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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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würde gern sagen, dass ich froh bin, Euch zu sehen, aber ich fürchte, Euer Auftauchen hier hat nicht viel mit Hilfeleistung, sondern eher mit den Ursachen dieser Katastrophe zu tun."
    Ilkar gesellte sich wieder zu ihnen.

    »Gibt es eigentlich irgendjemanden, den er nicht kennt?«, flüsterte Hirad.
    »Anscheinend nicht«, antwortete der Elf. »Ich habe die Pferde bei einem Einheimischen gelassen. Im Westen der Stadt gibt es eine Art Koppel und einen Stall.«
    Der Unbekannte hatte den Wortwechsel nicht gehört und redete weiter mit dem Bürgermeister. »Habt Ihr schon mit Denser gesprochen?«
    »Nicht sehr ausführlich, aber gesprochen habe ich ihn.« Gannan rutschte auf dem Stuhl hin und her und rückte mit beiden Händen sein verletztes Bein zurecht. »Er ist sehr aufgeregt, Unbekannter. Es war nicht viel aus ihm herauszubekommen.«
    »Wo ist er? Wir müssen mit ihm reden.«
    Gannan deutete zu einem Tisch. »Wollt Ihr nicht erst einen Imbiss zu Euch nehmen?«
    »Nein«, lehnte der Unbekannte ab. »Hebt das Essen lieber für Eure Leute auf. Wir suchen uns selbst etwas.«
    »Vorhin war er noch hinter dem Kornspeicher. Er wollte etwas Frieden und Ruhe finden. Vielleicht sucht Ihr dort.«
    »Danke, Gannan. Wir reden später noch einmal.« Er wandte sich ab. »Hirad, kommst du mit, oder bleibst du hier?«
    Hirad zuckte mit den Achseln. »Früher oder später muss ich sowieso wieder mit ihm reden, also kann es auch jetzt gleich sein.«
    »Gut.« Der Unbekannte nickte und ging hinaus.
    Der Kornspeicher war an die Stadtmauer angebaut gewesen. Jetzt war dort wenig mehr als ein Haufen Schutt zu sehen. Dahinter, am Nordrand von Greythorne, herrschte erheblich weniger Betrieb, und es gab weniger Licht,
auch wenn die Zerstörungen ähnlich schwer waren wie im Zentrum. Offensichtlich gab es einfach nicht genügend Überlebende, dass überall gleichzeitig gearbeitet werden konnte.
    Irgendjemand bewegte sich allerdings im Schutt und störte die nächtliche Stille. Schieferplatten rutschten, Stein knirschte auf Stein.
    »Denser«, sagte Ilkar und deutete in die Finsternis.
    Zuerst konnte Hirad ihn vor dem dunklen Hintergrund nicht ausmachen, dann sah er, wie der Dunkle Magier den Kopf bewegte.
    Denser hockte mitten in einem Schutthaufen, der früher einmal ein Haus gewesen sein mochte. Balken waren ringsum verstreut, Stroh und Stein waren dort aufgetürmt, wo einige Eckpfeiler der Gebäude noch trotzig standen. Er hatte etwas hochgehoben, und als sie näher heran waren, sahen sie, dass es eine winzige menschliche Hand war.
    Er schien sie nicht zu bemerken, als sie sich näherten, er hielt nur den kleinen Körperteil mit einer Hand und streichelte ihn mit dem anderen. Als sie ihn fast erreicht hatten, konnte Hirad ihn murmeln hören, auch wenn er die Worte nicht verstehen konnte.
    »Denser?« Die Stimme des Unbekannten war freundlich. Der Dunkle Magier fuhr auf und drehte sich langsam zu ihnen herum. Sein Gesicht war tränenüberströmt, die Augen waren schwarze Löcher in den Schatten der Nacht.
    »Seht nur, was sie getan hat«, flüsterte er. Seine Stimme klang erstickt und belegt. Er schluckte. »Das geht zu weit.«
    Ilkar hockte sich neben ihn. »Was meinst du damit?«

    Denser deutete auf die Kinderhand, die er festhielt. Ilkar betrachtete sie. Sie gehörte einem Jungen, der kaum älter als fünf gewesen sein konnte. Sein Kopf war von einem herabgefallenen Stein zerschmettert worden.
    »Das kannst du doch Lyanna nicht vorwerfen«, sagte er.
    »Vorwerfen?« Denser schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann es ihr nicht vorwerfen, aber sie ist die Ursache von alledem. Du kannst spüren, was den Wind auch jetzt noch antreibt. Stell dir vor, er wird fünfzigmal so stark und reißt die Mauern ein. Es ist ein Wunder, dass hier überhaupt jemand überlebt hat. Wenn man jemandem einen Vorwurf machen kann, dann mir und Erienne.«
    »Ich glaube, ganz so einfach ist es nicht«, sagte Ilkar. Er wechselte die Position, nahm Denser die Kinderhand ab und legte sie wieder in den Schutt. Der Dunkle Magier leistete keinen Widerstand.
    »Nur ich kann das aufhalten. Nur ich«, sagte Denser. Seine Augen blickten wild, seine Stimme zitterte. »Ihr müsst mich zu ihr bringen. Ihr müsst mir helfen.«
    »Ich glaube, zuerst einmal solltest du aufhören, dir Vorwürfe zu machen.« Ilkar schaute auf. »Gibt es hier einen Ort, an dem wir uns ungestört unterhalten können?«
    Hirad zuckte mit den Achsen. »Den müssten wir wahrscheinlich erst einmal selbst

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