Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
wollte, tauchte gerade zu diesem Zeitpunkt der Baron auf. Ich hatte bereits meine Arbeitskleidung angezogen, schlichtes Leinen und die Lederschürze eines Schmieds, und war daher nicht angemessen bekleidet, um ihn zu begrüßen. Nicht, dass mich dies besonders kümmerte.
Als er mit zwei Gefolgsleuten durch das Tor ritt, ging ich ihm entgegen, um ihn zu begrüßen, ehe er den Bergfried erreichte. »Freut mich, Euch zu sehen, Mylord!«, sagte ich laut und streckte die Hand aus.
Offensichtlich entsetzt blickte er von seinem hohen Ross auf mich herab. Er war wohl erschrocken, dass ich mich ihm so unbefangen genähert hatte. »Verzeihung, kennen wir uns?« Der junge Lord verzichtete demonstrativ darauf, mir die Hand zu schütteln.
Ich starrte ihn an, da ich mich über seine Zurückhaltung wunderte. Lord Arundel war ein schlanker Mann von Anfang dreißig mit ordentlich frisiertem blondem Haar. Als sich der Wind drehte, fing ich einen Hauch von Lavendel auf. »Nein, meines Wissens noch nicht. Verzeiht die Verwirrung, mein Name ist …«
»Ich bin hier, um deinen Herrn, den Grafen di’Cameron zu sprechen. Du musst mir schon verzeihen, wenn ich keine Zeit habe, mit dir zu plaudern«, entgegnete er brüsk und trieb ohne ein weiteres Wort sein Pferd an. Eilig trat ich zur Seite und ließ ihn vorbei.
Dann sah ich ihm nach und staunte über seine Überheblichkeit. Unterdessen kam Sam Turner zu mir. »Was war das denn?«
»Ich habe das Gefühl, Lord Arundel hat nicht erwartet, einen Edelmann vorzufinden, der so gekleidet ist wie ich«, erwiderte ich.
Sam lachte. »Dann wird er umso verlegener sein, wenn Ihr Eure guten Sachen angezogen habt.«
Ich grinste böse. »Nein. Ich glaube, ich rede so mit ihm, wie ich gerade bin. Aber vielleicht sollte ich wirklich noch ein wenig an meinem Äußeren arbeiten.« Ich weiß, ich hätte eigentlich reifer sein sollen, aber manchmal reitet mich der Teufel. Mir fällt gar nicht ein, woher ich das haben könnte.
Ein paar Minuten später, als ich vor den Ställen an einem Pferdetrog stand, kam auch mein Vater hinzu. Wir hatten dort etwas Wasser auf den staubigen Boden gekippt, um Schlamm zu erhalten. Sam half mir, die Masse auf meiner Kleidung zu verteilen. »Du siehst so glücklich aus wie ein Schwein in der Suhle«, bemerkte Royce trocken.
Sam musste kichern, während ich erklärte, was wir vorhatten. Darauf lachte auch mein Vater. Er war mir schon immer ein gutes Vorbild gewesen. »Sohn, du musst jetzt mit solchen Späßen aufhören und dich um wichtigere Angelegenheiten kümmern.« Er bückte sich, steckte die Hand in den Schlamm und tätschelte liebevoll meine Wange. »Du willst den Baron doch nicht warten lassen.«
»Sagt allen, dass sie heute äußerst höflich mit mir umgehen sollen. Ich werde nicht dulden, dass mich heute jemand allzu vertraulich anredet.« Damit zwinkerte ich ihnen zu und machte mich auf den Weg zum Bergfried.
Dorian empfing mich an der Tür. »Mort! Lord Arundel ist hier! Du musst …« Doch er ließ den Satz unvollendet, als er meine Aufmachung bemerkte. »Was, zum Teufel, ist mit dir passiert?«
»Sheldon war ein bisschen unhöflich, als er eingetroffen ist. Deshalb dachte ich, ich ziehe meine besten Sachen an«, unterrichtete ich ihn.
»Der Mann ist nicht gerade für seinen Humor berühmt, Mordecai. Du wirst ihn gewiss beleidigen.« Dorian setzte seine besorgte Miene auf. Es war der Gesichtsausdruck, den ich bei ihm am häufigsten zu sehen bekam.
»Keine Sorge, ich werde äußerst höflich sein«, erklärte ich lächelnd. »Sag ihm, ich werde gleich im großen Saal eintreffen, um ihn zu begrüßen.« Unterdessen ging ich nach oben zu Penelope.
Kaum dass ich unsere Gemächer betreten hatte, rief sie: »Bäh! Raus hier! Was ist das denn da?« Ich konnte sofort erkennen, wie sehr sie sich freute, mich zu sehen.
»Lord Arundel ist zu Besuch gekommen«, quetschte ich gerade noch heraus, während sie mich zur Tür schob.
»Bei den Göttern! Du musst dich sofort umziehen und baden. Was soll er nur denken, wenn er dich so sieht?«
Ich grinste. »Er wird sich zumindest genau überlegen, wie er in Zukunft andere Leute begrüßen sollte.« Ich berichtete ihr von der Begegnung im Hof.
»Glaubst du denn, das wird die Lage verbessern?«, rief sie. »Ehrlich, Mort, ich mache mir Sorgen um dich. Manchmal bist du wirklich brillant, und dann wieder … die restliche Zeit …« Sie seufzte schwer.
Ich drehte mich um und ging, ehe sie mir den Spaß verdarb.
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