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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Gestank war überwältigend. Seine Augen tränten, und er würgte.
    Er musste lüften. Links war eine Tür, die er eilig aufstieß. Dort war ein weiteres kleines Schlafzimmer, das einzige kleine Fenster war aus dem Rahmen gerissen. Er holte tief Luft, blockierte die offene Tür durch ein Sofa und ging rasch weiter zu einer weiteren Tür, die sich quietschend öffnete. Jetzt stand er in einer Art Küche. Er war schon halb mit einem Stuhl zurückgekehrt, um auch die Schwingtür offen zu halten, als er stehen blieb, sich aufrichtete und die Stirn runzelte.
    Er setzte den hölzernen Küchenstuhl ab und ging zum Kochherd. Er war heiß, die Flammen flackerten unter den Rosten. Allerdings wurde kein Essen gekocht, und kein Wasserkessel wurde erhitzt. Doch wenn er sich nicht sehr irrte, war der Herd erst vor kurzem angeheizt worden, denn die Flammen brannten hell.
    »Hallo?«, rief er. Er ging durch die Küche auf zwei Türen zu, die dem Eingang zum Esszimmer gegenüberlagen. »Hallo?«
    Er zog das Schwert, legte die Hand an die linke Tür und stieß sie auf. Ein kalter Lagerraum, hier war niemand. Er ließ die Tür wieder zufallen und wandte sich nach rechts. Er drehte am Griff der Tür, die nach innen aufging. Dann wich er einen halben Schritt zurück.
    »Was, bei allen Göttern, macht ihr denn da?«, fragte er
in der niederen Elfensprache. Er konnte nicht glauben, was er vor sich sah.
    Eine Männerstimme antwortete aus dem Gewirr der zusammengekauerten Körper. Er zählte sechs Personen, aber es konnten auch mehr sein.
    »Wir warten auf das Ende. Wir beten um Erlösung.«
    »Von wem?«
    »Lyanna.«

36
    Ilkar überredete die Elfen, ihr Versteck zu verlassen und sich in die Küche zu begeben. Er sah sich gezwungen, genau zu erklären, wer er war und was er an diesem Ort zu suchen hatte, bevor sie ihn auch nur ansehen wollten, ganz zu schweigen davon, seine Wünsche zu erfüllen. Es waren acht. Die beiden kleinen Kinder hatte er zunächst nicht gesehen. Die beiden jungen männlichen Elfen setzten heißes Wasser für Getränke auf, und inzwischen versammelte Ilkar die anderen am Tisch. Die ganze Zeit über musste er daran denken, dass die Al-Drechar nebenan im Sterben lagen. Er musste die Leute in Bewegung bringen.
    »Ich kann noch gar nicht richtig verstehen, was hier los ist«, sagte er zu einem Paar, das am ehesten bereit schien, mit ihm zu sprechen. Sie waren alt und dienten der Gilde vermutlich schon seit zweihundert Jahren, doch ihr Selbstvertrauen war völlig zerstört.
    »Ihr wart ja nicht hier«, klagte Arrin. Aus seinem runzligen Gesicht lugten strahlende blaugrüne Augen, und das früher schwarze Haar war dünn, grau und zottelig. »Es ist alles so schnell gegangen.«

    »Was denn nur? Ihr seid die Gilde der Drech«, erinnerte Ilkar sie.
    »Und bisher hat uns keine Macht berührt, die so groß gewesen wäre«, entgegnete Arrins Frau Nerane, eine schlanke Elfenfrau mit langem, silbergrauem Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. »Und noch nie ist eine solche Macht außer Kontrolle geraten.«
    »Ah«, sagte Ilkar. Bilder von Lyanna, die irgendwie die Elfen terrorisierte, tauchten in ihm auf. Eine böse Kraft, die auf Zerstörung aus war.
    »Sie ist eben nur ein kleines Mädchen«, erklärte Arrin. »Und das ist das Problem. Sie versteht nicht, was sie tut. Eigentlich sollte sie unter den Schilden der Al-Drechar immer noch ihre Nacht durchleben.«
    »Aber offensichtlich ist sie irgendwie wieder zu sich gekommen«, sagte Ilkar.
    Das Wasser dampfte im Topf auf der heißen Herdplatte. Ein Elf füllte einige Becher auf. Er wirkte müde, als habe er drei Tage und Nächte nicht geschlafen. Vielleicht traf das sogar zu.
    »Nein«, erklärte Arrin. »Sie hat den Schild vor drei Tagen durchbrochen. Sie läuft herum und redet und isst, aber sie versteht es nicht, das Mana zu akzeptieren oder zu kontrollieren, auch wenn ihr Unterbewusstsein durchaus fähig ist, das Mana zu formen. Und sie hat natürlich keine Ahnung, was ihr Bewusstsein erschafft. Oder was es zerstört, sollte man wohl eher sagen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich es begreife.« Ilkar schaute auf, als ihm ein Becher mit Kräutertee in die Hand gedrückt wurde. »Danke.«
    »Es ist folgendermaßen.« Arrin trank einen kleinen Schluck. »Ihre Nacht war anders als die der anderen Magier. Sie ist zu jung, um die Kräfte zu akzeptieren, die in
ihr wachsen. Sie weiß nicht, wie sie eine bewusste Kontrolle ausüben kann, damit sie sich und anderen nicht

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