Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
Vom Netzwerk:
»Komm runter, wenn du so weit bist. Ich will ihn nicht warten lassen.«
    »Halt, nein!«, rief sie mir nach. Sie hätte mich sicher gern am Arm festgehalten, aber ich glaube, sie fürchtete sich ein wenig vor dem Schlamm. Da sprang ich bereits die Treppe hinunter und erreichte ein paar Schritte vor ihr die Tür zum großen Saal.
    »Wie sehe ich aus?« Mit etwas Schlamm von meinem Hemd strich ich mir die Haare zurück.
    »Scheußlich, du Dummkopf.« Sie funkelte mich böse an.
    »Ausgezeichnet.« Damit öffnete ich die Tür.
    Lord Arundel saß mit Dorian und meiner Mutter an der Haupttafel. Mir war nicht bewusst gewesen, dass sie sich ebenfalls auf der Burg aufhielt, sonst hätte ich meinen übereilten Plan vielleicht doch noch umgestoßen. Dazu war es jetzt jedoch zu spät. Ich trat zu ihm hin und begrüßte ihn.
    »Lord Arundel! Es freut mich, dass Ihr so kurzfristig kommen konntet.« Wieder streckte ich die Hand aus, in die er jedoch abermals nicht einschlug. Meine Mutter starrte mich mit großen Augen an. Ich fürchtete, sie könnte einen Herzanfall erleiden.
    Der Edelmann übersah mich geflissentlich und wandte sich an Dorian. »Sir Dorian, wer ist dieser Mann? Es ist schon das zweite Mal, dass er mich behelligt.«
    Dorians Lippen formten ein großes »O«, während er die Lage einschätzte. Schließlich kam sein Mundwerk wieder in Gang. »Baron, darf ich Euch Mordecai Illeniel vorstellen, den Grafen di’Cameron. Mordecai, dies ist Sheldon Arundel, dein nächster Nachbar.« Dorian sah aus, als kostete ihn jedes Wort ein Jahr seines Lebens.
    Nun war es an dem Baron, schockiert dreinzuschauen. Er öffnete und schloss mehrere Male den Mund, ehe er schließlich das Wort ergriff. »Lord Cameron, offenbar habt Ihr mich zum Narren gehalten.«
    Ich konnte nicht erkennen, ob er empört war oder nicht. Auf jeden Fall wirkte er etwas schockiert. »Unsinn«, versicherte ich ihm lachend. »Das habt Ihr größtenteils selbst vollbracht. Ich habe mich nur ein wenig über Eure Verwirrung lustig gemacht. Setzt Euch und trinkt etwas Wein.« Ich deutete auf den Stuhl und nahm auch selbst Platz.
    Meine Mutter konnte nicht mehr an sich halten. »Mordecai, warum bist du so mit Schlamm bedeckt?« Sie fragte ganz ruhig, war innerlich aber sicher sehr erregt. Sie hatte mich ja nicht dazu erzogen, Adlige wie ein Schwein zu begrüßen, das gerade aus der Suhle gestiegen ist. Ungerufen kamen mir Weidengerten in den Sinn. Manche Kindheitserinnerungen verblassen eben nie.
    »Es tut mir leid, Mutter, aber ich habe mich beeilt, um nach unserer misslungenen ersten Begegnung möglichst schnell zu Lord Arundel zu gelangen, und bin vor den Ställen im Schlamm ausgerutscht.« Ihre Miene verriet mir alles, was ich über ihre Ansichten bezüglich meiner Wahrheitsliebe wissen musste. Ich strahlte sie an und schenkte meine Aufmerksamkeit wieder dem Baron. »Ich bin Euch dankbar, dass Ihr so bald kommen konntet, zumal wir ja noch gar nicht die Gelegenheit hatten, einander kennenzulernen.«
    Der gute Baron fasste sich allmählich, auch wenn sein Blick immer wieder zu dem Schlamm in meinem Haar wanderte. »Nun ja, ich wollte einen guten Eindruck hinterlassen, da wir doch erst seit kurzer Zeit Nachbarn sind. Darf ich fragen, warum Ihr wie ein Leibeigener gekleidet seid?«
    Bei diesem Begriff sträubten sich mir sämtliche Haare. Bis vor gar nicht so langer Zeit hätte man mich selbst noch so nennen können. Jedenfalls dann, wenn man es nicht besser wusste. »Ich habe hier keine Leibeigenen, Mylord. Die Bürger von Washbrook sind Freisassen.«
    »Freisassen, meinetwegen. Es ist mir ganz egal, wie Ihr Eure Bauern nennt.« Er trank einen Schluck Wein. »Allmählich frage ich mich, ob Ihr diesen Streich eigens für mich inszeniert habt.«
    Ich schloss den Baron mehr und mehr ins Herz, weil jetzt schon klar war, dass wir uns hervorragend verstehen würden. »Nein, ich fürchte, mein schwacher Versuch, einen Scherz zu machen, war eine ganz spontane Eingebung. Ich bin gerade auf dem Weg in die Schmiede gewesen, um mit meinem Vater an einem gewissen … Projekt zu arbeiten.« Dorian schüttelte stumm den Kopf, was der Baron jedoch nicht sehen konnte.
    »Wie ich hörte, seid Ihr unter ungewöhnlichen Umständen aufgewachsen. Ihr meint gewiss Euren Stiefvater, nicht wahr?«, fragte er herablassend.
    »Ja«, bestätigte ich. Die blasierte Haltung dieses Mannes weckte meinen Zorn. »Ich will nicht unhöflich sein, aber ich muss Euch unbedingt über einige Dinge ins

Weitere Kostenlose Bücher