Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Richtung Greythorne. Anscheinend waren sie zu einer Entscheidung gekommen und gingen in Deckung. Sie mussten sich mit Gewalt einen Weg ins Gestrüpp bahnen. Ilkar merkte sich die Stelle, bevor er dorthin zurückkehrte, wo seiner Schätzung nach Hirad und der Unbekannte warteten. Da er wusste, wie schwierig der Weg durch den Wald war, zumal wenn man Pferde am Zügel führte, ließ er sich Zeit.
»Nun?«, ertönte die Stimme des Unbekannten aus einer Ecke, wo die Schatten besonders tief waren.
Ilkar grinste und drang ins Unterholz ein. Es schützte vor dem scharfen Wind, der inzwischen beinahe Sturmstärke erreicht hatte. Der Nachmittag war fast vorbei, und das Licht verblasste.
»Anderthalb Meilen vor uns, direkt am Waldrand, wahrscheinlich aufgefächert, um einen größeren Bereich abzudecken. Wie willst du es angehen?«
Der Unbekannte dachte etwas nach. »Hirad, wie wäre es mit einem kleinen Waldspaziergang?«
Hirad wusste, dass sie auf ihren Plätzen waren. Er hatte seit vier Jahren nicht mehr mit den beiden gekämpft, doch sein Vertrauen in sie war ungebrochen. Ohne sein Pferd hatte er sich rasch durch den Dornenwald bewegen können. Der auffrischende Wind heulte durch die gesplitterten Baumstämme und die abgeknickten Äste, raschelte im toten Laub, als sei dort noch Leben, und ließ die Blätter durch die Luft und über den staubigen Boden tanzen.
Hirad konnte sich leise bewegen, aber das war nichts gegen Ilkar. Die Elfen hatten eine Verbindung zum Wald, die er nicht ergründen und erst recht nicht nachempfinden konnte. Thraun war unter den Menschen der Einzige gewesen, der nahe daran kam, auch wenn die Gründe dafür eher tragisch waren.
Die Späher aus Dordover hatten sich am Waldrand in einer gewissen Entfernung voneinander etwa dort versteckt, wo der Rabe vorbeikommen oder den Wald verlassen musste, um nach Greythorne abzubiegen. Doch Hirad hatte oft genug gejagt, um die Schatten und die Stille richtig deuten zu können. Als er nur noch ein paar Schritte von dem Mann an der äußersten rechten Seite entfernt war, zog er das Schwert und sprach ihn an.
»Könnte es sein, dass du nicht richtig verstanden hast, was wir dir erklärt haben?«, knurrte er.
Der Mann fuhr erschrocken auf und drehte sich herum, unter seinen Füßen knackten Zweige.
»Es gibt Ärger!«, rief er.
»Ich greife nie einen Unbewaffneten an«, sagte Hirad. »Ich würde vorschlagen, dass du dich bewaffnest.« Er machte sich auf dem kleinen freien Raum zwischen dem Gewirr von Ästen, Zweigen und Ranken bereit.
Der Mann zog sein Langschwert. »Ich brauche hier drüben Hilfe!« Ein Ruf antwortete ihm, doch es war ein
besorgter Ruf. Von dort war keine Unterstützung zu erwarten. Der Mann hatte Angst, Hirad sah es seinen Augen und seiner Körperhaltung an. Er musste vorsichtig sein. Ängstliche Männer waren unberechenbar, und es gab wenig Raum für Ausweichmanöver.
»Von da kommt keine Hilfe.« Hirad trat einen Schritt zurück und winkte den Gegner mit einer Hand zu sich. Er hörte weitere aufgeregte Schreie, die der Wind herantrug, und wusste, dass seine Einschätzung richtig war.
Der Mann sprang los und trug einen raschen Angriff vor. Dank seiner Größe und seiner langen Arme hatte er eine gute Reichweite. Hirad hielt die Stellung, blockte den Angriff ab und konnte dem Gegner schließlich mit der freien Hand einen Stoß versetzen, nachdem er einen weiteren Schlag gegen seinen Hals abgewehrt hatte. Der Mann torkelte und verlor das Gleichgewicht, ein Halt suchender Arm prallte gegen einen Ast, als er sich zu fangen versuchte. Seine Füße rutschten auf dem Blätterteppich aus.
Hirad setzte nach und stieß nach dem Bauch des Mannes, doch das Manöver war erwartet worden, und der Angriff wurde abgewehrt. Er benutzte die Geschwindigkeit und den Schwung seines Vorstoßes, um das Schwert in einem engen Kreis über dem Kopf von links nach rechts zu führen. Der Mann sah den Schlag zu spät und konnte sich gerade noch ducken, die Klinge prallte gegen seinen Helm.
Hirad fluchte, sein Gegner keuchte und schwankte, aber er ging nicht zu Boden. Offensichtlich benommen, schüttelte er den Kopf. Er brachte eine wenig überzeugende Deckung zustande, torkelte leicht und wich zurück. Hinter ihm waren zwei weitere Schatten zu sehen, einer war viel größer als der andere. Sein Schwert zeigte nach unten und tippte zweifellos auf den Boden.
Hirad grinste böse, lenkte einen Stich ab und trieb dem Gegner seine Klinge in den Hals. Er war so
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