fels und Balken zerquetscht wurden. Das Wasser um das Schiff brodelte, als es rasch, sehr rasch sank.
    »Haltet die Bogen bereit!«, befahl er.
    Ein Dutzend Matrosen stellten sich hinten auf der
Backbordseite auf, legten die Pfeile ein und waren bereit, auf seinen Befehl zu schießen.
    Er hatte mit ihnen gerechnet, und sie kamen. Feiglinge, die viel zu große Angst hatten, um auch nur zu versuchen, ein Boot auszusetzen. Während ihre überlebenden, an den Boden gebundenen Kameraden sich verzweifelt zu retten versuchten, flogen die Magier davon. Er verfolgte ihre Flugbahn, sein Blick wanderte über den Himmel. Einer trug einen anderen, wie Denser Hirad getragen hatte.
    »Lasst sie nicht zu nahe kommen«, warnte Jevin seine Matrosen. »Keiner von ihnen darf auch nur einen Fuß auf mein Deck setzen.«
    Sehnen wurden gespannt, die Langbogen waren feuerbereit, die Schützen warteten auf den Befehl. Jevin ließ sie noch etwas näher kommen. Sie wollten anscheinend den Kanal überfliegen und hofften, ihre dordovanischen Freunde zu finden. Jevin war der Ansicht, dass sie zwar keine Gefahr für sein Schiff darstellten, dass er sie aber nach allem, was sie der Meerulme und ihrer Mannschaft angetan hatten, nicht so einfach davonkommen lassen durfte.
    »Schießt sie ab.«
    Ein Dutzend Pfeile stiegen in den Himmel. Fünf Magier verloren ihre magischen Flügel und stürzten schreiend ab, das Meer schloss sich über ihren zuckenden Gliedern, und die Götter zeigten ihnen den Weg in die Hölle. Neue Pfeile wurden eingelegt, wieder surrten die Bogensehnen, und die schwarzen

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