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Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
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gefiel, dass wir zum ersten Mal wirklich allein waren. Ich glaube, wir bedauerten es beide ein wenig, als die Reise vorüber war und die Stadttore vor uns auftauchten.
    Bisher hatte keiner von uns beiden jemals die Umgebung von Lancaster oder Washbrook verlassen. Der Anblick der großen Stadt erschütterte mich, denn die Bilder und Zeichnungen, die ich in Büchern betrachtet hatte, wurden dem Ort gar nicht gerecht. Er war riesig. Die Straße war, schon Meilen ehe wir die mächtigen Tore erreichten, gepflastert. Am Eingang wurde die Straße breiter, sie maß sicherlich über zehn Schritte, und auf beiden Seiten standen massive Steintürme.
    In der Nähe der Hauptstadt gab es einen berühmten Steinbruch, der eine Menge Rosengranit für zahlreiche Bauten der Stadt geliefert hatte. Infolgedessen schien ein rosafarbener Schimmer über dem ganzen Ort zu liegen. Albamarl trug deshalb auch den Beinamen »die Rose von Lothion«.
    Die Wächter achteten nicht auf uns, als wir hineinritten. Wahrscheinlich kamen jeden Tag so viele Menschen durch die Tore, dass sie nicht alle genauer befragen konnten. Ich hielt an und erkundigte mich, wie wir den Königspalast finden könnten. Der Wächter sah mich seltsam an und sagte: »Folgt einfach nur der Hauptstraße. Ihr werdet ihn schon erkennen, wenn Ihr ihn seht.« Damit wandte er sich ab und wartete nicht einmal, ob ich vielleicht noch weitere Fragen hätte. Ich nahm mir vor, dass meine Wachen höflicher sein sollten, falls ich jemals welche aufstellen würde.
    Die Wegbeschreibung traf allerdings zu. Die Hauptstraße war vollkommen gerade und führte direkt ins Herz der Stadt hinein. Verschiedene gewundene Straßen zweigten von ihr ab und liefen wahrscheinlich rings um das Zentrum, während wir uns gewissermaßen auf der Speiche eines Rades geradewegs in das Zentrum hineinbewegten. Wir kamen an Steinbauten und Häusern vorbei, in denen verschiedene Geschäfte beherbergt waren, bis wir schließlich ein Gebäude erreichten, bei dem es sich nur um den Königspalast handeln konnte.
    Dessen Tor wurde etwas sorgfältiger bewacht. »Halt! Reisender, nenne dein Begehr!« Zwei Männer traten uns in den Weg. Ihre Mienen zeigten keine Regung – außer ungeheurem Desinteresse. Anscheinend waren hier müde Wanderer nicht eben willkommen.
    »Ich bin Mordecai Illeniel Graf di’Cameron. Dies ist meine Verlobte Penelope Cooper. Wir bitten um Einlass, da wir dem Ruf unseres Königs folgen.« Diese Worte sprach ich so hochmütig, wie es mir nur möglich war. Ich hatte bei Benchley Unterricht genommen.
    »Verzeiht mir, mein Lord, wenn es mir schwerfällt, Euch dies zu glauben. Habt Ihr Dokumente, die Eure Behauptung belegen?« Er musterte mich scharf, doch der zweite Wächter riss die Augen auf, beugte sich vor und flüsterte dem ersten Mann etwas ins Ohr. Was er sagte, konnte ich zwar nicht verstehen, aber die Wörter »Magier« und »Tremont« schnappte ich doch auf. Auch nach einem Jahr machte die Geschichte über die Schlacht in Lancaster offenbar immer noch die Runde.
    »Gewiss.« Ich zückte den Brief von König Edward. Als ich ihn übergab, sorgte ich dafür, dass der Mann auch den Siegelring meines Großvaters bemerkte. Er überflog das Dokument. Wahrscheinlich las er es nicht einmal richtig.
    »Wenn Ihr hereinkommen wollt, werde ich Euch gleich von jemandem eskortieren lassen, mein Lord.« Sein Tonfall klang jetzt entschieden höflicher. Wir wurden hineingeführt und sollten einen Augenblick im Hof warten. Gleich darauf tauchten zwei Burschen auf, die unsere Pferde übernahmen. Einer versicherte uns, man werde uns das Gepäck direkt in die Zimmer schicken.
    Penny flüsterte mir ins Ohr: »Macht dich das alles nicht schrecklich unruhig?«
    Ich lächelte sie zuversichtlich an. »Und ob. Aber eines habe ich von Marc gelernt: Lass dir den Schweiß nicht anmerken. Ein Aristokrat zu sein, beruht mindestens zur Hälfte auf Selbstvertrauen.« Ehrlich gesagt war ich noch nie im Leben nervöser gewesen als in diesem Augenblick.
    »Wenn Ihr mir folgen wollt, Herr.« Der Sprecher sah wie ein naher Verwandter von Benchley aus. Er legte jedenfalls das gleiche Gehabe an den Tag, dieser aalglatte Kerl. Der Diener führte uns durch ein Gewirr von Innenhöfen und Gängen, bis wir endlich eine Tür erreichten. Wahrscheinlich gehörte sie zu unseren Zimmern, und wenn dies ein Verlies war, dann war es vermutlich ein sehr vornehmes.
    Er öffnete und gab mir den Schlüssel. Die Zimmer – oder vielleicht sollte ich

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