Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
Anschließend wandte sich James an Penny. »Wie sieht es mit Euch aus, meine Liebe? Habt Ihr heute etwas Interessantes erlebt?«
Penelope wand sich wie ein waidwundes Reh. Sie blickte ihn einen Moment lang ernst an, dann wanderte ihr Blick zu Marc herüber und schließlich zu mir. Sie öffnete den Mund und wollte antworten, doch ihre Lippen bebten. Mit Tränen in den Augen entgegnete sie: »Es tut mir leid, aber Ihr müsst mich entschuldigen.« Dann stand sie rasch auf und ging zu der Tür, die zur Treppe führte.
James war sichtlich verlegen. »Was war das denn? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
Marc legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Nein, Vater, das hat nichts mit dir zu tun. Ihr geht heute viel durch den Kopf.« Dabei warf er mir einen eindringlichen Blick zu.
»Ich sehe mal lieber nach ihr«, erklärte ich und stand auf. Marc fing mich an der Tür ab.
»Ich habe ihr gesagt, was sie hören musste«, flüsterte er mir ins Ohr.
»Wirklich? Danke! Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das war bestimmt nicht leicht für dich.« Ich umarmte ihn herzhaft. »Danke. Was auch passiert, du wirst immer mein bester Freund bleiben.«
Er schüttelte den Kopf und ließ mich ziehen. Als ich zur Treppe ging, hörte ich ihn noch etwas anderes sagen, doch ich verstand die Worte nicht. Er sprach zu leise. Beinahe glaubte ich, es sei etwas gewesen wie »Ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt«, aber das hätte ja keinen Sinn ergeben.
Penny war in unserem Schlafzimmer. Sie hatte sich zusammengerollt und umklammerte ein Kopfkissen, in das sie geweint hatte. Das Bettzeug war zerwühlt, die Hälfte lag auf dem Boden. Sie rührte sich nicht, als ich eintrat, aber sie wusste natürlich, dass ich es war.
»Du hast mit Marc gesprochen, nicht wahr?« Ich setzte mich neben ihr auf das Bett.
Sie antwortete nicht, sondern schüttelte nur den Kopf, was aber wohl bedeuten sollte, dass sie etwas von ihm erfahren hatte. Ihre Haare bildeten ein einziges Durcheinander. Sie hatte sich einen straffen Knoten gebunden, der sich jetzt wieder aufgelöst hatte. Es sah aus, als hätte sie versucht, ihre Haare zu lösen, aber mitten in dieser Unternehmung aufgehört.
»Ich hatte recht, nicht wahr?«, fragte ich leise.
Sie packte das Kissen noch fester. Es dauerte einen Augenblick, ehe sie antwortete. »Ja.« Ich schwieg. Ich war nicht sicher, was ich tun sollte, und hielt den Mund, bis sie fortfuhr. »Bist du jetzt zufrieden?« Es war ebenso eine Anklage wie eine Frage.
»Im Grunde schon«, sagte ich leise.
Sie drehte sich um und funkelte mich an. »Du Dreckskerl! Das wolltest du doch die ganze Zeit!«
»Nein«, log ich wieder. »Aber ich bin froh, dass wir ein Kind haben werden. Ich liebe dich, Penny, und ich hatte immer gehofft, dass wir eines Tages Kinder haben könnten.« Noch eine Lüge. Ich hatte gar nicht darüber nachgedacht. Meine Vorstellung von einem glücklichen Leben bis ans Ende unserer Tage hatte kaum mehr umfasst als eine ausgedehnte erotische Phantasie mit der Frau, die ich mehr liebte als mein eigenes Leben. Als ich jetzt an Kinder dachte, verstand ich aber, was es bedeutete. Sie würde sicher eine wundervolle Mutter werden, und der Gedanke, Vater zu werden, trieb mir die Tränen in die Augen. Mein eigener Vater würde seine Enkelkinder nicht mehr sehen können. Nicht einmal ich selbst würde sie sehen, da sie ja eigentlich gar nicht existieren konnten. Hoffentlich lebte Penny weiter und bekam ohne mich Kinder. Dieser Gedanke war allerdings noch schmerzlicher.
»Sie wären bestimmt wunderschön gewesen«, sagte sie bekümmert.
»Wenigstens eins von ihnen wird es auch«, erinnerte ich sie.
»Nein, Mort. Ich kann das nicht. Es ist zu viel verlangt. Ich werde dich nicht verlassen«, erwiderte sie.
»Das musst du nicht«, erklärte ich ihr. »Bleib einfach bis zum Ende bei mir. Wenn die Zeit gekommen ist … dann tun wir es. Du kannst bei mir bleiben, bis es vorbei ist.«
Ein Schimmer der Hoffnung zeigte sich in ihrer Miene. »Versprich mir das. Dann willige ich ein, die Bindung aufzulösen, sobald das Ende näher kommt. Aber du musst es mir versprechen«, sagte sie verzweifelt. Es tat mir im Herzen weh, dass sie mich so anflehen musste.
»Ja, natürlich werde ich das tun, Penny …«, begann ich.
»Nein … schwöre es! Jetzt sofort. Ich will keine halbgaren Versicherungen. Schwör es mir!« Sie packte mich an den Schultern.
»Ich schwöre es, Penelope Cooper. Ich werde dich nicht wegschieben und auch
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