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Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
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sicher die Wahrheit sagen«, forderte ich sie auf.
    Sie sah mich unverwandt an. »Er würde für dich lügen.«
    »Das würde er tun, ja – aber er würde nicht über das lügen, was die Göttin ihm sagt. Das kann er nicht. Jedenfalls hat er es mir einmal versichert. Frag ihn doch!« Meine Lügen wurden mit jedem Atemzug gewaltiger. Natürlich hatte ich nicht mit ihm gesprochen, damit er mir bei der Täuschung half, aber ich musste darauf vertrauen, dass er das Richtige tat. Manche Dinge waren eben wichtiger als die Wahrheit.
    »Na gut«, lenkte sie ein. »Dann werde ich das tun.« Sie ging zu der Treppe, die nach unten führte. Als ich ihr folgen wollte, drehte sie sich noch einmal um. »Du bleibst hier. Ich will nicht, dass du ihm einen Hinweis gibst. Wenn du die Wahrheit sagst, dann wird er es aus freien Stücken bestätigen oder nicht.«
    Die Angst packte mein Herz, aber ich unterdrückte das Gefühl sofort. »Na gut. Ich warte hier auf dich.«
    »Das musst du nicht tun. Ich werde dich schon finden. Was er mir auch sagt, ich brauche dann Zeit zum Nachdenken.« Damit ging sie. Ich starrte eine Weile in die Ferne und fragte mich, wie Marc reagieren würde. Er war der beste Lügner, den ich je gesehen hatte, aber seit seiner Berufung hatte er sich verändert. Obwohl er mich auf die Idee gebracht hatte, war ich nicht sicher, dass er mir auch helfen würde. Die Herrin des Abendsterns hatte strenge Regeln, was das Lügen betraf, und seine neue Berufung erfüllte ihn ganz und gar.
    Am Abend beim Essen sprach sie kein Wort mit mir. Die große Halle war jetzt erheblich stiller, weil fast alle Frauen und Kinder schon fort waren. Ich hatte den größten Teil des Nachmittags damit verbracht, sie Gruppe um Gruppe zu transportieren. Wir hatten zwar noch reichlich Zeit, und sie hätten auch zu Fuß gehen können, aber ich wollte gern, dass sie sich an diese Art des Transports gewöhnten. Bei einigen dauerte es eine ganze Weile, bis wir sie überzeugt hatten. Es war besser, wenn sie dieser Fortbewegungsart jetzt schon vertrauten, damit sie sich nicht sträubten, wenn die Zeit knapp war.
    Infolge meiner Bemühungen war ich recht erschöpft, als ich aß. Ich hatte nicht nur mehrere Hundert Zivilisten nach Lancaster geschafft, sondern auf dem Rückweg auch den größten Teil der Krieger mitgenommen, die dort lebten. Lancaster war jetzt voller Frauen und Kinder, hinzu kamen noch einige ältere Menschen, die in Washbrook gelebt hatten. Genevieve und Rose waren bei ihnen und sorgten für Ordnung, obwohl Rose gewisse Einwände erhoben hatte.
    Ich saß am Kopfende des Tisches, Penny rechts neben mir. James Lancaster befand sich zu meiner Linken, wo früher mein Vater gesessen hatte. Der Anblick des verwaisten Stuhls hatte mir eine ganze Weile zugesetzt, und jetzt war ich dankbar, dass jemand den Platz ausfüllte. Dorian und Marc saßen jeweils neben Penny und James. Aus Angst, meine Lüge könnte auffliegen, vermied ich es tunlichst, Marc anzusehen. Ich war sicher, dass sie schon mit ihm gesprochen hatte, aber sie hatte mir noch nicht erzählt, was er geantwortet hatte. Mein Instinkt sagte mir, besser nicht nachzufragen.
    »Wir sind heute Abend ja wirklich ein fröhlicher Haufen«, brach James ganz plötzlich das Schweigen. »So viele finstere Mienen habe ich nicht mehr gesehen, seit …« Er rieb sich das Kinn. »Nein, ich habe tatsächlich noch nie so viele finstere Mienen gesehen. Wir sollten etwas heiterer werden. Dorian! Ihr zuerst … habt Ihr heute etwas Interessantes erlebt?«
    Dorian grunzte. »Williams ist während der Ausbildung auf den Arsch gefallen. Er ist der ungeschickteste Mann, den ich je gesehen habe. Der wird sich noch selbst umbringen, ehe die Feinde überhaupt eine Gelegenheit dazu bekommen.« Ich hatte zwar keine Ahnung, was er meinte, aber besonders lustig war es nicht. Dorian hatte eine Begabung dafür, die komischsten Erlebnisse trocken und langweilig darzustellen.
    James lachte höflich. »Und Marcus?« Das war seine letzte Hoffnung. Marc hatte immer etwas zu erzählen.
    »Ja, da gibt es schon etwas, aber ich darf es Euch nicht verraten«, verkündete er traurig.
    »Warum nicht?«, protestierte James.
    »Es ist eine vertrauliche Angelegenheit zwischen Mensch und Göttin. Ich kann nur sagen, dass manche Menschen Probleme mit Körperteilen haben, mit denen man nie gerechnet hätte.« Dabei blitzten seine Augen und ließen keinen Zweifel daran, welche Körperteile er meinte.
    Darüber mussten wir alle lachen.

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