Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
war es mehr als seltsam. Ich wich zurück. »Verdammt, nun rede doch mit mir! Warum bist du so aufgelöst?«
»Halt den Mund.« Wieder küsste sie mich. Auch ihre Hände blieben nicht untätig. Eine Weile sträubte ich mich, aber wie heißt es doch? Wenn eine Frau sich einmal entschieden hat, kann ihr der Mann nur noch folgen. Das wollte ich mir zu Herzen nehmen.
Sie liebte mich mit einer verzweifelten Wildheit, die ich fast erschreckend fand, aber andererseits bin ich auch kein Feigling. Das sage ich mir jedenfalls selbst immer. Sie gab sich auch nicht so schnell zufrieden, und eine Stunde später war ich recht erschöpft. Ich konnte nur hoffen, dass auch sie müde wurde. Wenn nicht, hätte ich ein ernstliches Problem bekommen.
»Bist du jetzt bereit, mit mir zu reden?«, fragte ich.
Wieder weinte sie. Manchmal wirke ich eben so auf Frauen. Besonders beunruhigend war dies, weil ich der Ansicht war, mir wirklich große Mühe gegeben und ihr jeden Wunsch erfüllt zu haben. Endlich beruhigte sie sich und stieß ein paar Worte hervor. »Wir müssen abreisen, Mort. Hier können wir nicht bleiben.«
»Was? Man wird mich verbannen und ins Exil schicken oder noch Schlimmeres tun, wenn ich dem Ruf des Königs nicht Folge leiste.«
»Das spielt keine Rolle. Du darfst nicht der Graf di’Cameron sein. Du darfst es einfach nicht, wir müssen weglaufen. Alles ist besser als … als …« Sie begann schon wieder zu weinen.
»Aber das kann ich nicht, und ich werde meine Leute auch nicht im Stich lassen. Sie brauchen mich. Sie brauchen uns. Wir tragen Verantwortung, Penny. Was ist denn nur auf einmal mit dir geschehen?« Die größten Sorgen machte mir die Einsicht, dass sie ganz sicher nicht den Verstand verloren hatte. Was dies auch ausgelöst haben mochte, gewiss gab es einen triftigen Grund für ihr Verhalten.
»Ich hatte eine Vision«, begann sie und hielt gleich wieder inne.
Ich wartete eine geschlagene Minute, bis ich sicher war, dass sie freiwillig nichts mehr sagen würde. »Was für eine Vision?«
»Wir müssen abreisen, Mort. Es wird keine Zukunft für uns geben, wenn wir auf diesem Weg weitergehen.« Sie suchte meinen Blick. So verzweifelt hatte ich sie noch nie erlebt.
»Was hast du gesehen?« Ich musste die Frage mehrmals wiederholen. Sie war ausgesprochen störrisch. »Ich rühre keinen Finger, solange du es mir nicht gesagt hast«, erklärte ich.
Das überzeugte sie. Sie rang noch eine Weile mit sich, gab es aber letzten Endes auf und schrie mich an: »Ich habe deinen Tod gesehen! Bist du jetzt zufrieden? Hörst du jetzt endlich auf mich?«
Obwohl ich sehr betroffen war, blieb ich ruhig. »Wann?«, fragte ich.
»Ich glaube, in weniger als einem Jahr. Irgendwann im Frühling. Deshalb müssen wir fort von hier. Wir dürfen auch nicht nach Washbrook zurückkehren«, beharrte sie.
»Dann geschieht es zu Hause? Wie denn?« Diese Sache machte mir große Angst, und ich war nicht einmal sicher, ob ich die Antwort überhaupt hören wollte.
»Das kann ich dir nicht sagen, es fällt mir zu schwer. Jedenfalls war Krieg, und du bist in der Schlacht gestorben. Ich konnte nichts tun, um es zu verhindern.« Sie hatte inzwischen aufgehört zu weinen und sah mich scharf an.
»In einer Schlacht können viele Dinge geschehen, und du kannst nicht sicher sein, dass es genauso enden wird. Gegen wen haben wir gekämpft?« Soweit ich es wusste, hatte Lothion weder im Inland noch außerhalb irgendwelche Feinde, wenn man einmal von ein paar verrückten Kultanhängern absah.
»Ich weiß nicht, wer es gewesen ist, aber ich weiß, was geschehen wird. Mort … ich weiß es einfach! Ich konnte spüren, dass du diesem Schicksal unmöglich entgehen kannst«, drängte sie.
»Die Zukunft liegt nicht ganz und gar fest.«
»Bisher ist alles eingetreten, was ich gesehen habe«, widersprach sie.
»Was ist mit dem Priester, der die Menschen vergiften wollte?« Ich wusste genau, dass sie dies verhindert hatte.
»Als ich es sah, wusste ich auch, dass ich eingreifen konnte, und das habe ich getan. Doch alles, was ich vorher und danach gesehen habe, ist eingetreten. Die Vision, die ich heute empfangen habe, können wir nicht verändern.« Sie sprach mit einer Gewissheit, die mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
»Lass mich darüber nachdenken.« Ich ging zur Veranda hinaus. Ich habe es noch nicht erwähnt, aber von unserem Zimmer aus hatten wir einen wundervollen Ausblick auf den Garten. Sie wollte mir folgen,
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