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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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überall lagen Trümmer, die von den Stürmen verstreut worden waren. Glas, Holz, Schiefer und Stein. Alles ohne Unterschied zerschmettert.
    Dominiert wurde das Haus jedoch von einem Strahl sichtbaren Mana-Lichts, den Lyanna – es konnte niemand anders sein – geschaffen hatte. Still und atemberaubend schön stand er da, durchsetzt mit den Farben der vier Kollegien, dunkelbraun und mit schwarzen Flecken, im Zentrum ein leichter Wirbel, der sich immer schneller drehte, je höher er stieg.

    Hoch droben kreisten dichte Wolken um den Strahl. Erinne hörte Donnergrollen und sah Blitze zucken. Ein bleicher Dunstschleier hing unter der Wolkendecke und umgab die Säule, wallte über die Insel und darüber hinaus und deckte alles, was unter ihm lag, mit einem feinen, kalten Regen ein.
    Sie umflog das Licht, das aus dem Zentrum des Obstgartens kam, und als sie einen Landeplatz suchte, sah sie etwas, das ihr aufgeregt pochendes Herz beruhigte. Ein kleines Mädchen kam aus der zerstörten Haupttür gerannt und starrte zu ihr hoch. Es schirmte die Augen mit einer Hand ab und winkte mit der anderen.
    Lyanna.
    Erienne rief Lyanna und flog eine scharfe Kurve. Ein kräftiger Flügelschlag nach hinten bremste sie ab, damit sie landen und die Schattenschwingen abwerfen konnte. Sie bückte sich und schloss Lyanna in die Arme. Beinahe hätte sie geglaubt, ihr Kind nie wieder an sich drücken zu können. Sie hielt die Kleine lange fest, und das Mädchen umklammerte sie ebenso inbrünstig. Erienne streichelte Lyannas Hinterkopf.
    »Lyanna, Lyanna«, flüsterte sie. Sie hatte einen Kloß im Hals und konnte fast nicht sprechen. Die Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie schniefte. »Oh, meine Liebe, wie schön es ist, wieder bei dir zu sein. Du musst mir alles erzählen. Hast du deine Mami vermisst? Ich habe dich sehr vermisst, meine Liebe. Was hast du gemacht? Kannst du dich an etwas erinnern? Hmm?«
    Sie zog sich zurück und betrachtete Lyanna, die nachdenklich das Gesicht verzog.
    »Was ist denn, Liebste?« Sie fuhr ihrer Tochter mit dem Finger übers Kinn. »Was ist denn los?«
    Lyanna runzelte die Stirn. »Du weißt doch, was ich
gemacht habe. Ich war an diesem dunklen Ort. Die Frauen haben mich da festgehalten, und deshalb bist du weggegangen. Weil du dachtest, ich merke es nicht. Aber ich habe es gemerkt, und ich habe ein Licht gemacht, damit du zurückkommst. Wohin bist du gegangen?« Ihre Stimme bebte.
    Erienne widerstand dem Drang, sie noch einmal zu umarmen. »Oh, meine Liebe, du weißt doch, wohin ich gegangen bin. Du hast mir vom Strand aus zugewinkt, weißt du nicht mehr? Erinnerst du dich nicht? Ich wollte Hilfe holen, weil die Al-Drechar so müde geworden sind. Ich wollte deinen Papi holen.«
    Lyanna dachte einen Moment darüber nach und nickte dann. »Ja, und ich wollte nicht an diesem dunklen Ort bleiben, aber die alten Frauen haben mich da festgehalten, und dann habe ich sie dazu gebracht, mich zu wecken.«
    Eriennes Herz setzte einen Moment aus. Mit zitternder Hand wischte sie die Haare aus Lyannas Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Ich habe Ana wehgetan.« Lyannas Kinn zitterte. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Sei bitte nicht böse, Mami. Ich wollte es nicht, ich hatte solche Angst.« Sie weinte, und Erienne zog sie an sich, wiegte sie und summte ihr beruhigende Laute ins Ohr.
    »Natürlich bin ich dir nicht böse.« Erienne sah sich um. Jetzt waren die Trümmer viel besser zu verstehen. Sie fürchtete um Aviana, falls die Magierin überhaupt noch lebte. Doch so Leid Aviana ihr auch tat, sie war nicht das Hauptproblem. Wenn Lyanna die Wahrheit sagte, dann bedeutete dies, dass ihre Nacht noch nicht vorbei war. Ihre Aufnahme und Kontrolle des Mana war noch nicht vollständig. Sie konnte jederzeit zurückfallen
und ohne Abschirmung sich selbst und Balaia ungeheuren Schaden zufügen.
    Erienne riss sich zusammen und versuchte, möglichst unbeschwert und freundlich zu sprechen. Lyanna durfte nicht merken, wie groß ihre Angst war.
    »Und wie fühlst du dich, Liebes?«, fragte sie.
    »Geht so. Mir tut der Kopf weh, und ich glaube, ich habe das Licht etwas größer gemacht, als es nötig gewesen wäre. Der Wind ist noch in meinem Kopf, und die alten Frauen sagten zwar, sie könnten mir helfen, dass er aufhört, aber sie haben es nicht getan.«
    Erienne richtete sich langsam auf und gab Lyanna die Hand.
    »Sollen wir gehen und sehen, wo die Al-Drechar sind?«
    »Ich glaube, die mögen mich nicht«, sagte Lyanna. »Sie

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