Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
wird es. Du musst ihnen einfach vertrauen. Es sind gute Leute, und sie sind zäher, als man meinen könnte.« Sie schenkte mir einen flüchtigen Kuss.
Ich hoffte zwar, der Kuss werde ein erfüllenderes Nachspiel haben, aber Penny konnte in mancher Hinsicht so störrisch sein wie ein Maultier. Seufzend überließ ich mich dem Schlaf.
Der nächste Morgen begann verheißungsvoll. Die Menschen hatten ein Ziel, und das verlieh ihnen neue Kräfte. Die Arbeiter kümmerten sich emsig um den Bergfried, und die Steinmetze nahmen sich die Außenmauern vor, die fest und stabil stehen sollten. Beim Brand des Bergfrieds vor siebzehn Jahren war die äußerste Schutzmauer unbeschädigt geblieben. Selbst die Wände schienen noch einigermaßen intakt, wenngleich hier und dort einiges eingebrochen war. Wenn die Arbeiter dieses Tempo beibehielten, sollten die Mauern und die Tore binnen weniger Monate fertiggestellt sein.
Ich war wieder in der Schmiede und verzauberte weitere Anhänger, als ein Reiter aus Lancaster eintraf, ein normaler Laufbursche des Herzogs. Jedes Mal, wenn ich einen sah, fiel mir ein, dass ich früher oder später ebenfalls einige Boten einstellen musste. Es war recht unbequem, ständig Leute finden zu müssen, die zufällig gerade in die Richtung reisen wollten, in die ich eine Nachricht schicken wollte. Ich ging dem Boten entgegen.
»Eine Nachricht für Graf di’Cameron«, sagte er laut. Sein Pferd war in Schweiß gebadet. Die Botschaft schien dringend zu sein.
»Der bin ich«, stellte ich mich vor.
Überrascht sah er mich an. Die meisten Leute rechneten nicht damit, dass ein Graf wie ein gewöhnlicher Arbeiter mit der Schürze eines Schmieds bekleidet war. Er fing sich jedoch rasch und gab mir den zusammengerollten und versiegelten Brief. Ich riss ihn auf und las.
Lord Cameron,
ich hoffe, Ihr seid wohlauf, wenn Euch diese Botschaft erreicht. Leider habe ich keine guten Neuigkeiten. Seine Majestät Edward Carenval, unser König, entbietet seine Grüße. Ihr werdet umgehend in der Hauptstadt erwartet, um ihm Eure Gefolgstreue zu schwören. Ich sende hier den Brief mit, den er Euch geschrieben hat. Ihr sollt so bald wie möglich nach Erhalt dieses Befehls dort eintreffen, und es wäre in der Tat unklug, lange zu zaudern. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er Euch so zeitig zu sich ruft, aber Eure magischen Fähigkeiten haben die Lage offenbar schwieriger gemacht.
Was die andere Angelegenheit angeht, über die Ihr mich unterrichtet habt, so werde ich zehn Männer abordnen, die Washbrook bis zu Eurer Rückkehr beschützen sollen. Ich wünschte, ich könnte noch mehr Männer schicken, aber ich kann nicht viele Kämpfer entbehren, zumal die Natur der Bedrohung nicht klar ist. Bitte brecht so schnell wie möglich nach Albamarl auf und nehmt auch Penelope mit. Er wird sie kennenlernen wollen.
Wir treffen uns in der Hauptstadt. Auch ich wurde dorthin beordert, um wegen Devon Tremont Rede und Antwort zu stehen. Lord Tremont, der Vater, verlangt von mir Rechenschaft über den Tod seines Sohnes, und wenn ich meine Sache vortrage, könnte Euer Zeugnis hilfreich sein.
James Lancaster
Die zweite Botschaft war ebenfalls zusammengerollt, enthielt aber nichts Neues. Sie war wunderschön geschrieben und trug das persönliche Siegel des Königs. Es störte mich sehr, dass ich meine Leute in einem so gefährlichen Augenblick allein lassen musste. Zu Pferd würde die Reise gewiss eine ganze Woche dauern. Glücklicherweise hatte mein Vater seine Pferde mitgebracht, sonst hätte ich sogar zu Fuß laufen müssen. Ich hatte noch keine Zeit gehabt, mir eigene Pferde zu kaufen. Der Kurier musste noch ein Weilchen warten, bis ich meine Antwort verfasst hatte, denn zunächst machte ich mich auf den Weg zu Penny.
Sie war gerade damit beschäftigt, unsere neuen Gemächer in der Burg einzurichten. Sie sah mir sofort an, dass etwas nicht stimmte. »Was ist denn los?«
»Ich habe gerade eine Nachricht von James bekommen. Wir müssen in die Hauptstadt reisen. Auf der Stelle.« Es nützte ja nichts, drumherum zu reden.
»Jetzt gleich?«
»Ja. Der König ruft uns zu sich. Auch James muss dort erscheinen, um sich für Devons Tod zu verantworten.«
»Aber sie wollen doch hoffentlich nicht ihm die Schuld geben? Devon hat bekommen, was er verdient hatte!« Sie regte sich schon wieder auf. Ich versuchte, sie abzulenken, ehe sie sich zu sehr hineinsteigerte.
»Ich bin sicher, dass es sich nur um eine Formalität handelt. James soll vor
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